Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Worms (1348-1390)

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Bm. Worms 2, Nr. 88

1378 September 18

Graf Dieter [VIII.] von Katzenelnbogen beklagt sich bei der Stadt Köln, dass sein Jude Gottschalk über Gut bei Juden in Köln verfügte, mit dem der Kölner Jude Isaak [von Monschau] eine Schuld bei seinem in Worms ansässigen Bruder Mannus [von Köln] beglichen habe. Mannus und Gottschalk hätten dieses Gut über ein halbes Jahr vor Beginn des Krieges zwischen der Stadt und dem Erzbischof von Köln Kölner Juden anvertraut, auf die sie sich berufen. Ihnen habe es die Stadt Köln mit Gewalt und unrechtmäßig entwendet. Dabei ging es um 2.550 Gulden, die laut dem Grafen allein Mannus und Gottschalk gehörten. Geschehen sei dies über ein halbes Jahr vor dem Krieg der Stadt Köln mit dem Kölner Erzbischof. Gottschalk zufolge besagten die Privilegien und das Recht der Kölner Juden, dass es Christen nicht erlaubt sei, sich in die Geschäfte der Juden einzumischen. Gottschalk könne zudem beweisen, dass sein Schwiegervater Mannus [von Köln beziehungsweise] von Worms das fragliche Gut in Worms wie auch seine anderen Güter ordentlich versteuert habe. Graf Dieter bittet die Adressaten, im Falle dass Gottschalk Zeugenaussagen aus Köln zum Beweis seiner Forderung benötige, die Kölner Juden anzuhalten und nicht zu hindern, auf ihren Eid die Wahrheit auszusagen. Da Mannus seinen Anteil an dem Geld und seine Forderung seinem Schwiegersohn, Dieters Juden Gottschalk, überlassen habe, solle die Stadt Köln Gottschalk zu dessen Geld verhelfen und ihm dazu seinen Schaden in Höhe von mehr als 2.000 Gulden ersetzen, fordert der Graf. Dieser hat seine Klage auch [Wilhelm], dem Herzog von Jülich und Geldern übermittelt, und bittet die Kölner in seinem Fall um eine Rechtsentscheidung.

Dijt ist dij aenspraeche ind schuͦlduͤnge, dij wijr, Dijthart greve zuͦ Katzenellenboogen, zuͦ sprechin der stait van Coelne van unser iuden weghen Godschalks, dat he gued hatte liegende zo Coelne in anderer iuden hant ind mit dem selben gude hatte Ysaac der iude zo Colne (1) Mannas, sijnen broeder, iuden zo Wormesze, scholt bezalt, dy he yme schuͦldich was, ind daz selve gued bleiff ligende zo Coelne in anderer iuden handen, den sij des getruweden, die vurgenanten Mannas ind Godschalk, und in daz gud bevoelen hatten zo haldene, yn und anders nyemanne, und tziende sij dez an dij selben iuden, daz sij daz gut van niemande hilden noch zo nyemans behuͦf dan zo Mannas ind Godschalks, unser iuden. Daz selbe gut haind genoemen dij staid van Coelne unser iuden uz der iuden hande, den he ez getruwede ind bevoln hatte, mit gewailt ind ane recht, mit naemen sees ind tzventzigeste halb hundert gulden. Ind waz daz gelt niemans dan Mannas ind Godschalks, unser iuden, ind sal daz zo brongen, als ir recht steet, wan sijch dy sache unser iudden irlauffen ind irgangen haid. Ind waz daz me dan ein halb iar vor dem kriege, den dy staid hatte mid dem bisschoife van Coelne (2), daz daz gut dij vurgenanten iuden yne hatten ze getrwer hand von unser iuden weghen. Ouch (3) vormisset sich unser iudde, daz der iuden vrijheid ind recht stee ze Colne, waz sij mit eynichen iuden ze doende haven, daz sij daz vuͦr iuden han delen seulen und duͦrfen keiner cristen. Dar zo me wil unser iuden mit guder kundschaff zo bringen, daz sijn sweger Mannas van Wormesze daz vuͦrgenant gued vurschosset habe, daz staed von Wormesze glijch syme anderen gude. Ouch ist geredet, weriz sache, daz unser iude kuntschaff duͦrfte zo Coelne in der staed, dij seulde man van beyden sijten bidden ind manen, off den eid zo saghen dij warheit umb dy sache, und dij selben solden dar umb umbedaicht ind nid gehindert werden van der staid ze Coelne. Und want nu Mannas der iude syner dochter manne Godschalk, unser iuden, mit rechter off gaibe gegeven haid daz gelt egenant und forderunge, so fordern wir, greve Dijthard, ind heischen noch der staid van Colne, daz sij Godschalk unser iuden wider kern daz gelt ind den schaeden, den he dar umb geliden haid, der sich leuft hoer dan tzvei duͦsent guͦlden, ind antworten des unser ansprache ubir dem hogeborne unsem lieven gnedigen hern hertzoegen van Guilgen und van Gelren und bidden uns herumb mit me rechte entscheiden. Under unser siegellen hij ane gedruckent, anno MᵒCCCᵒLXXᵒ octavo, die proxima post Lamberti martiris. (4)

(1) Zu Isaak von Monschau alias Isaak von Brühl siehe Schmandt, Judei (2002), S. 225 f.

(2) Zu diesem sogenannten 'Schöffenkrieg' in den Jahren 1375-1377 siehe Irsigler, Juden (1981), S. 128 f.

(3) Tatsächlich steht vorstehend nicht Ouch, sondern Crich.

(4) Vgl. hierzu die Fehdeansage Graf Dieters gegenüber der Stadt Köln vom 7. April 1378 und die Belege für zahlreiche dadurch ausgelöste Entsendungen von Boten der Stadt Köln an den Grafen in den Monaten April bis Juli 1378 und das von den damaligen Trierer und Kölner Erzbischöfen erteilte Geleit für Kölner Gesandte, die im August 1378 Verhandlungen mit dem Katzenelnbogener in Koblenz führen sollten (Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1, Nr. 1593, S. 458 f., und Nr. 1598, S. 459 f.); ferner WO02, Nr. 89 und WO02, Nr. 90.

Überlieferung:

Köln, HAStadt, Best. 21, Nr. 109, Abschr. (gleichzeitig), dt. und lat., Papier.

(Gerd Mentgen) / Letzte Bearbeitung: 02.10.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, WO02, Nr. 88, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WO02/WO-c1-001v.html (Datum des Zugriffs)

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