Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen

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Westfalen 1, Nr. 76

1315 März 6

Abkommen zwischen den Grafen Johann und Ludolf von Roden und Wunstorf (Johan de eldere unde Ludolff de jungere van Godes gnaden greven van Rodhen unde van Wunstorpe) mit Bischof Gottfried von Minden (bysscopp Godefrides van Minden) anlässlich der Entlassung der Grafen aus der Gefangenschaft. Sie geloben, am Tag nach St. Johannes im Mittsomer (des negesten daghes sinte Johannes to myddensomers, de nu kumth) (1) in die Gefangenschaft des Bischofs zurückzukehren und den mit Herzog Otto von Braunschweig und Lüneburg ausgehandelten Frieden zu halten. Auch entbinden sie die Bürger von Wunstorf aus dem ihnen geleisteten Huldigungseid (huldeginge under der eede). Darüber hinaus verzichten sie (2) auf zahlreiche Rechte in der Stadt Wunstorf, unter anderem auf die Rechte an den Juden (Ock vorwylkore we unde vorthiet an dussem breve alles rechten, off we yenich hedden an hus unde an stad to Wunstorpe, an luden unde an lande, an watere unde an weyde, an holte unde an velde, an drisch unde an marke, an vischerien und an wischen unde an molen unde an tolen, an munte unde an joden, an richte unde an rechte buthen unde bynnen, so weleke we dat hadden …). (3)

Dat is gescheyn na Godes bord dusent yare drehundert yare in deme vyfftegeden jare des donnersdages vor sante Gregoriesse dage in der vasten.

(1) Johannestag: Juni 24.

(2) Vorwillekoren im Sinne von 'verwillküren', freiwillig verzichten, zugestehen, entsagen, preisgeben, gütlich übereinkommen. In der Literatur findet sich auch die Auffassung, dass die einige Jahre zuvor getroffenen Vereinbarungen bezüglich einer gemeinsamen Wahrnehmung der Rechte (WF01, Nr. 32) weiterhin Gültigkeit hatte.

(3) Vgl. die einige Jahre zuvor getroffenen Vereinbarungen (WF01, Nr. 32), die keine dauerhafte Lösung des Konflikts zwischen den Grafen von Roden (und Wunstorf) und dem Bischof von Minden gebracht hatten. Zu dieser Auseinandersetzung und zu ihrem Fortgang: Ohlendorf, Wunstorf (1957), S. 31-36.

Überlieferung:

Hannover, StadtA, 1 AA 3, Nr. 8201, fol. 101r-102v, Abschr. (18. Jh.), dt., Perg.; ebd., Msc. T 36, Nr. 6, S. 487-491 (Abschr., 18. Jh.); ebd., Msc. T 38, Nr. 1, S. 188 f. (Abschr., 18. Jh.); ebd., Dep. 79, Msc. 173, S. 55, Nr. 63; Münster, LA, Msc. VII 2423 A, fol. 236 f. (Abschr., 19. Jh.); ebd., Msc. VII 6817, fol. 131 f. (Abschr. 19. Jh.).

Kommentar:

Die Urkunde ist nur in einer neuzeitlichen Abschrift in einem Kopialbuch mit Urkunden der Diözesen Minden und Bremen erhalten. Dieses stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert; vgl. Uebersicht über die Bestände des Stadtarchives [Hannover] (Fortsetzung), S. 4 (Nr. 98). Es dürfte sich dabei aber um die Kopie eines älteren Kopialbuches halten (zumindest wird eine Paginierung des Vorgängers verzeichnet).

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WF01, Nr. 76, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WF01/WF-c1-002v.html (Datum des Zugriffs)

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