Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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Brandenburg 1, Nr. 97

1342 Dezember 13

Marquard von Lutterbach (1), markgräflicher Vogt von Spandau, bekundet, dass Arndt von Bredow und seine Familie (Arnt van Bredow eyn knecht unde Anna syn husvrowe unde Otto und Hans sine Sone, dy mundich sin unde sine rechte[n] erfnamen) im Rahmen der Verpfändung bestimmter Dörfer dem Juden Meyer zu Berlin jährliche Einkünfte von 25 Pfund zusichern, um in fünf Jahren den Kredit von 125 Pfund abzubezahlen. 16 Pfund sollten dem Juden jährlich aus dem Barnim-Dorf Gratzow jeweils am Martinstag (11. November) bezahlt werden, die verbleibenden neun Pfund sollten aus der Bede von Wendisch-Buch am Michaelstag (29. September) und am Nikolaustag (6. Dezember) bestritten werden: unde dy neghen phunt czu Wendyschen Buk in der bede in den selven vif jaren al umme uf czu hevende alle jar uf sunthe Mychyles daghe unde uf sunthe Nycolaus daghe, dy nach eyn ander nu czu komende sint.

Ebenso sicherte sich Meyer für die Fälle ab, dass einer der Bürgen, Andraas Sparre oder Hannes van Bredow, verstürbe. In diesem Fall sollte ein anderer Bürge benannt werden: Weret dat ghescheghe, dat der borgen eyn storve […] so scolen dy saheweldychen eyn andern also gut weder an sine stede secken. Sollten die Dörfer wüst fallen oder andere Unwägsamkeiten eine ordnungsgemäße Bezahlung an Meyer und etwaige Rechtsnachfolger (unde sinen rechten erfghenamen) zu verhindern geeignet sein (vort mer weret sake, dat Meyger Jode unde sinen rechte erfnamen engerleye hindernisse oder engerleye ghebreke an den vorbescreven dorpen worde […] Weret aver dat dy dorpe tu nicht worden […]), dann sollten die Bürgen für acht Tage lang zu viert nach Berlin einreiten, also Einlager halten. Letztlich wird auch die Möglichkeit, den weiteren Rechtsweg vor dem Vogt respektive dem Markgrafen zu beschreiten, angeführt.

[G]he gheuen na godes bort dusent jar dryhundert jar in deme cuevndevirtichsten jare an sunthe lucien daghe.

Siegelankündigung des Ausstellers. (2)

Rückvermerk:

alle Rückvermerke neuzeitlich, [1]: Anno 1342; [2]: Marquards de Lutterbach Voigts zu Spandow Zeugniß daß Arndt von Bredow dem Juden Meyer zu Berlin [gestrichen: gegen] fur eine [gestrichen: Anleihe] Schuld von 125 Pfund in dem dorfe Gratzowe 16 Pfund und zu Wendisch Buck 9 Pfund jahrliche Hebung ver pfändet. 1342; Num: 61 [3: Registraturvermerk]: Nr. 26 - 1342

(1) Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 3, Nr. 3173, S. 189: Markwart von Lauterbach.

(2) Abhangendes Siegel ab.

Überlieferung:

Potsdam, LHA, Kurmark, Rep. 8: Prenzlau, U 56, Orig. , dt., Perg.

  • Schich, Der Berliner Jude Meyer (1987), S. 234 f. (mit Teilübersetzung).
  • Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln, Nr. 119, S. 107;
  • Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – Kurmark 2, Nr. 7377, S. 321;
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 3, Nr. 3173, S. 189.
  • Schich, Der Berliner Jude Meyer (1987), S. 236 f.

Kommentar:

Bei Schich, Der Berliner Jude Meyer (1987), S. 235, sind die von der Verpfändung betroffenen Orte als Gratze im Barnim und Buch (Berlin-Buch) identifiziert. Ebd., S. 236, wird auch auf die besondere Brisanz hingewiesen, dass Gratze tatsächlich einige Zeit später wüst fiel. Möglicherweise also war das Dorf bereits bei der Pfandnahme ein nicht mehr statthafter Gegenwert, was alle weiteren Sicherungsinstrumente rechtfertigt und möglicherweise auf einen älteren Vorlauf dieses Kredits hinweist. Ob der hier erwähnte Meir tatsächlich derselbe Meir ist, der 1334 gemeinsam mit Mache einen hohen Kredit bereitzustellen im Stande war (BR01, Nr. 73), ist nicht zu beweisen; vgl. zu dahingehenden Vermutungen allerdings Schich, Der Berliner Jude Meyer (1987), S. 235 f.

(jrc.) / Letzte Bearbeitung: 26.06.2013

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 97, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-01xh.html (Datum des Zugriffs)

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