From Werra and Leine to Bober: Sources regarding the history of the Jews in Thuringia and Saxony

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281 records in this corpus. Displaying record 83.

Thüringen/Sachsen 1, Nr. 82

1303 August 21

Friedrich, Markgraf von Meißen und im Osterland (Fridericus Misnensis et Orientalis marchio), verkündet öffentlich, dass er am Sonntag Judica (dominica qua cantatur Iudica) (1) von seinem Vater, Landgraf Albrecht von Thüringen (Albertus Thuringie lanthgravius), von der Wartburg nach Weißensee geschickt wurde (… de Wartperch Wizzense mitteremur), um die Passion des seligen Konrad (passio beati Conradi) zu untersuchen. Mit eigenen Augen habe er den Leichnam im Wingert liegen sehen. Dieser habe einen angenehmen Anblick geboten, nicht übel gerochen, und auch die Glieder seien beweglich gewesen. Allerdings seien unter seinen Finger- und Fußnägeln kleine Wunden gewesen, die den Eindruck erweckt hätten, als seien sie mit Mehlstaub bedeckt gewesen, um die Augen des Betrachters leichter täuschen zu können (Preaterea sub singulis unguibus digitorum et pedicarum suarum minuta vulnera videbantur, que quasi pasto farine obstructa erant, ut oculi intuencium facilius fraudarentur.). Während der Körper des Knaben ehrenvoll in den Chor der Peterskirche in Weißensee (in civitate Wizzense) überführt wurde, habe er selbst gesehen, dass ein lahmer Mann plötzlich wieder gehen konnte. Viele vorsorgliche und kluge Mönche, Kleriker und Laien hätten ihm wahrheitsgemäß von zahlreichen solchen Wundern berichtet. Auf Grundlage dieser Beweise habe Friedrich im Auftrag seines Vaters Gericht über die Juden gehalten (Ad quorum signorum indicia mandato reverendi patris nostri prenotati iudicium fecimus de iudeis).

In cuius rei testimonium sigillum nostrum presentibus est appensum. Datum anno domini millesimo trecentesimo tercio, duodecimo kalendas septembris.

(1) 1303 März 24.

Überlieferung:

Erlangen, UniBib, Ms. 423, fol. 120r-121r, Abschr. (14. Jh.), lat., Perg.

  • Kühne/Mötsch, Heiliger 2 (2013), S. 14 f. (dt. Übers.);
  • Kühne/Mötsch, Heiliger 1 (2012), S. 35;
  • Kühne/Mötsch, Heiliger 1 (2012), S. 17.

Kommentar:

Das Schreiben ist inseriert in dem Protokoll der von Erzbischof Gerhard II. von Mainz (1288-1305) eingesetzten Kommission zur Untersuchung der von Konrad von Weißensee gewirkten Wunder, die die Zeugenaussagen am 6., 7., 20. und 21. September 1303 aufnahm. Erhalten ist das Protokoll lediglich abschriftlich gemeinsam mit der Passio Conradi in der Erlanger Handschrift des 14. Jahrhunderts; vgl. auch TW01, Nr. 77. Die älteren Drucke des Schreibens beruhen sämtlich auf der um 1500 angefertigten und 1508 jeweils in deutscher und lateinischer Sprache gedruckten, verderbten Fassung der Passio Conradi; vgl. Kühne/Mötsch, Heiliger 1 (2012), S. 17-19 (abgedruckt in: Kühne/Mötsch, Heiliger 2 (2013), S. 33 f.).

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 82, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-004v.html (Datum des Zugriffs)

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