Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 250

1346 Juni 12

Der Frankfurter Bürger Kunze Starkerad hat von dem Frankfurter Juden Falk von Münzenberg und der Frankfurter Jüdin Fromut zum Spessart 20 Pfund Heller geliehen, die nach Jahresfrist mit 30 Pfund Heller zurückzuzahlen sind. Zahlt er den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von zwei Heller pro Pfund und Woche berechnet. Sollte der Schuldner allerdings schon im ersten Quartal nach Geschäftsbeginn das Darlehen zurückzahlen, so hat er außer den Zinsen noch die Kosten der Beurkundung und das Bürgengeld zu entrichten. Als Bürgen verpflichten sich die Frankfurter Bürger Folze und Hengel von Friedberg im Bedarfsfall in einer offenen Herberge in Frankfurt Einlager zu leisten. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltliche Gerichte zum Schaden des Juden zu bedienen. Der Aussteller siegelt.

Ich Cuͦnze Starkrad, buͦrger zuͦ Frankfinford, bekenen uffinbar an disem brife, daz ich entnuͦmin han uf disen muͦntag alz diser brife geben ist um Valcken von Minzinb[er]g und um Fruͦmuͦden zuͦ dem Spesharde, judin zuͦ Frankinford, und um ir erben zwenzig phond heller houbit geldis guͦder weruͦge, ye daz phond um zwene hell[er] zuͦ ye der wochen zuͦ gesuͦche. Stet ez ubir eyn gantz iar unverguͦlden so werden ich den judin schuldig dryzig phond hell[er] ouch guͦder weruͦge. Wan ich diz houbit gelt geben dem judin in disem nehsten vyerteyl iaris, so mus ich zuͦ dem gesuͦche geben die kuͦst von disem brife und der buͦrgen gelt. Und setzen den judin zuͦ buͦrgen vor houbit gelt und vor schaden unvorscheid[enlich] Folzen von Frydb[er]g und Hengelen von Frydb[er]g, buͦrger zu Frankf[ur]t, die globin ich zuͦ losen an eyde und an schaden. Also stet diz gelt eyn ganzes iar unvorguͦlden, wan dane die buͦrgen von dem judin gemanit werden, so sullen sie in eyner uffinherbgen zuͦ Frankf[infurt]t leysten, biz ich vorgulden dem judin houbit gelt und schaden gantz und gar. Die leysten ader nit, so giet duͦch nach der vorgen[an]t iarisfrist uf die drizig phond gewenlichen gesuͦche zuͦ ye der wochen. Ginge der buͦrgen ir keyner abe, daz guͦt wende, so globin ich, bin eynem muͦnde eyn andern guͦdin buͦrgen an sin stat zuͦ setzen, alz dicke ez nuͦt geschit. Und globin den judin gutlichen zuͦ gelden diz houbit gelt mit dem schaden der von disem gelde wazin mag und nit zuͦ behelfen gen in mit geystlichem mit wertlichem gerichte nach neman von minen wegen. Und zuͦ urkuͦnde so han ich min inges[igel] vor mich und vor min buͦrgen an disen brife gehangen. Dar under irkenen wir uns Foltze und Hengelin dise vorgen[an]t buͦrgeschaffit vestes zuͦ halden in aler der wyse alz vor ist geschriben, won wir nit selbir inges[igel] han. Der brife ist geben nach Crystus gebuͦrt druͦzenhondird iar in dem ses und vyerzigenstem iare uf den nehsten muͦndag vor corpore Christi.

Rückvermerk:

קונצא שטרקרוט חיי׳ לי ולואלקא כ ליט כא בסיון ק׳ו׳ל׳ ער׳ וולצא מורידבערק חינקל מורידבערק [Kunze Starkrut schuldet mir und Falke 20 Lit[ra] (Pfund) 21. Siwan 106 (1346 VI 12). Bürgen sind Volze von Friedberg, Henkel von Friedberg]

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 138, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 103, S. 35 f.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 143, Anm. 213.

Kommentar:

Aus dem hebräischen Rückvermerk geht eindeutig hervor, dass sich die Urkunde im Besitz der Jüdin Fromut zum Spessart befand, die gemeinsam mit Falk von Münzenberg den Kredit an Kunze Sterkerad gegeben hatte und dass sie auch den hebräischen Vermerk geschrieben hat ("schuldet mir und Falke"). Das Datum der Kreditaufnahme ist an dieser Stelle ebenfalls vermerkt (21. Siwan 106 = 1346 VI 12).

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 250, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-018m.html (Datum des Zugriffs)

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