Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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Brandenburg 1, Nr. 32

1317 März 20

Johann [I. von Tuchen], Bischof von Brandenburg (brandeburgensis) (1), verkauft die zum bischöflichen Tafelgut, also den Einkünften des Bischofs für seine Haushaltung (ad mensam nostram epicsopalem spectantes) gehörigen Dörfer Weseram (Wiseram) und Tieckow (Tikow), um der Schulden seines Vorgängers auch bei den Juden Herr zu werden.

Dieser, Friedrich [von Plötzke] (2), habe auch bei Juden Geld geliehen und durch die darauf lastenden Zinsen (usure) die Kammer täglich mehr in Bedrängnis gebracht (preme[re]tur graui hone[re] debito[rum] quo[rum] etiam quibusdam de die in diem in judea vsure [!] et dampna inportabilia [!] accrescebant), sodass der Bischof nun mit dem Domkapitel übereingekommen sei, diese Dörfer mit ihren Gerechtsamen für 100 Mark brandenburgischen Silbers an den Dompropst Johann [von Milow] zu verkaufen und so die Schuld bei den Juden auslösen zu können (per nos in Judea solvendis).

Siegelankündigung des Ausstellers und des Domkapitels. (3)

Actum et Datum Brandenburg anno domini M. CCC°. XVII°. tercio decimo kalendas Aprilis.

Es zeugen: Dietrich von Weterlingen, Heinrich von Gladow, Henning Katten, die Ritter Wapac (4) und Johann von Lockstedt (de Locstede), weiterhin Dietrich genannt Gruelhut (5) und der bischöfliche Kaplan Albert, Pfarrer zu Ziesar (plebano in Seieser), Rodolfo monetario et Jacobo de Juterbuk civibus Brandeburgensibus et aliis pluribus fide dignis .

(1) Episkopat von 1316 bis 1324; vgl. Abb/Wentz, Bistum Brandenburg 1 (1929), S. 37 f.

(2) Episkopat von 1303 bis 1316; vgl. Abb/Wentz Bistum Brandenburg 1 (1929), S. 37.

(3) Angekündigte Siegel an Pergamentpressel.

(4) Ggf. zu identifizieren mit dem Ritter Heinrich Wopak; vgl. Wentz Bistum Havelberg (1933), S. 164, und weiterhin Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg 1, S. 96.

(5) Ggf. zu identifizieren mit dem Zerbster Stiftsherren Dietrich Gruelhuot; vgl.: WentzBistum Havelberg (1933), S. 44. Namensvorschlag bei Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg 1, S. 96: Gruwelhut.

Überlieferung:

Brandenburg a. H., Domstiftsarchiv, Urkunden U 117, Orig., lat., Perg.; Brandenburg a. H., Domstiftsarchiv, Kopialbuch I, Bl. 90v–91r; Kopialbuch II, S. 119 (= BDK 8057).

  • CDB 1, 8, Nr. 170, S. 216;
  • Gercken, Stifts-Historie (1766), Nr. 89, S. 526–528.
  • Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg 1, Nr. 128, S. 95 f.
  • Heise, Juden (1932), S. 19 f. und 34;
  • Ackermann, Geschichte (1906), S. 12;
  • Gercken, Stifts-Historie (1766), S. 143 f.

Kommentar:

Eine gesonderte Anführung eines Vizdoms, der für die Verwaltung des bischöflichen Mensalgutes eingesetzt werden konnte, erfolgt nicht. Möglicherweise ist die Person unter den Zeugen zu suchen. Inwiefern und ob überhaupt zuvor die päpstliche Zustimmung für den Verkauf von Gütern aus der mensa episcopalis erteilt wurde, ist unklar.

Vgl. hierzu Permaneder; [Art.] Mensa capitularis (1857).

(jrc.) / Letzte Bearbeitung: 09.05.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 32, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-02a4.html (Datum des Zugriffs)

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