Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 314

1383 Mai 1

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er mit Einverständnis des Dekans Wilhelm [Flach von Schwarzenberg] und des gesamten Mainzer [Dom-]Kapitels [den Juden] Joselin mit Familie und Bediensteten als seinen Juden und Bürger aufgenommen hat. Sie dürfen sechs Jahre lang in Miltenberg oder einer anderen mainzischen Stadt wohnen und stehen dort unter demselben Rechtsschutz wie die anderen Juden des [Erz-]Stifts. Dafür zinsen sie dem Erzbischof pro Jahr an Martini 100 schwere Goldgulden. Darüber hinaus müssen sie nichts geben an Abgaben oder [Zwangs-]Anleihen. Auch an einer eventuell von allen mainzischen Juden geforderten Bede oder Steuer müssen sie sich nicht beteiligen. Sie genießen das Recht des freien Abzugs, sofern sie in dem Jahr, in dem sie wegziehen wollen, ihren Zins entrichtet haben. Falls sie jemand verklagen möchte, dürfen gemäß dem Judenrecht nur unbescholtene Christen und Juden, die nicht ihre Feinde sind, gegen sie aussagen. Wenn sie ihren Wohnort nach der Bezahlung des Zinses verlassen, sollen ihnen die Amtleute des Erzbischofs soweit wie möglich Geleit geben. Niemand soll die Juden durch das Geistliche Gericht des Erzbischofs vorladen oder in den Bann bringen. Joselin darf zwar Pfänder beleihen, davon ausgenommen sind aber blutige sowie nasse Kleider, Kelche und Messgewänder. Dekan Wilhelm und das [Dom-]Kapitel zu Mainz erklären ihre Zustimmung zu diesen Bestimmungen.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir mit willen und verhengnisse der erbern unser lieben andechtigen Willehelms, dechand, und des capittels tzu Mentze Ioselin tzu unserme iuden und burger genomen und emphangen haben, sin wip, sine kindere, meyde und knechte und alle, die sin brot eszende sin, also, daz sie wonen mogen tzu Miltenberg in unser stat oder in andern unsern oder des stifftes steten, wo yn daz aller beste fuget und behaget, sehs gantze iar, die nach einander folgen, noch gifft dieses briefes. Und sollen sie getruwlich verantwerten, vertedingen, schuren, schirmen und yn beholffen sin zu allen yren rechten, zu irme lybe und zu irme gute und zu iren schulden als andern unsern und unsers stiffts iuden. Und darumb sollen sie uns alle iar dinen uff sante Mertins tag in deme winter gelegen (1) mit hundert gulden, guter, swerer gulden. Und daruber sal sie nymand von unser wegen drangen, noch mit lyhin noch mit geben. Weres auch sache, daz wir die keinen bede oder sture in den vorgenanten tzyten von unser iudescheit heischin wurden, da midde sal der vorgenante Ioselin nit zu schicken haben noch sin gesinde. Auch mag der vorgenante Ioselin, sin wip, sine kindere, meyde und knechte mit yren liben (2) und guden von uns faren und ziehen welches iares sie wollen also, daz sie uns ires dinstes desselbin iares vor verracht hetten. Weres auch sache, daz yn yman zu zusprechin hette, der sal yn zu sprechin und sie veredin mit umbesprechin cristen und iuden, die sine vient nit ensint, als iuden recht ist. Und weliches iares sie dann von uns faren und uns ires dinstes bezalt hetten, so sollen unser amptlute sie geleyten als verre, als unser geleyde get. Auch sal sie nyman laden noch bannen mit unserme geistlichem gerichte. Auch mag der vorgenante iuden [!] lyhen uff allerhande phande und keuffen, ane uff blutige phande und nasze gewand und kilche und missegwand. Des zu orkunde etc. Und wir, Wilhelm, dechand, und daz capittel zu Mentze vorgenant bekennen, als die obgenanten emphangen und ander vorgenante stucke mit unserm gute willen und verhengnisse durch gangen und gescheen sin. Und haben des zu orkunde unsers capittels inges[igel] zu unsers obgenanten herren von Mentze inges[igel] an diesen brieff gehangen. Datum anno domini, millesimo CCCᵒ LXXXtertio, ipsa die Philippi et Iacobi apostolorum.

(1) November 11.

(2) Das Wort liben wurde über der Zeile eingefügt.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 10, fol. 148v-149r, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.) (B), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 280 (Fotokopie von B); ebd., C 1 A, Nr. 67, fol. 103r (Abschr., unvollst., 18. Jh.) (C).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 10, Nr. 263 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2131) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 412, S. 112;
  • Ziwes, Studien (1995), Nr. 86, S. 288;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 194, S. 41, und Nr. 205, S. 43.
  • Debler, Weltbürger (2002), S. 162 f.;
  • Debler, Gemeinde (1995), S. 18;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 151, Anm. 262;
  • GJ 3, 2, S. 871.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 314, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-003k.html (Datum des Zugriffs)

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