Judensiegel in Aschkenas (1348-1390)

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Judensiegel 2, Nr. 6

1360 September 21

Siegel des Cillier Juden Musch:

Umschrift: keine.

Überlieferung:

Ljubljana, ARS, SI AS 1063, Zbirka listin 4186, ohne Umschrift; Wien, HHStA, AUR 1360 IX 21 (Abguss); Graz, LA, Nr. 2756a (Abschrift der Urkunde mitsamt Abzeichnung des Judensiegels).

  • Friedenberg, Seals (1987), Nr. 159, S. 299-301 (mit Abb. Abguss).
  • Regesten zur Geschichte der Juden in Österreich (Brugger/Wiedl) 2, Nr. 960, S. 247 (und Nr. 958, S. 246, für die angeheftete hebr. Urk.);
  • Städtewesen Untersteiermark, Quellenanhang, 1360 September 21;
  • Graz, LA, AUR 2756a.
  • Wenninger, Bedeutung (1999), S. 146-162;
  • Wadl, Geschichte (1992), S. 155 f.;
  • Lohrmann, Judenrecht (1990), S. 206-208;
  • GJ 3, 1, S. 208, Anm. 9 und S. 209, Anm. 23.

Kommentar:

Beschreibung: Das Siegel ist stark abgerieben; Dm: 20 mm (Abdruck); Material: Wachs; Form: rund.

Siegelbild: Sieben konzentrische (Palm-?) Zweige.

Es handelt sich bei diesem Symbol- bzw. Ornamentsiegel um eines der sehr wenigen Judensiegel ohne jede Umschrift, und zudem um ein außergewöhnliches Siegelbild, das zu keinem der anderen Siegel des Corpus eine Ähnlichkeit besitzt. Für ein anderes Symbolsiegel ohne jede Umschrift vgl. das Siegel des Juden Meyer von Limburg von 1373 IV 20 (JS02, Nr. 12, Siegel 2).

Die Urkunde wurde von den Brüdern Musch und Chaim (Chadgim) ausgestellt, wobei Musch (Siegel 1) für seinen siegelkarenten Bruder mitsiegelte und zudem Friedrich von Wallsee(-Graz) sein Siegel an die Urkunde hängte (Siegel 2). An einer Urkunde von 1371 V 18, ausgestellt von Musch und Chaim (Chadgim) Schebline sin, erklärt Musch, sein Siegel derzeit nicht zu haben (wand ich aigens insigels oder petschatts yetz nicht gehabt hat), weshalb wiederum die Siegelbitte an Friedrich von Wallsee geht. GJ 3, 1, S. 209, Anm. 23, kommentiert, Musch habe also sein Siegel 'verloren, oder es wurde ihm anläßl. seiner Flucht […] entzogen'. Musch und Chaim sind also die Söhne Schäbleins, der zwischen 1340 und 1346 für Cilli belegt ist und alleine, mit seinem Schwager oder seinen Söhnen Geschäfte betrieb; vgl. GJ 2, 1, S. 150. Dabei ist Schäblein eine Form des Sakralnamens Sabbatai bzw. Schabetai, was die etwas ungeübten Unterschriften (statt Siegel!) seiner beiden Söhne mit Nennung des Patronyms belegen; vgl. dazu Ljubljana, ARS, SI AS 1063, Zbirka listin, St. 6430 von 1371 V 18: משה בן הנ''ר שבתי זצ''ל חיים בן הנ''ר שבתי זצ''ל (Mose, Sohn des freigiebigen Herrn Schabetai, das Andenken des Gerechten sei zum Segen; Chaim, Sohn des freigiebigen Herrn Schabetai, das Andenken des Gerechten sei zum Segen). Musch ist außerdem belegt mit einem weiteren Wohnsitz in Marburg (Marchburg); vgl. Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland 1, Nr. 78, S. 227.

Markus Wenninger hat uns dankenswerterweise seine Vorarbeiten zum Art. Cilli in GJ 3, 1, S. 206-210, in Regestenform zur Verfügung gestellt, dort Regest Nr. G 105.

Zur Urkunde, an der das Symbol- bzw. Ornamentesiegel von 1360 hängt, vgl. #0000# zu 1360 IX 21.

(ale.) / Letzte Bearbeitung: 21.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, JS02, Nr. 6, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/JS02/JS-c1-0015.html (Datum des Zugriffs)

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