Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen

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211 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 180.

Westfalen 1, Nr. 173

1340 Dezember 10, Hameln

Der neue und der alte Rat der Stadt Hameln beurkunden, dass sie den Juden Samuel, den Sohn Anselms von Osnabrück (1), Perle, seine [Samuels] Ehefrau, ihre Kinder und ihre rechten Erben als Bürger aufgenommen haben und sie wie die anderen Bürger schützen wollen (Samwele den joden, Ansemes sone van Osenbrugge, unde Perlen sine echten vruwen unde ore kindere unde ore rechten erven hebbet entfengen to usen borgheren unde scolen unde willet se truweliken vordeghedinghen like usen anderen borgheren). Sie haben mit dem Rat vereinbart, dass sie vom kommenden Osterfest (2) für zehn Jahre (dat se scolen teyn jar, de nu na der negesten hochtit to passchen vort to samede negest to comende sint) von der Steuerzahlung (van scotes) befreit sein sollen, ebenso von der Pferdehaltung (van perdeholdende), von deren Verleih (van lenende), von Sondersteuern (van allerleyge notbede) und von anderen Pflichten (van allerleyge plicht), es sei denn man erbittet von ihnen mit ihrem Einverständnis etwas (ot eynsi dat we se mit willen wes ghebidden moghen). Sie sollen Befestigungsarbeiten (burwerken) und Wachdienst (waken) leisten wie die anderen Bürger. Verstöße gegen das herzogliche oder städtische Recht sollen sie wie die anderen Bürger büßen (deden se ok broke, de uses heren des hertoghen van Brunswik richte eder use stat anrorde, de scolden se beteren also andere use borghere). Für die ersten sechs Jahre vom kommenden Osterfest an haben sie bereits volle Gegenleistung erbracht, danach sollen sie für jedes Jahr acht Mark lötiges Silber zu Ostern leisten (van der voresegheden ersten sees jar weghene, de nu na der nogesten hochtit to paschen vort nogest to comende sin, hebbet se alse mit os edeghedinget, dat se os vol don hebbet unde dat se van os tinses los sint; wan aver de sees jar umme comen sint, so scolen se os an juwelikeme jare dere anderen veer jar jo gheven achte mark lodeghes sulveres in der hochtit to paschen). Nach Ablauf von zehn Jahren verlieren diese Bestimmungen ihre Gültigkeit, die Juden behalten aber, sofern sie bleiben wollen, Bürgerschaft und alle Rechte wie die übrigen Juden, die Bürger in Hameln sind (wanne den de voresegheden teyn jar umme comen sint in dere wyse, de vore bescreven steyt, so es dosse bref ledech unde los, so scolen se besitten in user stat, ift se mit os wonen willet, in user borgherscop unde in alleme rechte like usen anderen joden, de use borghere sint).

Dosse bref es ghegheven na der bort uses heren godes dusent drehundert jar in deme vertighesten jare in deme dridden daghe neghest vor sinte Lucien daghe. (3)

(1) Vgl. zu Anselm von Osnabrück NO01, Nr. 36.

(2) 1341 April 8.

(3) Der Eintrag ist gestrichen. Es folgt von späterer Hand: na na user kinder uthgang M CCC XX III

Überlieferung:

Hameln, StadtA, Best. 190, Nr. 1, S. 76, [264], Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Zum Donat vgl. WF01, Nr. 37.

(Johannes Deißler) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WF01, Nr. 173, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WF01/WF-c1-0032.html (Datum des Zugriffs)

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