Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Worms (1348-1390)

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137 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 73.

Bm. Worms 2, Nr. 73

1376 [um Dezember 1], [Köln]

Die Stadt Köln schreibt an die Herzöge von Bayern wegen des Juden Mannus [von Köln, wohnhaft zu Worms], die Adressaten hätten sich jüngst erneut wegen des Geldes, das Mannus angeblich zur Hälfte gehöre, wie er den Herzögen gegenüber behauptet habe, brieflich an Köln gewandt. Wie man schon früher geschrieben habe, wolle man angesichts der von den Herzögen täglich der Stadt erwiesenen Gunst keine Güter angreifen oder behalten, von denen man wisse, dass sie ihnen oder einem der Ihren gehörten. Darüber hinaus sollen die Herzöge wissen, dass die Juden Schaf und Isaak von Monschau, die Köln als Judenbürger aufgenommen habe, dem Grafen von Berg auf dessen Urkunden und Pfänder eine gewisse Summe Geldes geliehen hätten, ohne eines anderen Juden oder Mannus', des Juden der Herzöge, dabei gedacht zu haben. Man kenne letzteren auch gar nicht und habe ihn nicht in die Kölner Judenschaft aufgenommen. Mit den darüber ausgestellten Urkunden könne man beweisen, dass die fragliche Geldschuld nur die beiden genannten Juden betreffe. Einer von ihnen, Isaak, sei mittlerweile aus Köln etnwichen und Schaffner des Erzbischofs von Köln geworden, mit dem die Stadt im Kriege stehe, so dass man Isaak genauso als Feind ansehe wie die anderen Unterstützer des Erzbischofs. Deshalb habe man Isaaks Anteil an jener Geldsumme wie Feindesgut behandelt in der Hoffnung, damit vernünftig vorgegangen zu sein, ohne den Herzögen oder ihrem Juden zu schaden. Die Adressaten werden gebeten, die Erklärungen der Kölner mit Wohlwollen aufzunehmen und dem Juden Mannus auszurichten, wenn er in dieser Sache etwas zu fordern habe, solle er sich an Isaak wenden, den die Hälfte des Geldes angehe, das man in Köln als dem Pfandrecht unterliegendes Gut behandelt habe.

Missa ducibus Bavarie de Mannus iudeo (1)

Unsen bereiden dienst ind wat wir liefs ind guecz vermoegen alle czijt, vurs[ichtige] durchlucht[ige] vurste ind lieve herre. Also as ir uns nuͦ ind ouch zuͦ anderen zijden geschr[iven] hait van Mannus dem iueden van alsulchme gelde, as he uch hait gegheven zuͦ verstain, dat yeme die helfte zuͦ behueren suele, so begeren wir uch zuͦ wissen also, as wir uch ouch up ure brieve me geantwert haven, dat wir umbe na alsulgen gunsten uns degelichs van uch bewijst sere, node eynche sache angrijffen of haven weulden, die wir wisten, die uch off den uren zuͦgehoirte. Mer Schaiff (2) ind Ysack van Moynioye (3) iueden, die wir untfangen havͦen zuͦ iueden burgeren, unsme lieven gunner, dem grevͦen van dem Berge eyne sicher summe geltz up syne br[ieve] ind pende gelient hatten, sunder eynichs anders iueden off Mannus urs iueden da ynne gewach zuͦ haven, des wir ouch nyet en kennen noch mit unser iuetschaff nyet untfangen is, dat wir meynen noch wail mit den br[ieven] ind instruͦmenten dar oever gemachtz bij zuͦ brengen, dat die selve schult nyeman anders en sprach dan den zwen iueden vurs[chriven]. Ind der eyne mit namen Ysack is usser unser stat untwichen ind scheffener worden des ercb[ischofs] van Coelne, mit dem wir in offenbaer krieghe steyn, dat wir yn mugen anders vur en halden dan vur unsen rechten vyant gelich anderen, die yemᵉ also bestendich synt, ind dar umb yeme syn deil an dem vurs[chriven] gelde as vyantz guet gehalden haven, as wir umbe hoffen, dat wir mit bescheide doen mogen, sunder da mit uch off den uren eynich aichterdeil zuͦ doyn. Ind bidden uch dar umb dienstzligen, dat ir dese vurs[chriven] sachen nyet vur arch upneymen en wilt, ind wilt dem selven uyrme iueden laissen sagen, off he van deser sachen weigen yet zuͦ vorderen hette, dat he dat vorder an Ysacke vurs[chriven,] dem dat halfscheit spricht ind dat wir as pantverich ind veet plich guet gehalden haven, as vurs[chriven] is. Uch he ynne ind in anderen allen sachen alle zijt begerende zuͦ doen, dat wir weenden, dat uch bevellich syn moichte. (4)

(1) Gemeint sind die Pfalzgrafen bei Rhein, die mit Wilhelm II., Gf. (später Herzog) von Berg, verschwägert waren.

(2) Gemeint ist Bunheim Schaf; zu diesem siehe Schmandt, Judei (2002), S. 216-218.

(3) Zu diesem und der Tatsache, dass es sich um einen Bruder Mannus' von Köln aus Worms handelte, siehe Schmandt, Judei (2002), S. 225 f.

(4) Die zeitliche Einordnung des undatierten Schreibens orientiert sich vornehmlich an seinem Ort im Kölner Briefbuch 1 und an der Bezugnahme auf frühere Interventionen von herzoglich-bayerischer Seite; vgl. WO02, Nr. 89 und WO02, Nr. 90.

Überlieferung:

Köln, HAStadt, Best. 20, Nr. 1, fol. 81r/v, Abschr. (gleichzeitig) (Digitalisat>, Bild 86), dt., Papier.

(Gerd Mentgen) / Letzte Bearbeitung: 02.10.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, WO02, Nr. 73, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WO02/CP1-c1-02vj.html (Datum des Zugriffs)

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