Decrees and constitutions of synods and councils

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Synoden und Konzilien 1, Nr. 3

1284 März 17, St. Pölten, St. Pölten

Die Statuten der St. Pöltener Diözesansynode unter Bf. Gottfried von Passau (1282-1285) von 1284 bestimmen im Kap. Quod Christiani servientes Judaeis excommunicentur: Da es den Juden schon lange verboten ist, christliche mancipia (1) zu halten, sollen die Pfarrer und andere Vorsteher von Kirchen in den Orten, in denen sich Juden niedergelassen haben, die Exkommunikation der Ammen und sonstigen Bediensteten der Juden an Sonntagen verkünden. Dasselbe gilt für Christen, die bei Juden ihr Geld anlegen oder von diesen Wucher erhalten oder - wie die Juden - ihr Geld zu Wucher verleihen (Item cum dudum Judaeis prohibita et interdicta sint mancipia christiana, volumus et praecipimus, ut plebani et alii rectores ecclesiarum, ubi sunt domicilia Judaeorum, diebus Dominicis omnes de fide catholica Judaeorum nutrices et servientes denuntient excommunicatos. Etiam denuntient omnes alios Christianos, qui apud Judaeos pecuniam suam locant aut a Judaeis usuram recipiunt, vel, ut Judaei, eamdem pecuniam mutuent ad usuram).

Acta sunt haec apud S. Hippolytum anno Domini millesimo ducentesimo octuagesimo quarto XVI. kal. Aprilis.

(1) Dem breiten Bedeutungsgehalt von mancipia sind Elemente von Unfreiheit bis hin zum Sklavenstatus impliziert. Im vorliegenden Kontext wird der Begriff jedoch eindeutig auf Bedienstete bezogen (nutrices et servientes).

Überlieferung:

Lilienfeld, Stiftsarchiv, Cod. 118, fol. 132v-138r, Abschr. (13. Jh.), lat.; Seitenstetten, Stiftsarchiv, Cod. 238, fol. 2v-6v (13. Jh.); St. Florian, Stiftsarchiv, Cod. XI 720, fol. 62v-68r (13. Jh.); München, BHStA, Clm. 1128, fol. 1r-4v (14. Jh.); Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 633, fol. 1r-9v (14. Jh.).

  • Sacrorum conciliorum collectio 24, Sp. 503-518, hier: Sp. 510;
  • Concilia Germaniae 3, S. 673-682, hier: S. 677.
  • Regesten zur Geschichte der Juden in Österreich 1, Nr. 65, S. 79;
  • Grayzel, Church 2 (1989), S. 254.
  • Lohrmann, Wiener Juden (2000), S. 60 und 145;
  • Schreckenberg, Adversus-Judaeos-Texte (1994), S. 285 f.;
  • Johanek, Synodalia 1 (1978), S. 197-207 und 217-224;
  • Scherer, Rechtsverhältnisse (1901), S. 337 f.

Kommentar:

Die Bestimmung, wonach Juden keine christlichen mancipia halten sollten, geht auf das dritte Lateranum zurück und wird auch in anderen Statuten der Zeit mehrfach wiederholt; vgl. SK01, Nr. 1; SK01, Nr. 5; SK01, Nr. 10; SK01, Nr. 11. Gleiches gilt - allerdings modifiziert - für das Verbot, Geld- oder Pfandgeschäfte mit Juden zu betreiben; vgl. SK01, Nr. 2; SK01, Nr. 8; SK01, Nr. 13; SK01, Nr. 14. Offenbar sollte der bis dahin wenig erfolgreichen Durchsetzung mit der öffentlichen Verkündung der Exkommunikation Nachdruck verliehen werden.

(rri.) / Letzte Bearbeitung: 09.05.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, SK01, Nr. 3, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/SK01/CP1-c1-01m3.html (Datum des Zugriffs)

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