Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Würzburg (1273-1347)

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Bm. Würzburg 1, Nr. 523

[1336 Juli 29 - November 14]

Johann von Viktring schreibt in Rec. D seines Liber certarum historiarum: Zu dieser Zeit [1336 VII 29] erhob sich ein Eiferer (quidam zelans) wegen des Unrechts der Kreuzigung des Herrn. Er wurde König Armleder genannt und war aus dem Elsass (dictus rex Armleder, Alsaticus). Im Rheingebiet sammelte er eine äußerst große Menschenmenge um sich, die ihn begleitete, als er unter der jüdischen Bevölkerung der Städte, Befestigungen und Dörfer (ex oppidis et municionibus atque villis) ein unvorstellbares Gemetzel (strages inestimabilis) anrichtete. (1) Ein gewisser miles Arnold (2) tat durch ebensolchen Eifer erregt dasselbe in Ostfranken (Francia orientalis). Weil er zur Erhebung einer Steuer in kaiserlichem Dienst Juden und Christen verhaftet hatte, wurde er gefangen genommen, enthauptet und in heimatlichem Boden nahe der Stadt Külsheim im Mainzer Territorium (iuxta oppidum Kulshaim territorii Moguntini) begraben. An seinem Grab sollen sich, wie man sagt (dicitur), als Verdienst seines Glaubens zahlreiche Wunder ereignet haben.

(1) Johann von Viktring bringt sowohl die Chronologie als auch die handelnden Personen durcheinander. Zum Verlauf der Verfolgungen vgl. Arnold, Armledererhebung (1974).

(2) Es handelt sich um Arnold von Uissigheim; vgl. Arnold, Armledererhebung (1974), Ders., Arnold (2004).

Überlieferung:

Zwettl, Zisterzienserstift, Cod. 59, fol. 205v, Abschrift (um 1400), lat., Perg.; zur weiteren handschriftlichen Überlieferung vgl. Bassi, Johann von Viktring (1997) (mit weiteren Literaturangaben).

  • Iohannis abbatis Victoriensis liber certarum historiarum 2, S. 196;
  • Fontes rerum Germanicarum 1, S. 419 f.;
  • Buch gewisser Geschichten (Übers. auf Grundlage von FRG), S. 255;
  • zu älteren Editionen vgl. die Einleitung des ersten Bandes von Iohannis abbatis Victoriensis liber certarum historiarum.
  • Rubin,Tales (1999), S. 55, 57 und 66;
  • Anselgruber/Puschnik, Anno 1338 (1992), S. 43;
  • Lotter, Hostienfrevelvorwurf (1988), S. 564 f.;
  • Lotter, Judenverfolgung (1988), 394, 411 und 415;
  • Arnold, Armledererhebung (1974), S. 51;
  • GJ 2, 1, S. 389, und GJ 2, 2, S. 639 und 918;
  • Lhotsky, Geschichte Österreichs (1967), S. 335;
  • Scherer, Rechtsverhältnisse (1901), S. 467.

Kommentar:

Zu Johann von Viktring vgl. KO01, Nr. 13. Die hier zuverlässig aus dem Chronicon anonymi Leobiensis rekonstruierte und wohl nach 1342 entstandene Recensio D von Johanns Geschichtswerk enthält gegenüber der marginalen Information zu einer Verfolgung in der etwa 1339 angefertigten und noch in der Urschrift enthaltenen Rec. A (###CP1-c1-01pq###) erhebliche inhaltliche Erweiterungen.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WB01, Nr. 523, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WB01/CP1-c1-00im.html (Datum des Zugriffs)

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