Judensiegel in Aschkenas (1391-1440)

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Judensiegel 3, Nr. 29

[zwischen 1410 und 1440]

Typar der jüdischen Gemeinde zu Rothenburg ob der Tauber:

Umschrift: s'(igillvm) * ivdeorvm * in * rotenbvrg *

Überlieferung:

Rothenburg o. d. T., Stadtmuseum, lat.

  • Merz, Katalog (1993), S. 278 f. (mit Abb. und erstelltem Abdruck);
  • Friedenberg, Seals (1987), Nr. 101, S. 203 f. (mit Abb.).
  • GJ 3, 2, S. 1254 f.;
  • Merz, Katalog (1993), S. 278 f.;
  • Merz, Seele (1987), S. 3;
  • Wehrmann, Rechtsstellung (1976), S. 300 (mit Abb. - nachträglich erstellter Abdruck);
  • Schnurrer, Siegel (1970), S. 1.

Kommentar:

Beschreibung: Das Typar ist ist sehr gutem Zustand; Dm: 30 mm (Typar); Material: Bronze; Form: rund.

Siegelbild: In einem von floraler Ornamentik aufgerissenem Siegelfeld ruht ein spitzer Schild, der in gotischer Majuskel den Buchstaben R trägt.

Von diesem Typar konnten bisher keine Originalabdrücke an Urkunden ermittelt werden.

Die Datierung des Typars wurde aufgrund der Formen von Umschrift und Schild vorgenommen: Die Form der vorliegenden gotischen Minuskel mit ihren feinen Brechungen in den einzenen Buchstaben erscheint auf Siegeltyparen erst seit den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts und hält sich bis etwa 1500. Die gleichmäßig runde Form des Schildes setzt sich erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts durch und ist früher nur selten anzutreffen. Der Siegelstecher muss offensichtlich geschickt in seinem Handwerk gewesen sein. Merz, Seele (1987), S. 3, datiert auf "um 1450", Friedenberg, Seals (1987), Nr. 101, S. 201, auf "late fourteenth or fifteenths century"; Schnurrer, Siegel (1970), S. 1, gibt vorsichtig "aus dem 15. Jahrhundert" an. Die Datierung von Wehrmann, Rechtsstellung (1976), S. 300, auf 1387 muss ein Fehler sein, wobei es sich wahrscheinlich um die Verwechslung eines Abdrucks des städtischen Gemerkesiegels (siehe dazu weiter unten) an einer Urkunde desselben Jahres handelt. Ein für die Lesung angefertigter Abdruck vom Typar ist abgebildet bei Merz, Katalog (1993), S. 278.

Die Wahl des Siegelbildes ist mit Sicherheit vom Gemerkesiegel der Stadt Rothenburg beeinflusst worden, das dem großen Stadtsiegel rücklinks aufgedrückt wurde; vgl. Urkunden der Reichsstadt Rothenburg 1, S. 73 (mit Abb. von 1389 VI 2): Es zeigt die Initiale "R" als Majuskel. Das Gemerkesiegel kann für die Entstehungszeit des jüdischen Gemeindesiegels als seit langer Zeit bekannt vorausgesetzt werden und war somit ein eindeutiges und leicht zu identifizierendes Zeichen, wobei die Majuskel "R" natürlich als Initiale für Rothenburg steht. Eine Übernahme dieser Initiale bei Verwendung eines Schildes verweist auf die Mode der Zeit und die Dominanz der Heraldik. Die Umschrift schließlich erklärt unmissverständlich, dass es sich nicht um das städtische Gemerkesiegel, sondern um das Siegel der jüdischen Gemeinde zu Rothenburg handelt.

Das Typar galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts für mehrere Jahrzehnte als verschollen, wurde aber 1978 bei Aufräumarbeiten wiedergefunden; vgl. Merz, Seele (1987), S. 3.

(ale.) / Letzte Bearbeitung: 27.03.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, JS03, Nr. 29, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/JS03/JS-c1-001g.html (Datum des Zugriffs)

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