Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Worms (1348-1390)

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137 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 47.

Bm. Worms 2, Nr. 47

1366 September 15, Heidelberg

Pfalzgraf Ruprecht [I.] bekundet, dass er Schoneseligmann, einen Juden von Nürnberg, mit Ehefrau, Kindern und Gesinde aus besonderer Gnade ab sofort in seinen Schutz als Jude und Bürger aufgenommen hat. Vom nächsten Martinstag an gerechnet, darf er drei Jahre lang in einer ihm genehmen pfalzgräflichen Stadt wohnen. In dieser Zeitspanne kann er wie die anderen Juden des Pfalzgrafen auch Kredite gegen Pfänder vergeben, sofern es sich bei letzteren nicht um blutige oder nasse Kleidung, Messgewänder, zerbrochene Kelche oder noch mit Spreu versehenes Getreide handelt. Vor Gericht soll er nicht verurteilt werden können, wenn nicht ehrbare Christen und ehrbare Juden gegen ihn aussagen, die nicht seine Feinde sind. Schoneseligmann genießt dieselben Freiheiten wie Ruprechts Juden in Heidelberg. Für diese Gunst dient er jeweils zu Martini mit einem Zins in Höhe von zehn Gulden. Er genießt das Recht des freien Zuges, sofern er seinen fälligen Zins entrichtet hat. Wenn er möchte, wird ihm sodann der oberste pfalgräfliche Amtmann Geleit geben zu der Stadt, in der er sicher ist.

Wir, Rupr[echt] der eltere etc., bekennen etc., daz wir Schoneseligman, iuden von Nuͦrenberg, sin wip, sine kindere und sin ingesinde, die ane geverde in sime brode sint, von unsern besundern gnaden in unser gnade und schirm zuͦ iuden und zuͦ burgere genomen und enpfanhen [!] haben, nemen und enpfahen mit disem br[ief], mit namen daz er von sante Martins dag (1) neste kompt uber dru gantze iare uber in unser stete eyner, wo er wil, wonen mag und sal die selben zit. Und sal hude diz tagis, als datum dit br[ief] sprichet, an gen und sal weren von sante Martins dag nest kompt uber druͦ gantze iar. Und er mag lihen in der selben zit als andere unser iuden, uzgenomen blutigis gewant, naszgewant, messegewant, zuͦrbruchen kelche und ungewante frucht. In sal auch nyemant uberzugen umbe dheyne sache dann mit erbern cristen und iuden, die sine viande [!] nicht sin, ane geverde. Und hat dar zuͦ die friheit, die unsere iuden zuͦ Heidelberg habent. Und sal uns dar umb alle iar in diser furgenanten zit off sante Martins tag dienen zehen gulden geldes. Und sal der zins of sante Martins tag neste kompt ane gen. Auch mag er nach der iarzal von uns varen, wan er uns sinen verseszen zins bezalt hat. Und sal yn unser obirster amptman geleiden, ane geverde, an die stat, do er sicher ist, ob er des begert. Des zuͦ orkunde geben wir yme disen br[ief] mit unserm anhang[enden] ing[esigel] versigelt. Datum Heidelberg, tercia feria post Exaltacionem sancte crucis, anno domini MᵒCCCᵒLXVIᵗᵒ.

(1) November 11.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 67, Nr. 806, fol. 95v, Abschr. (leicht gekürzt, gleichzeitig), dt. und lat., Papier.

  • GJ 3, 1, S. 525, Anm. 15, und S. 527, Anm. 49;

(Gerd Mentgen) / Letzte Bearbeitung: 02.10.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, WO02, Nr. 47, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WO02/WO-c1-000u.html (Datum des Zugriffs)

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