Sources regarding the history of the Jews in the Archbishopric of Mainz (1273-1347)

Back to list

340 records in this corpus. Displaying record 6.

Ebm. Mainz 1, Nr. 6

1275 Februar 1

König Rudolf [von Habsburg] bekundet, dass er in dem an ihn herangetragenen Streit zwischen dem Mainzer [Erz-]Bischof Werner [von Eppstein] einerseits sowie dessen Dienstmannen und den Bürgern von Mainz andererseits seine Getreuen, den Grafen Dieter [V.] von Katzenelnbogen (Dietheren von Kacenelnbogen) und Philipp [V.] von Bolanden (Bonlandin), mit Einverständnis beider Parteien mit der Ermittlung des Sachverhalts beauftragt hatte. Nachdem diese ihre beeideten Ergebnisse brieflich dem König mitgeteilt haben, entscheidet dieser, dass das frühere Schiedsurteil des Grafen Eberhard von Katzenelnbogen (Kacenelnbogen) und Reinhards [I.] von Hanau (Hagenowe) (2) als Vertreter des Mainzer Erzbischofs, des Truchsessen von Rheinberg (drucsezzen von Rinberg) und Wilhelms von Rüdesheim (Rudensheim) als Vertreter der Dienstmannen sowie von Her oder H(einrich) (3), dem Schultheißen, und Humbrecht von dem Widder (von deme Widere) als Vertreter der Mainzer Bürger Bestand haben soll. Die offen gebliebenen Streitpunkte soll dasselbe Schiedsgremium noch entscheiden. Fehlt ein Mitglied, soll es durch eine andere Person ersetzt werden. Kann der Erzbischof beweisen, dass er freventlich an der Ausübung seines Richteramts gehindert wurde, sollen die Verursacher ihm Entschädigung leisten. Für das, was der Schultheiß und seine Leute in der Verteidigung des bischöflichen Gutes getan haben, als die Leute (die luthe) das Schiff des Bischofs nehmen wollten, sollen sie niemandem Entschädigung schuldig sein. Diejenigen, die in den Hof des Schultheißen eingedrungen sind, seinen Wein aufgeschlagen und in den Hof ausgeschüttet haben, sollen Besserung nach Recht leisten. Johann Brömser (Brûmezere) und seine Helfer sollen für das, was sie getan haben, um sich gegen die Knechte des Erzbschofs zu wehren, als diese Johanns Schiff nehmen wollten, keine Besserung schuldig sein. Von der Burg Rüdesheim ([zu Rudensheim), die man zu Erbe hat von dem Mainzer Domstift, sollen diejenigen, die behaupten, dass die Zinseinkünfte, die von diesem Erbe anfallen, ihre rechten Lehen sind, dann besagte Zinsen einziehen dürfen, wenn sie urkundliche Beweise von Erzbischof und Domkapitel vorweisen können, andernfalls sollen die Zinseinkünfte dem Domstift zufallen. Alles, was der Erzbischof wegen des Turms Heinrichs des Alten gelobt hat, soll er stets halten. Da der König von denjenigen, die darüber befinden sollten, erfahren hat, dass die Söhne der Frau Margarete an der Tötung der Juden unschuldig sind, entscheidet der König, dass man für sie Schadenersatz leisten soll (unde want uns gesagit ist von den ginen, an die iz gesezzit wart, daz wr (4) Margretin suͤne unschuldic sin an den iuden, die do erslagen sint, so sprechen wir daz: daz man iren schaden bezzeren sal). Beide Parteien sollen sich an die in der vorliegenden Urkunde festgehaltenen Urteile halten, andernfalls sie gegen des Königs und des Reiches Huld handeln.

Siegelankündigung des Ausstellers.

Der brif wart gegeben na unseris herren geburt dusint iar, zueihundert iar, sibenzech unde wnf [!] iar, in deme anderen iare, daz wir wrden gecronet, an sente Brigiden dage.

(1) Die Behauptung in Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsgerichts 3, Nr. 39, S. 33, diese Edition basiere nicht auf der Überlieferung A, erscheint unbegründet.

(2) Gemeint ist nicht Hagenau im Elsass, so irrtümlich das UB zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien 5, Nr. 384, S. 253.

(3) Der Name des Schultheißen ist in A und B mit H. abgekürzt, das in A beigegebene Kürzungszeichen rechts oben neben dem Großbuchstaben H dürfte entgegen CAOU nicht als er-Kürzel zu verstehen sein; es unterscheidet sich denn auch deutlich von einem solchen in dem Namen Brûmezere.

(4) wr = ver (vrouwe): 'Frau'.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Urkunden 955, Orig. (A 1) (keine Ausfertigung der Reichskanzlei); weitere Ausfertigung (ebenfalls nicht aus Reichskanzlei): Mainz, StadtA, U / 1275 Februar 1 (A 2), dt., Perg.; Würzburg, StA, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 20, fol. 91r/v (Abschr., 14. Jh.) (B).

  • UB zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien 5, Nr. 384, S. 252 f. (aus A, nach CAOU, doch mit Fehlern);
  • CAOU 1, Nr. 235 A/B, S. 235 f. (aus A);
  • Codex diplomaticus Nassoicus 1, 2, Nr. 873, S. 510 f. (aus A, ungenau);
  • Bodmann, Alterthümer 1 (1819), S. 256 (aus B);
  • Subsidia diplomatica 4, Nr. 100, S. 345-348 (aus A, ungenau) (1).
  • www.vdu.uni-koeln.de/vdu/DE-StaMainz/Urkundenbis1371/U__1275_Februar_1/charter [letzter Zugriff: 20. November 2013];
  • Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsgerichts 3, Nr. 39, S. 31-33;
  • CAOU 5, Nr. 235, S. 29;
  • Urkunden des Stadtarchivs Mainz 1, Nr. 210, S. 78 f. (nicht ganz korrekt);
  • Regesten zur Geschichte des Niederrheingaus, Nr. 15, S. 454 (zu Juli 23);
  • RI 6, 1, Nr. 326, S. 92 f.;
  • Pischek, Frage (1892), S. 13;
  • Regesta archiepiscoporum Maguntinensium 2, Nr. 354, S. 392;
  • RI (alt) 1246–1313, Nr. 156, S. 68.
  • Güntzel, Iudei (2010), S. 39;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 227 f.;
  • GJ 2, 2, S. 512;
  • Fischer, Stellung (1931), S. 181;
  • Vancsa, Auftreten (1895), S. 31 und 79;
  • Von der Ropp, Erzbischof (1872), S. 105.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 26.06.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 6, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-000h.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Back to list