Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen

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Westfalen 1, Nr. 116

1325 April 7, Hameln

Der Jude Mose vereinbart samt seinem Gesinde mit dem Rat der Stadt Hameln, Steuern zu zahlen, Mauerwachdienst zu leisten und sich an den städtischen Befestigungsarbeiten zu beteiligen. Rechtsverstöße büßt er wie die übrigen Bürger, Eid leistet er gemäß der Ratsvorgabe. Von der Haltung von Pferden, deren Verleihung sowie der Versammlungspflicht ist er befreit. Diese Regelung gilt von Ostern an für sechs Jahre. Als Gegenleistung zahlt Mose dem Rat jährlich zum Michaelstag 2 Pfund. Ihm verpfändete Pferde kann er - wenn er das will - gegen Erstattung der Kosten füttern. Seine Wohnung darf er nach Belieben wählen. Die übrigen Bürgerpflichten soll er wie jeder andere Bürger erfüllen.

Moyses unde syn ghesinne, dat unverscheden wan ome ys, hebbet ghedeghedinget mitteme rade, dat he scal scoten, waken unde burwereken. Deyt he enne broke, den scal he beteren als en ander borghere enne et scal he don also es de rat overkumt perdeholdendes, lenendes unde nicht nebeden upme hus tho sittende (1). Dosser driger sake scal he ledeg unde los wesen wan deme rade. Dosse deghedinc scal stan van paschen (2) wort over ses jar. Dar scal he demme rade umme gheven tve punt tho me jare. De heft he ghegheven wor en jar (3); wanne dat jar umme komet tho deme nogesten synte Michelis daghe (4), so scal he gheven tve punt, jo tho synte Michelis daghe benthe ses jar umme komet, set mem ome perde, de mach he woderen ift he wil wor syn ghenlt. Dat syn mach he lenen, wor he wil ane dvanc. He scal oc don burlike dinc al dat deyt en bur boven unde beneden ome ane de worsprokenen dinc.

Datum anno domini Mͦ CCC XXV in festo Pasce. (5)

(1) upme hus tho sittende: Gemeint ist nach GJ 2, 1, S. 330, Anm. 25, die Dingpflicht bzw. nach Magin, Hameln (1997), S. 33, Anm. 39, die Pflicht, an den auf dem Rathaus anberaumten Versammlungen teilzunehmen. Dieser Bürgerpflicht wird nur noch in dem Vertrag von 1322 (WF01, Nr. 101) und den übrigen des Jahres 1325 (WF01, Nr. 114, WF01, Nr. 113 und WF01, Nr. 115) erwähnt; spätere Abmachungen enthalten sie nicht mehr (weil sie nach Einschätzung der GJ in den frühen Dokumenten nur deshalb benannt wurde, um sie von den allgemein verlangten bürgerlichen Pflichten abzugrenzen, und später ihr Ausschluss keiner gesonderten Hervorhebung bedurfte).

(2) 1325 April 7.

(3) Anders als in den übrigen Dokumenten des Jahres (WF01, Nr. 114, WF01, Nr. 113 und WF01, Nr. 115) erfolgt keine zweijährige Vorauszahlung.

(4) September 29.

(5) Vgl. die zeit- und inhaltsgleichen Dokumenten für Lutteke Bonom (WF01, Nr. 114), einen unbekannten Juden (WF01, Nr. 113), und Bonom von Oldendorf (WF01, Nr. 115).

Überlieferung:

Hameln, StadtA, Best. 190, Nr. 1, S. 3 f., [9], Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Zum Donat vgl. WF01, Nr. 37.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WF01, Nr. 116, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WF01/WF-c1-0031.html (Datum des Zugriffs)

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