Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

Zurück zur Übersicht

279 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 270.

Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 272

1347 August 29

Der Edelknecht Gottfried von Dorndorf hat vom Frankfurter Juden Falk von Münzenberg 16 Pfund Heller geliehen, die nach Jahresfrist mit 24 Pfund Heller zurückzuzahlen sind. Zahlt er den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet. Als Bürgen verpflichten sich Junge von Breitenbach aus Gelnhausen und die beiden Frankfurter Bürger Lotze von Holzhausen und Henkin von Löwenberg, im Bedarfsfall Einlager mit Pferd im Haus des Juden zu leisten. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall eines Bürgen Ersatz zu stellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden des Juden zu bedienen. Es siegeln der Aussteller und seine drei Bürgen.

Ich Gotfrid von Darindorf, edel knehte, bekenne uffinbar an disem brife, daz ich entnuͦmin han uf den dag alz diser brif gegeben ist um Falken v[o]n Mynzenb[er]g, judin zuͦ Frankinford, und um sin erben sezehen phuͦnd hall[er] houbit geldis guder weruͦnge uber ein ganzis jar zuͦ geldene umme vierundzwenzig phuͦnde hall[er] ouch guder weruͦnge. Also gebe ich denn judin diz houbit gelt in diser nehsten jarsfrist und daz driteil zuͦ nach marzal alz lange alz ez sich vergangen hette (1), da mide sal in begnugen. Und setzen zuͦ buͦrgen dem juden fur houbit gelt und fuͦr schaden unverscheid[enlich] Jungen von Breidinbach von Geilnhusen, Luczen von Holtzhusen und Henkinen Lewenb[er]g, burgere zuͦ Frankinford, die ich globin zuͦ losen an eit und an schaden. Also scheidinliche wer, daz diz gelt ein ganzis jar stuͦde unvergoldin, wan dan dar nach die vorgen[an]t mine burgen gemant werden, so sal ir itzlicher leisten mit eime perde in der vorgen[an]t juden hus zuͦ Frankinford ein perd nach dem andern, alz dicke ez not gesche. Und alz lange biz houbit gelt und schade gentzliche wirt vergoldin. Ginge die keiner abe miner burgen, daz got wende, e houbit gelt und schade gentzliche vergoldin wuͦrde, so globin ich dar nach binnen eyme monde eynen andern alz guden an sin stat zu setzen, alz dicke alz ez not gesche und gemant wurde. Wo ich dez nit endede, so sullen die judin mine burgen leisten alz vore alz lange biz ez gesche. Mine burgen leisten ader nit, ez sal doch nach diser nehsten jarsfrist uf vierundzwenzig phuͦnd hall[er] gewenlich gesuch gen zuͦ der wochin, alz lange alz ez stet unvergoldin. Ich globin ouch mit guden trwuen mich nuͦmer gen dise vorgen[an]t juden zuͦ behelfen um gesuch noch um schaden disses vorgen[an]t geldis mit geistlichme noch mit wertlichme gerihte noch nuͦmer nyman von minen wegen, daz sie mit ichte betruben muͦge dan in ir houbit gelt und den gesuͦche guͦtliche zuͦ geltene. Zuͦ urkuͦde diser vorgen[an]t dinge, so han ich Gotfrid min inges[igel] mit min burgen ingesigeln an disen brif gehangen. Und wir Juͦnge von Breidenbach Lutze von Holtzh[usen] und Henkin Lewenb[er]ger die vorgent globin gude burgen zuͦ sine dez vorge[nan]t Gotfrides gein die vorgen[an]t judin in aller der wise alz vor stet geschriben und han daruͦme unsir ingesigele mit sime an disen brif gehangen. Datum anno domini MᵒCCCᵒXLVIIᵒ in decollatione beati Johannis baptiste.

Rückvermerk:

גובריט מדורנדורק חייב לי יו ליטר עבור שלוש על יחרן בייריד גדול ערבי יוגגי
[..]לנהו׳ לוצכין צומרודהוזין חנקין לואנבערגר כא באלול יום א ק׳ז׳ל׳
[Gutfrit von Durndurf schuldet mir 16 Lit[ra] (Pfund) um 1/3 an Johann[is] in der grossen Messe (1348 VIII 29). Bürgen sind Junge Gelnhausen, Luzchen zum Roten Haus, Henkin Lewenberg, 21. Elul am Sonntag 107 [1347 VIII 29)]

(1) Dies entspricht einem wöchentlichen Zinssatz von eineinhalb Heller pro Pfund.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 118, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 116, S. 42 f.

Kommentar:

Die als Bürgen genannten Junge von Breitenbach aus Gelnhausen und Lotze von Holzhausen aus Frankfurt gehören zu den einflussreichsten und mächtigsten Personen in ihren Städten und erscheinen beide sehr häufig in Verbindungen (Bürgen/Schuldner) in den Schuldbriefen, so FW01, Nr. 230, FW01, Nr. 242, FW01, Nr. 243 und FW01, Nr. 273.

Der Schuldbrief ist auf den 29. August 1347 datiert (in decollatione beati Johannis baptiste). Die Datierung des hebr. Rückvermerks lautet auf den 21. Elul, Sonntag. Im Jahre 1347 fiel der 21. Elul auf den 28. August, einen Dienstag (= Decollatio Johannis). Vermutlich wurde die Urkunde, wie im Text angegeben, am 29. August ausgefertigt, was dem 22. Elul entspricht. Der jüdische Gläubiger hat allerdings im Rückvermerk das Rückzahlungsdatum notiert, nämlich den 22. Elul abzüglich eines Tages im folgenden Jahr. Der 21. Elul 1348 fiel auf einen Schabat, so dass er möglicherweise bewusst den Sonntag eingesetzt haben könnte, ihn im Tagesdatum allerdings nicht angepasst hat.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 272, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-0130.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht