Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Würzburg (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

657 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 520.

Bm. Würzburg 1, Nr. 522

1336 [Juli 29 - November 14]

Die Autoren der inhaltlich eng miteinander verworbenen, von 1335 bis 1355 reichenden Continuationes I und III der Erfurter Peterschronik schreiben: Im Jahre 1343 (1) wurden die Juden in der Stadt Röttingen getötet, ebenso in der Stadt Aub, in Tauberbischofsheim und in vielen anderen Städten und Dörfern (in civitate Rotingen, item in civitate dicta Augia, item in Bischofsheym et in multis civitatibus aliis et villis). Urheber und Anführer der Verfolgung war ein miles von Uissigheim (Ussinkheim), der mit vielen anderen Adligen freudig gemeinsam mit Juden in der Stadt Rothenburg stand, als der Leib Christi durch die Straße getragen wurde und die Christen, wie es würdig ist, die Knie im Angesicht des Sakraments beugten, während sich die ungerechten Juden einem bestimmten Haus zuwandten. Da hörte der genannte miles unerhörte Blasphemien aus ihnen hervorbrechen: 'Mögen wir aushalten, solange der schamlose Hund an uns vorbeigetragen wird.' Als der miles diese Worte vernahm, schwor er bei demselben Leib des Herrn, sämtliche Kräfte für den Tod der Juden einsetzen zu wollen, was so auch geschah. Schließlich vereinbarten die Juden mit Herrn Gottfried von Hohenlohe (Gotfridus de Hohenloch), dass er denselben für 400 Pfund Heller ergreifen möge; endlich wurde dieser gefangen nach Röttingen (Rotingen) geführt, und es wurde ihm gestattet an der Stelle, wo er schon häufig vom Herrn Dekan durch die Beichte gereinigt worden war, sich mit dem Leib und dem Blut des Herrn unterwürfigst zu vereinen. Dennoch wurde er schließlich in die Stadt Kitzingen (in civitatem Kyczingen) geführt und dort enthauptet. Dann wurde er in sein Dorf Ussigheim (in suam villam scilicet Ussenkeym) überführt und in der Kirche bestattet (2), wo sich zahllose Wunder ereigneten.

(1) Gemeint sind die Ereignisse zwischen dem Ausbruch der Armlederverfolgungen am 29. Juni und der Hinrichtung Arnolds von Uissigheim am 14. November 1336.

(2) Zum Grab Arnolds vgl. WB01, Nr. 532.

Überlieferung:

Göttingen, SUB, Cod. ms. hist. 88, fol. 227v-228r, Abschr. (1506), lat., Papier; zu den weiteren Abschriften vgl. die Einleitung von Holder-Egger zur Edition.

  • Cronica s. Petri Erfordensis moderna, S. 375 f.;
  • zu älteren Editionen vgl. ebd.
  • Heil, Königsschutz (2008), S. 57 f.;
  • Arnold, Arnold (2004), S. 7 und 12;
  • Arnold, Armledererhebung (1974), S. 44, 46 und 49.

Kommentar:

Zu der Cronica s. Petri Erfordensis moderna vgl. MZ01, Nr. 21. Zu den Continuationes vgl. Holder-Egger, Studien 4 (1896), und Patze, Landesgeschichtsschreibung (1968), S. 102 f.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WB01, Nr. 522, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WB01/WB-c1-00cd.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht