Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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Brandenburg 1, Nr. 86

1338 November 7, Wittenberg

Otto von Hessen, Ebf. von Magdeburg, nimmt die Juden von Jüterbog in seinen Schutz, wofür die Ratsleute und Bürger der Stadt bürgen. Die Gerichtsbarkeit liegt bei einem vom Erzbischof bestellten Schultheißen. Eine Heranziehung zum Schoss erfolgt im Verteidigungsfall.

Siegelankündigung des Ausstellers.

Wir Otte, von der gnade goddis Erzebischop des heylien goddishuͤses tzuͤ Meydeborg, bekennen vnde beczeͧgen vffelige in diseme geginwordeme briue, daz wi[r] (1) vnse Juͦden algemeyne, die nu wanhaftic sin vnde werdin wanene in vnser Stat tzuͤ Juterbog, habin genoͤmen vnse [iůd]en (1) in vnse beschucz vnde sunderlich beschermnisse, alse daz wir noch vnse Voyte noch niman von vnser weyn die vorgescrebenen vnse iuͦden nicht sollin hindere adir betruͤbe wedir recht, sunder wir sollin sie vordere alse verne alse wir moͤghen in allin di[ngen] (1) vnde sollin nicht state daz an en ub[…] (1) vnrecht gewalt ghesche. Daz wir daz stete vnde gancz haldin vnsen vorgescrebenen Juden da habe wir vor vns tzuͤ burgen gesast vnse liben getruͤwen die ratmanne vnde die burgere czu Juͤterbog. Ouch so sollin die selbin vnse Juͤden vor vnseme Sc (2) Schultheyzen czuͤ Juͤterbog, ab sie yman beschuldige wel, adir ab sie ymannen beschuldige weldin, recht cuͤ vnde recht neme. Vere ouch daz vnse burgere an gehuͤwe vnse vorgenantin Stat tzuͤ Juterbog weldin bezere dar soldin vnse vorgenante Juden tzuͤ helfe met geschozse von irne [?] erbe alse andere vnse burgere czuͤ Juͤterbog. Ouch so sollin dieselbin vnse iuͤden vnß vnse geschoz gebe wuͤ sie des met vns obir eyn koͤmen. Diser dinghe czuͤ eyme orkunde, so habe wir disen briͤf lazen besegilt met vnseme ingesegele. Vnde der is geghebin tzuͤ Wittenberg nach goddis gebort tusent iar drihu[n]dert iar in deme achte undrizigesten iare an me [?] sunabende vor sente Mertins taghe des heyligen Bischobis

Rückvermerk:

kein Rückvermerk mehr zu eruieren, da wohl nur als Foto überliefert

(1) Unleserlich.

(2) Der Ansatz Sc- ist unterpunktet, mglw. also ungültig.

Überlieferung:

Potsdam, LHA, Kurmark, Rep. 8: Jüterbog (U 5/1), Fotografie, Orig. wohl Perg., dt.

  • UB der Kreisstadt Jüterbogk, Nr. 9, S. 17 (fehlerhaft entstellt).
  • Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – Kurmark 2, Nr. 6664, S. 228.
  • GJ 2, 1, S. 383;
  • Davidsohn, Beiträge (1920), S. 35;
  • Heffter, Chronik (1851), S. 235 und 243 f. (mit auszugsweiser Übertragung ins Neuhochdeutsche).

Kommentar:

Der Edition durch Urkundenbuch der Kreisstadt Jüterbogk, Nr. 9, S. 17, hat offensichtlich eine Abschrift vorgelegen, die lediglich die als die wichtigsten erachteten Inhaltspunkte der Urkunde festhielt. Somit erscheint die dortige Wiedergabe gegenüber dem Original als deutlich verkürzt, sprachlich manipuliert und erkennbar andersartig. Dennoch hält dieser Druck im Kopfregest fest, dass der Schutzbrief auf Verlangen der Stadt ausgestellt worden sei. Auch die Übertragung von Auszügen ins Neuhochdeutsche bei Heffter, Chronik (1851), S. 243 f., ist für quellenbasiertes Arbeiten ungeeignet, da sie sich wohl an Brandts Druck (Urkundenbuch der Kreisstadt Jüterbogk) orientiert.

(jrc.) / Letzte Bearbeitung: 10.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 86, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-01xo.html (Datum des Zugriffs)

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