Förderung des Projekts über rabbinische Rechtsgutachten

01.12.2017, in: Veranstaltungen

Das bereits im vergangenen Jahr von der German-Israeli-Foundation bewilligte Projekt „Responsa and Archival Records in Legal and Cultural Conversation“ unter Leitung von Prof. Dr. Eva Haverkamp (LMU München) und Prof. Dr. Simcha Emanuel (HU Jerusalem) in Kooperation mit Dr. Christoph Cluse (AMIGJ, Universität Trier) hat seine Arbeit aufgenommen.

Chaim Or Sarua, She'elot u-teshuvot [Fragen und Antworten] (Frankfurt a. M., UB, Ms. hebr. qu. 4, fol. 33r; Digitalisat: https:http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/mshebr/content/titleinfo/1885701).

Während bislang die rabbinischen Rechtsgutachten (Responsa) und die sonstige mittelalterliche Quellenüberlieferung Untersuchungsgegenstand unterschiedlicher Forschungsrichtungen mit gänzlich anders gearteten Fragestellungen waren, versucht das Projekt erstmals Experten für beide Forschungsrichtungen zu einer intensiven Kooperation zusammenzuführen. Das vordringliche Ziel des Vorhabens ist es, ein umfangreiches Corpus von Rechtsgutachten für das Reichsgebiet in der zweiten Hälfte des 13. und im 14. Jahrhundert zu erstellen und mit der weiteren Überlieferung zu vergleichen, um neue Erkenntnisse zur Geschichte der Juden im mittelalterlichen Aschkenas zu gewinnen.

Das Corpus wird rabbinische Rechtsgutachten, die datierbar sind oder auf spezifische Ereignisse, Orte oder Gesprächspartner verweisen, ebenso aufnehmen wie solche, die aus jüdischer Perspektive Einblicke in christliche Praktiken und Gebräuche vermitteln. Umgekehrt kommt erst im Konnex mit der rabbinischen Literatur den lateinischen und deutschen Quellen ein bedeutender Zeugniswert für die Wahrnehmung und die Anwendung jüdischen Rechts und jüdischer Gewohnheiten in der mittelalterlichen christlichen Welt zu. Die Themen, die in den ausführlichen kollaborativ verfassten Kommentaren zu den einzelnen Rechtsgutachten zu behandeln sind, betreffen vornehmlich die ökonomischen und sozialen Interaktionen von Christen und Juden, die Praxis von Steuererhebung und -verwaltung, jüdischen Immobilienbesitz, lokale Gerichtspraktiken, parallele religiöse Gebräuchen und gesellschaftliche Konventionen.

Sowohl der geographische als auch der chronologische Zuschnitt des Projekts korrespondieren weitgehend mit der ersten Phase (1273–1347) des Akademievorhabens „Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich“, auf dessen Website die umfassend kommentierten Quellen als eigenständige Teilcorpora online zugänglich gemacht werden.

Das Verfahren ist bereits im Rahmen einer einjährigen Projektstudie des Arye Maimon-Instituts mit der Hebräischen Universität Jerusalem 2011/12 sowie im Zusammenhang mit der zeitlich befristeten Anstellung von Dr. Rachel Furst aus Jerusalem am Trierer Arye Maimon-Institut 2015/16 mit beachtlichen neuen Einsichten erfolgreich erprobt worden. Ein erster gemeinsamer Workshop von Responsenprojekt, Akademievorhaben und AMIGJ fand am 17. und 18. Oktober 2017 in Trier statt.

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