Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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2374 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 618.

Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 618

1369 Januar 17, [Friedberg, Burg]

Einträge im Friedberger Burggerichtsbuch zum Jahre 1369 unter der Tagesbezeichnung Quarta feria post octavam Ephiphanie:

[1.] Herr Gernant hat [dem Juden] Vivelin gegenüber anerkannt, dass er ihm mit einer weiteren Person für 'die von Nauheim' bürge; es geht um 26 Gulden: Item her Gernant hait Vyvelin bekant, daz he em selb andir burge und sachwald sie vur dy von Nuheim, XXVI gulden.

[2.] Henne Luber hat [dem Juden] Menlin gegenüber gerichtlich anerkannt, dass er ihm für sieben Gulden und den Judenschaden bürge, zahlbar vom Martinstag an, und hat von Richel wegen der Bürgschaft sieben Gulden eingeklagt und den Schaden. Er hat die zweite Klage gegen Ulrich von Vilbel erwirkt und Kulin vor Gericht zitieren lassen: Item Henne Luber hait Menelin bekant VII florenos ratione fideiussoris et dampnum iudeorum a festo Martini (1) persolvere, und hait irclet an Richiln (2) ratione fideiussoris VII florenos et dampnum et I ander clage super Ulrich de Vilwil et I furgebot super Kulin.

[3.] Gerhard Mainz hat Richel wegen sechs Gulden verklagt, Henne Hatzel wegen neun Pfund Heller und sechs alter Schillinge, Henne Luthe wegen sechs Gulden, Henne Müller wegen zwölf Gulden zu guter Rechnung; 'für Sifried Wächter auf zwei Wochen': Item Gerhard Mens hait irclet an Richiln (2) VI florenos, an Henne Hatzil IX libras heller et VI alter solidos, an Henne Luten VI florenos, an Henne molner XII florenos bona computatione und pro Syfrid wechtere ad quindenam.

(1) 1369 November 11.

(2) Eventuell ist Richel Jüdin.

Überlieferung:

Darmstadt, StA, Best. F 3, Nr. 59, fol. 2r/v, Orig., dt. und lat., Papier.

Kommentar:

Die mit dem Jahr 1369 einsetzende Überlieferung der Protokolle des Burggerichts Friedberg sind der Forschung bereits seit längerem bekannt, wenngleich sie bislang lediglich für engere rechtshistorische Fragestellungen ausgewertet worden sind. Eine systematische Auswertung zur Geschichte der Juden Friedbergs fehlte bislang jedoch, gleichwohl Einzelstücke aus den Protokollen bereits in einem Spezialrepertorium erfasst sind (Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, S. 534 [Register]). Für das vorliegende Teilcorpus wurden die beiden ältesten überlieferten Bände, die im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt überliefert sind (Darmstadt, HStA, Best. F 3, Nr. 59 (90 fol. im Zeitraum 1369-1384) und Nr. 60 (72 fol. im Zeitraum 1389–1400), Überlieferungslücke zwischen 1384–1389) ausgewertet und alle enthaltenen Judenbetreffe erfasst. Insgesamt wurden hierbei mehr als 1.000 Nachweise bis zum Stichjahr 1390 zusammengetragen, wodurch die Geschichte der jüdischen Gemeinde Friedbergs nunmehr auf eine völlig neue Grundlage gestellt werden konnte. In aller Regel stellen diese Eintragungen in den Burggerichtsprotokollen Klagen jüdischer Geld- und Pfandleiher gegen ihre säumigen christlichen Kunden dar. Die Einträge erlauben daher detaillierte Aussagen zur jüdischen Wirtschaftstätigkeit in Friedberg während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und das dabei gesicherte Namenmaterial zu annähernd 30 Friedberger Juden und Jüdinnen stellt zudem eine günstige Grundlage für weiterführende prosopographische Untersuchungen bereit. Eine erste Auswertung, die auch die Judenschuldentilgung und ihre Umsetzung in Friedberg in den Jahren 1390–1392 in den Blick nimmt, bringt Schnur, Geschichte (2017), S. 48-52, 491-498 und 679-685 (mit weiterer Literatur).

(dsc./gem.) / Letzte Bearbeitung: 06.03.2019

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 618, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-012k.html (Datum des Zugriffs)

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