Von Werra und Leine bis zum Bober: Quellen zur Geschichte der Juden in Thüringen und Sachsen

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Thüringen/Sachsen 1, Nr. 3

[zwischen 1252 und 1300]

Der Konvent der Kirche zur Heiligen Jungfrau Maria in Memleben wendet sich demütig an H[einrich], Abt von Hersfeld, und bittet weiterhin um Hilfe angesichts der Gefahr. Der Konvent von Memleben fleht den Abt und das Kapitel angesicht der Schulden, von denen sie belastet sind, um die ausbleibende Hilfe an. Wenn diese nicht komme, werden die Schulden bei Juden weiter anwachsen und werden kaum noch zu tilgen sein.

Reverendo domino ac patri suo spirituali in Christo H. abbati Hersveldensi ac toti eiusdem ecclesie sanctissimo capitulo humilis conventus ecclesie sancte Marie virginis in Mymeleiben debitam subiectionem cum orationum suarum devocione. Racioni omnimodis probatur esse consonum, ut quocienscumque necessitatis articulus menbra (!) humiliora impullaverit, continuo sui capitis implorare debeant auxilium, cuius amminiculo se sperant tocius cladis periculum evasuros. Hinc est, domine et pater amantissime, quod vestre paternitati totiusque capituli excellentie omni diligentia qua possumus supplicamus, quatenus, quod ex debito facitis, pio considerationis oculo nostre ecclesie intuentes angustias, que pravorum hominum faciente malicia ingenti debitorum opprimitur onere, litteram, pro qua dudum vestram benignitatem exoravimus, preposito nostro ac decano presentium exhibitoribus, quos vobis direximus, porrigatis. Alioquin iam dicta ecclesia, si vestro adiutorio in presenti fuerit destita, sine dubio cottidiana usura apud iudeos super ipsam excrescente dampnum irrecuperabile suscipiet nostris vix aut numquam temporibus abolendum.

Rückvermerk:

missina de Memeleybin (13./14. Jh.)

Überlieferung:

Marburg, StA, A 4 Reichsabtei Hersfeld, Urk. 56, Nr. 162, Orig.; www.monasterium.net/mom/DE-HStAMa/UrkHersfeld/162/charter (Digitalisat), lat., Perg.

  • Das tausendjährige Memleben (1936), Nr. 3, S. 72 f.
  • Lämmerhirt, Anfänge (2015), S. 84;
  • Kunde, Propstei Memleben (2009), S. 148;
  • Das tausendjährige Memleben (1936), S. 16.

Kommentar:

Über die Schrift lässt die Urkunde sich in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datieren. In diese Zeit fallen die beiden Abbatiate des Heinrich von Erthal (1252-1254/55 und 1258/59-1260/61) sowie die Abbatiate des Heinrich [III.] von Boyneburg (1260/61-1278/1292?) und des Heinrich [IV.] (1278-1300); vgl. www.monasterium.net/mom/DE-HStAMa/UrkHersfeld/162/charter.

Die angespannte finanzielle Lage dürfte vermutlich aus Baumaßnahmen an der Klosteranlage und dem Neubau der Kirche in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts resultieren. So sind für das 13. Jahrhundert auch mehrere Güterverkäufe des Klosters dokumentiert. Über das Vorgehen bei der Schuldentilgung scheint es allerdings zwischen dem Memlebener Konvent und seinem Propst zu Auseinandersetzungen gekommen zu sein; vgl. Kunde, Propstei Memleben (2009), S. 147 f.; Das tausenjährige Memleben (1936), S. 15 f.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 3, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-003p.html (Datum des Zugriffs)

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