Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Worms (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

137 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 34.

Bm. Worms 2, Nr. 34

1362 Juli 19, Nürnberg

Pfalzgraf Ruprecht [I.] bekundet, dass er Menlin, Joselin und ihren Schwager Griedel [?] als Juden und Bürger aufgenommen hat, wofür sie ihm pro Jahr, verteilt auf zwei Termine, 24 Gulden, keineswegs mehr, als Zins zahlen müssen. Ihren Wohnort in den pfalzgräflichen Landen dürfen sie sich aussuchen. Werden die Juden wegen irgendwelcher geringfügigen oder schweren Vergehen angeklagt, dürfen sie sich mit einem jüdischen Eid reinigen, es sei denn, ehrbare Christen oder Juden, die nicht mit ihnen verfeindet sind, treten als Zeugen gegen sie auf. Wenn sie ihren Zins, wie vorgesehen, bezahlt haben, genießen die Juden das Recht des freien Zuges. Dann steht ihn pfalzgräfliches Geleit auf einer Strecke von sechs Meilen in jede Richtung zu. Die Juden, ihre Familien und ihr Brotgesinde erhalten dieselben Freiheiten wie Ruprechts übrige Juden. Wenn jemand den Juden Geld schuldig bleibt, sollen die Amtleute in der Kurpfalz sie nach Kräften dabei unterstützen, ihr Geld zurückzubekommen.

Wir, Rupr[echt], bekennen etc., daz wir Menlin unde Ioselin unde Griedel (1), irn swager (2), zu (3) iuden unde burgern enphangen han alzo [!], daz sie uns iarlichen dinen unde zinsen sallen vier und zwenczig gulden, zwelf uf sant (4) dage und XII uff sant Walpurg[is] dage (5), unde wan sie den vorgenanten zins geben hetten, so sullen wir sie noch nieman von unser wegen niht mer dringen (6) in kein wise. Sie mogen auch siczzen in unserm lande, wo sie wollen. Wer aber, daz kein unetzuht oder anclage, clein oder grocz, zu den vorgeschriben iuden iht wer, da sullen sie sich von nemen mit irrem eyde, als ir gewonheit ist, etz were dan, daz man sie uber zugen mochte mit erbern christin oder iuden, die nit ir finde sin, ane gewerd. Sie mogen auch farn von uns, wann sie wollen, alz sie iren (7) zins geben, den sie verseczzen hetten. Wir sullen sie auch gelieten [!], ir lip und ir gut, wo sie hin wollen sehes milen, da sie sicher sint, angewerd. Dar zu geben wir in die fringe [!], husfrauwen, irn kinden unde irm ingesinde (8), die in irm brod sint, ane geverd, die ander unser iuden haben in unserm land. (9) Unde werez, daz man den vorgenanten iuden iht geltez schuldig blieb in unserm lande, da sullen in (10) unser amptlute zu beholfen (11) sin, alz ver sie mogen. Datum Nurenberg, feria tercia post Margarete, anno domini MᵒCCCᵒLXII. (12)

(1) Die Lesung des vorstehenden Namens ist unsicher.

(2) Neben dem 'Schwager' im heutigen Sinne kann auch der 'Schwiegervater' gemeint gewesen sein.

(3) Das vorstehende Wort wurde über der Zeile eingefügt.

(4) Der Heiligenname ist nicht mehr zu entziffern.

(5) Mai 1.

(6) Die Lesung des vorstehenden Worts ist unsicher.

(7) Vorstehendes Wort wurde durchgestrichen und darüber korrigiert, doch ist es nicht sicher zu entziffern.

(8) Die Vorsilbe in von ingesinde wurde über der Zeile anstelle von durchgestrichenem hus hinzugefügt.

(9) Der Satz gibt in dieser Form keinen Sinn; vermutlich ist anstelle des Wortes fringe friheit zu denken.

(10) Vorstehendes Wort wurde über de Zeile ergänzt.

(11) Das Wort beholfen wurde korrigiert aus geholfen.

(12) Die Urkundenabschriften vor und nach diesem Stück betreffen sämtlich das Jahr 1362, aus dem mit großer Sicherheit auch vorliegende Urkunde stammt. Offenbar ist von der römischen Jahreszahl LXII die letzte Ziffer gänzlich verblasst.

Überlieferung:

Karlsruhe, GLA, Best. 67, Nr. 805, fol. 73r, Abschr. (gleichzeitig), dt. und lat., Papier.

(Gerd Mentgen) / Letzte Bearbeitung: 02.10.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, WO02, Nr. 34, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WO02/WO-c1-0022.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht