Decrees and constitutions of synods and councils

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Synoden und Konzilien 1, Nr. 6

1298 [vor Juli 2], Würzburg, Würzburg

Die Beschlüsse der Würzburger Diözesansynode unter Bf. Manegold (1287-1303) von 1298 bestimmen, dass Sakralgegenstände nicht als Pfand gegeben werden dürfen, es sei denn in einer Notlage der Kirche und dann mit Zustimmung der Pfarrangehörigen. Kelche und liturgische Gewänder dürfen ferner Juden nicht überlassen werden, wenn sie nicht fest verschlossen werden, damit sie nicht mit deren Händen berührt werden können, wodurch sie dem Heiland Schmähungen zufügen (Statuimus, quod ornamenta ecclesiae non obligentur pignori, nisi pro necessitate ecclesiae et de consensu parochianorum. Calices vero et vestes sacrae Judaeis non exponantur, nisi firmiter obserentur, ne ipsorum manibus valeant attrectari, quibus, ubi possunt, contumeliam irrogant Salvatori).

Synodus dioecesana Herbipolensis, a Manegoldo, Herbipolensi episcopo, celebrata anno Christi MCCXCVIII, Bonifacii VIII. Papae IV, Adolphi Regis VII. (1)

(1) Die Datumzeile fehlt im Ms. Da König Adolf am 2. Juli in der Schlacht bei Göllheim fiel, muss die Synode zuvor stattgefunden haben.

Überlieferung:

Bamberg, StB, Msc. Theol. 207, fol. 55r-67r, hier: fol. 58r, 13./14. Jh., lat., Pergament; Schlettstadt, BM, Ms. 17, fol. 309r-314r, Abschr. (15. Jh.), Papier.

  • Synodicon Herbipolense, S. 139-159, hier: S. 145;
  • Concilia Germaniae 4, S. 24-36, hier: S. 28.
  • Müller, Verpfändung (2012), S. 191 f.;
  • Johanek, Synodalia 1 (1978), S. 103-107;
  • Himmelstein, Synodicon (1855), S. 115.

Kommentar:

Unter den für das Reichsgebiet überlieferten Synodalstatuten wird in den Würzburger Beschlüssen von 1298 erstmals ausdrücklich das allgemein gehaltene Verbot der Verpfändung von Sakralgegenständen an Juden begründet mit der sich aus der Verpfändung ergebenden Gefahr, dass diese Pfänder von den Juden zur Schmähung des christlichen Glaubens genutzt werden. Diese Konkretisierung findet sich auch in späteren Synodal- und Konzilsstatuten; vgl. SK01, Nr. 7; SK01, Nr. 8; SK01, Nr. 13; SK01, Nr. 14; vgl. zur Rezeption der Würzburger Statuten in den späteren Straßburgern Johanek, Synodalia 1 (1978), S. 103-107; allgemein zur Thematik Müller, Verpfändung (2012), S. 191 f. Auffälligerweise wird im vorliegenden Statut die Begründung noch derart konkretisiert, dass diese Schmähung durch die Berührung der Objekte mit den Händen der Juden geschehen könne. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen den Konzilsbestimmungen und dem Beginn der Judenverfolgungen unter König Rintfleisch (1298 April 20). Zu den Rintfleischverfolgungen vgl. Lotter, Judenverfolgung (1988).

(rri.) / Letzte Bearbeitung: 03.07.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, SK01, Nr. 6, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/SK01/CP1-c1-01lc.html (Datum des Zugriffs)

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