Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Worms (1348-1390)

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137 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 46.

Bm. Worms 2, Nr. 46

1366 Juli 8, Heidelberg

Pfalzgraf Ruprecht [I.] bekundet, dass er Simelin, seinen Juden zu Heidelberg, und den Juden Liebermann von Weinheim, jeweils mit Ehefrau, Kindern und Gesinde, in seinen Schutz und seine Gnade in seiner Stadt Heidelberg oder einem anderen seiner befestigten Orte am Rhein, in dem sie wohnen wollen, aufgenommen hat unter Zuerkennung aller Rechte und Freiheiten seiner Juden zu Heidelberg. Sie dürfen alle Arten von Pfändern beleihen außer Messgewänder, zerbrochene Kelche, blutige oder nasse Kleidung oder noch mit Spreu versehenes Getreide, so wie die anderen Juden auch. Vor Gericht sollen sie nicht verurteilt werden können, wenn nicht ehrbare Christen und ehrbare Juden gegen sie aussagen, die nicht ihre Feinde sind. Dafür dienen die Juden die nächsten fünf Jahre über jeweils zu Martini mit einem Zins in Höhe von 50 Gulden, zahlbar an den Pfalzgrafen oder dessen Vogt zu Heidelberg. Falls Ruprecht von seinen Juden eine jährliche Steuer oder Schenkung verlangen sollte, müssen Simelin und Liebermann dazu keinesfalls mehr als 30 Gulden geben. Nach Ablauf der fünf Jahre haben die Juden das Recht des freien Zuges, sofern sie ihren jährlichen Zins bezahlt haben. Falls sie darum bitten, erhalten sie dann Geleit durch Ruprechts obersten Amtmann bis zu der Stadt, in der sie sicher sind. Letzterer wird ihnen in diesem Falle auch bezüglich ihrer Schuldforderungen Hilfe leisten. Alle amtierenden oder künftigen Amtleute sind aufgefordert, die Juden im Genuss ihrer Privilegien namens des Pfalzgrafen zu schützen.

Wir, R[uprecht] etc., bekennen, daz wir fur uns unde unser erben Symelin, unsern iuden zuͦ Heidelberg, unde Lieberman, iuden von Wynenh[eim], irer beide husfrauwen, kindere und ingesinde, die an geverde in irme brode sint, in unsern schirm und gnade unde zuͦ iuden in unser stat zuͦ Heidelberg oder in andern unsern slozzen by dem Rine, wo sie wonen wellent, genomen und emphangen haben, nemen und empfahen mit craft dis br[iefs], daz sie sollent haben und nyeszen aller rechte, friheite unde genaden alz ander unser iuden, die in unser stad zuͦ Heidelberg geseszin sint, mit namen daz sie mogent (1) ligen [!] off alle pfande, wie die genant sint, uzgenomen messgewant, zurbrochen kelche, blutigis gewand, nassgewand unde alle ungewante fruͦcht. Auch ensal sie nyͤmant uberzugen umb dheynerley sache, es in si dan mit fromen cristen unde fromen iuden, die ire vyande nicht ensin, an geverde. Und darumb sollent uns die obgenanten iuden iaris off sant Martins dag (2) diese nehsten funff iare igclichs iares dienen funfzig gulden .. unde uns oder unserm vogt zu Heidelberg die antwerten unde geben. Auch sal die gulde und iarzal off sant Martins dag nehste kompt angan unde funff gantze iare weren unde bliben. Worden wir auch unsern iuden iars sture oder schenkunge heischen unde (3), dar zuͦ ensollent uns die obgenanten iuden nicht me dann driszig gulden dienen unde sollent do myde qwit sin unde mit anderen unseren iuden an der sture und schenkunge, von welchen sachen daz were, nicht weder dienen dan driszig gulden unde wir, einer unser amptlude oder nymant von unsern wegen insollen sy her uber nicht hoher drengen. Wenn auch die obgenanten funf iare uz sint, als vorgeschrieben stet, so mogent die selben iuden von uns varen, ob sy wellent, wanne sie uns unseren verseszen zins gerecht [!] habent. Dar zu sal sie dan unser oberster amptman geleiden an die stad, da sie sicher sin, an geverde, ob sie des begerent. Unde umb irre scholt sal yn auch unser oberster amptman dann rechtes helfen, an geverde. Dar umb gebieten wir allen (4) unseren amptluden, die wir itzont haben oder hernach gewinnen, daz yr die obgenanten iuden by den obgenanten gnaden unde friheiten von unsers wegen hanthaben und schirmen getruwelichen sollent, an alle geverde. Mit urk[unde] dis br[iefs,] vers[igelt] mit unserm anh[angenden] inges[igel]. Datum Heidelberg, feria quarta ante diem Margarete, anno domini MᵒCCCᵒ sexagesimo sexto. (5)

(1) An dieser Stelle stehen zwei anscheinend verschriebene Buchstaben.

(2) November 11.

(3) An dieser Stelle steht ein durch Verwischung unleserliches Wort.

(4) Vorstehendes Wort wurde versehentlich doppelt geschrieben.

(5) Der gesamte Eintrag wurde mehrfach durchgestrichen.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 67, Nr. 806, fol. 80v, Abschr. (leicht gekürzt, gleichzeitig), dt. und lat., Papier.

(Gerd Mentgen) / Letzte Bearbeitung: 02.10.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, WO02, Nr. 46, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WO02/WO-c1-000t.html (Datum des Zugriffs)

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