Quellen zur Geschichte der Juden in der Stadt Köln (1273-1347)

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Stadt Köln 1, Nr. 82

1322 Februar 3

Im sogenannten ersten Eidbuch des Kölner Stadtrats wird folgendes Immobiliengeschäft dokumentiert: Richter, Schöffen, Ratsherrn und weitere Bürger der Stadt Köln (iudices, scabini, consules ceterique cives civitatis Coloniensis) bekunden, dass der in Köln lebende Jude Simon, Sohn des verstorbenen Lieberman von Düren (Symon iudeus, filius quondam Levermanni de Duren, commorans Colonie), mit ihrer gesonderten Erlaubnis das Haus genannt Herren Friedrichs-Haus mit Hofstatt von den Eheleuten und Mitbürgern (concives) Friedrich genannt von der Stesse und Druda erworben hat. Die Immobilie liegt in der "Stesse" gegenüber dem Haus zum Boten, angrenzend an das Haus genannt "Neues Haus" im Westen und an das Haus "Zur Mucken" im Osten. Da die Kaufsumme vollständig abgegolten ist, sollen Simon und dessen Erben das Haus unbeschadet halten oder nach ihrem Willen an Christen oder Juden verkaufen oder verpfänden dürfen. Die Aussteller sichern Simon und dessen Erben oder welchen Juden auch immer, die dieses Haus bewohnten, in gleicher Weise ihren vertraglichen Schutz zu, wie sie die anderen im Judenviertel wohnenden Juden durch eine mit dem Kölner Stadtsiegel bekräftigte Urkunde in Schutz genommen haben (… in nostram protectionem, defensionem pariter et conductum prout alios iudeos in vico iudeorum commorantes recepimus iuxta formam litterarum, quas a nobis habent sigillo civitatis Coloniensis sigillatas). Sie räumen ferner allen Kölner und außerhalb wohnenden Juden das volle Recht ein, in jenem Viertel Häuser von Christen zu kaufen oder zu mieten, sofern ein Viertel des Kaufpreises an die Stadt Köln gezahlt wird; weitere Zahlungen sollen dann nicht mehr erfolgen (Concedimus insuper universis iudeis Colonie vel extra habitantibus presentibus nostris litteris plenariam et liberam potestatem emendi et locandi in eodem vico domum seu domos sub hac forma, quod quicunque iudeus vel iudea in ipso vico erga quemcunque cristianum domum aut domos emerit seu locaverit, quod quartam partem illius pecunie, pro qua ipsum huiusmodi domum vel domos emere contigerit, solvere tenebitur civitati Coloniensi, et extunc dicta vel dicte domus et omnes habitantes in ea erunt a tali solutione qualibet danda vel solvenda civitati perpetuo absoluti, omni fraude et dolo exclusis penitus in premissis). Damit die Kölner Pfarrei St. Laurenz (parrochialis ecclesia sancti Laurentii in Colonia) durch den Kauf nicht Schaden nimmt, haben die vorgenannten Eheleute eine Erbrente von sechs Schilling Kölner Pagaments gezahlt, von welcher der Pleban und die Kirche jeweils drei Schilling jährlich erhalten sollen. Damit ist das Haus von weiteren Zahlungen an den Pleban und die Kirche befreit. Ankündigung des großen Stadtsiegels.

Datum et actum crastino Purificationis beate Marie virginis, anno domini MᵒCCCᵒXXᵒ secundo.

Überlieferung:

Köln, HAStadt, Best. 30, V1, fol. 12r; http://historischesarchivkoeln.de:8080/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++00145468MHupElko#Vz______00145468MHupElko (Digitalisat), Abschr. (zeitnah), lat., Perg.

  • Quellen zur Geschichte der Stadt Köln 4, Nr. 109, S. 94 f.;
  • Zwei Cölner Eidbücher, S. 61-63.
  • Schmandt, Judei (2002), S. 59;
  • Bauer, Judenrecht Köln (1964), S. 52;
  • Keussen, Topographie 1 (1910), S. 193;
  • Lau, Entwicklung (1898), S. 193.

Kommentar:

Die gesonderte Verbriefung wurde wohl aus Sicherheitserwägungen seit den zwanziger Jahren des 14. Jahrhunderts wiederholt von Angehörigen der jüdischen Gemeinde in Anspruch genommen. Dadurch gelang es dem christlichen Rat, seine Kompetenz in Immobilienangelegenheiten gegenüber den Amtleutekollegien der Kirchspiele zu erweitern; vgl. Schmandt, Judei (2002), S. 61, und KO01, Nr. 90. Zu den Kölner Eidbüchern vgl. KO01, Nr. 73.

(bel.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, KO01, Nr. 82, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KO01/KO-c1-001v.html (Datum des Zugriffs)

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