Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 200

1343 Dezember 12

Loretta, Herrin von Eppstein (fraͦwe zuͦ Eppinsteyn), Gottfried, Dekan zu St. Stephan in Mainz, und Kuno Herdan, Ritter, bekunden mit dem vorliegenden Schreiben, dass sie von dem Frankfurter Juden Heilman von Gießen (von den Gyszen) 100 Pfund guter Währung entliehen haben, für welche sie bis zum nächsten Nikolaustag 150 Pfund guter Währung zurückzuzahlen haben. Zahlen sie den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet (Also gebin wir in dirrer iars frist diz vorgen. houbit geld und daz dritteyl zuͦ, nach marzal als lange als ez sich vorgangen hette […] daz suͦllen sie […] nemin und sal in wol mide genuͦgin). Als Bürgen benennen die Schuldner die Ritter Burkhard Hauser, Guͦzuldin von Erelebach und Jakob Fleminig sowie den Edelknecht Kuno von Stertzelinheim. Sollte die Summe durch die Schuldner nicht fristgerecht gezahlt werden, sind die Bürgen verpflichtet, auf Mahnung durch den Gläubiger oder dessen Boten jeweils mit einem Pferd und einem Knecht in dem Haus des Heilman oder in einer Frankfurter Herberge bis zur vollständigen Tilgung der anfallenden Gesamtsumme ( […] houbit geld, leystuͦnge und schaden gantz und gar […] ) Einlager zu leisten. Unabhängig von den Leistungen der Bürgen fällt nach dem Nikolaustage bis zur Tilgung der Schulden auf die 150 Pfund zu jeder Woche ein Zins von zwei Heller pro Pfund an. Im Falle des Todes eines Bürgen ist dieser seitens der Schuldner durch eine geeignete Person zu ersetzen. Andernfalls leisten die übrigen Bürgen Einlager, bis dies geschieht. Zudem garantieren die Schuldner für sich und ihre Erben, weder geistliche noch weltliche Gerichte und auch keine Privilegien, die sie bereits besitzen oder zukünftig erwerben werden, heranzuziehen, um die Zahlung der Schulden zum Schaden des Heilman oder seiner Erben zu verweigern. Zur Bestätigung besiegeln sowohl die Schuldner als auch die genannten Bürgen diese Vereinbarungen.

Dirrer briefe ist gegebin nach Cristus geburt druͦzenhondird iar und in dem druͦ (1) und vyerzigensten in die uf den nehsten vritag nach sant Nicolas tag.

Rückvermerk:

שרית מאפשטיין [Fürstin von Eppstein]

(1) UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt: dru.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 91, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 80, S. 23 f.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 145, Anm. 222.

Kommentar:

Heilmann von Gießen war bis zum Jahre 1347 zudem an zumindest einem weiteren Kreditgeschäft mit vergleichsweise hoher Kreditsumme beteiligt; vgl. FW01, Nr. 214. Der größte Teil der von Mitgliedern der Frankfurter Judengemeinde vergebenen Kredite bewegte sich zu jener Zeit zwischen Summen von 5 bis 50 Pfund; vgl. die tabellarische Aufstellung der zwischen 1342 und 1390 vergebenen Kredite bei Kracauer, Geschichte 1 (1925), S. 112. Nach dieser Tabelle ist die bei Kracauer, Geschichte 1 (1925), S. 113, im Text folgende Aussage, die "Mehrzahl der Schuldposten (91 von 96)" habe sich zwischen 25 und 100 Pfund bewegt, nicht nachzuvollziehen. Vielmehr fallen diesem Bereich lediglich 35 der 96 erfaßten Schuldbriefe zu. Die Herren von Eppstein unterhielten auch während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts noch enge Kreditbeziehungen zu den Frankfurter Juden, so dass sie teilweise für weitere Familien des regionalen Adels als Vermittler tätig werden konnten; vgl. hierzu auch Schäfer, Herren von Eppstein (2000), S. 244.

(chj.) / Letzte Bearbeitung: 10.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 200, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-005q.html (Datum des Zugriffs)

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