Sources regarding the history of the Jews in the Bishopric of Bamberg

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25 records in this corpus. Displaying record 17.

Bm. Bamberg 1, Nr. 12

1343 Februar 5, Schärding

Kaiser Ludwig der Bayer etc. verkündet, dass Johann [II.], Burggraf zu Nürnberg, und dessen Nachkommen aufgrund seiner Verdienste für das Reich von sämtlichen finanziellen Verpflichtungen befreit werden, die sie gegenüber den im Folgenden angeführten Juden, deren Erben und Teilhabern oder auch gegenüber jenen, welchen entsprechende Schuldforderungen überschrieben wurden, haben ([…] des er den nach geschriben juden iren erben und auch iren gemainern oder uf wen die verschriben sint schuldig worden sein und gelten suln. Er hab in die vergewisset mit selbscholen burgen, briefen oder swie er in die versichert hat). Neben den genannten Juden soll diese Vorgabe auch alle weiteren Juden als Kammerknechte des Reiches einschließen (wann uns die obgenennt juden als ander juden mit ir lib und mit ir gut zu gehoͤrent und unser und des rychs guͤt sind); ausgenommen sind einzig die in der Reichsstadt Nürnberg ansässigen Juden (und auch allen andern juden wi die gehaizzen sind si sien benennt oder niht, swa si gesezzen sind oder hinder swelhen herren in steten maerkten vesten oder slozzen on die in unser und des reychs stat Nuͤrenberch iezo wesentlich sint gesezzen). Alle mündlichen Zusagen und schriftlichen Dokumente, die den Juden als Beleg ihrer Forderungen dienen oder welche Sonderabmachungen enthalten, sollen ihre Verbindlichkeit verlieren bzw. dürfen nicht gefordert oder angenommen werden. Weitere Regelungen verbieten das Einlager (laisten) und weitere Versuche der Schuldeintreibung (vorderung, clag, noch ansprach). Ein Aufenthalt der vorgenannten Juden in die Reichsstadt Nürnberg soll an dieser Regelung nichts ändern. Klagen der Juden gegen diese Bestimmung sollen vor sämtlichen gerichtlichen Instanzen unwirksam sein, da die Juden allein der kaiserlichen Gerichtsgewalt unterstehen (wann wir selb noch iemant ander von unsern wegen den juden iren erben und gemainern hintz dem burggraven hintz sinen erben, selbscholen und burgen niht rihten suln noch wolln). Für den Fall, dass einer oder mehrere der genannten Juden, deren Erben oder Teilhaber gegen den Burggrafen, dessen Erben, Selbstschuldner oder Bürgen Ansprüche stellten, sollen Fürsten, Herren, Amtsträger und Städte diese Ansprüche unter Androhung des Verlustes der kaiserlichen Huld abwehren, ebenso wie Kaiser Ludwig weder selbst noch in seinem Auftrag den Juden, deren Erben oder Teilhabern gegenüber dem Burggrafen, dessen Erben, Selbstschuldnern und Bürgen niemals Recht zusprechen wird.

Insbesondere befiehlt Kaiser Ludwig, dass kein Herr, keine Stadt und auch sonst niemand diesen Juden Schutz oder sonstig Untrstützung gewähren dürfe, auch nicht, wenn sie deren Hinter- oder Beisassen seien (daz dhain herre noch stat noch iemant anders sich umb die juden wider dise unser genad gen dem burgrauen gen sinen erben selbscholn und burgen niht annemen noch si beschirmen noch beschuͤrn mit dhainen sachen, sie sien hinder in oder by in gesezzen oder niht). Auch sollen die Genannten dafür Sorge tragen, dass gegenüber dem Burggrafen die vorgeschriebenen Dinge eingehalten werden; hierbei liegt es in deren Ermesssen, die Juden zur Erfüllung anzuhalten. Niemand darf klagenden Bürgen hinsichtlich ihrer aus der Bürgschaft entstandenen finanziellen Auslagen (schaden den sie von der burgschaft wegen enpfangen selten haben) Recht gewähren.

Dies sind die Namen der angeführten Juden: Jakob der Alte, dessen Söhne Kalmann und Hesekiel (Hesklin), Lesier von Ebermannstadt (Ebermanstat) und dessen Sohn Samuel, Bella (Bel) und deren Ehemann (wirt) Samuel sowie deren Sohn Kalmann, Michelkind Denlin, Isaak von Eschenbach (Eschenbach) sowie dessen Söhne Fromann und Abraham, Daniel von Ebermannstadt, Abraham der kleine Kaufmann (Chaufmann), Vivus (Viefes), Mose (Moysen) der Alte und dessen Sohn David sowie Naym, dessen Enkel, Bonenfant (Buffand) von Waischenfeld (Wyschenveld) (1), Samson, Schwiegersohn Lesiers, Samuel von Eggolsheim (Eggolczhain), Löwe (Lewe) von Gunzenhausen (Guntzenhusen), Johel von Scheßlitz (Scheslicz), Mose (Moyse) und Johel von Forchheim (Vorcheim), Jakob von Straßburg, Josef der Kleine von Bayreuth (Josephen den klainen von Bayrut), Eberlin von Waischenfeld (Wischenvelt), Kalmann von Bayreuth und dessen Sohn Bonenfant (Buffand), Samuel von Frankfurt, Salomo (Salman) von Eggolsheim (Ekkolczhain), Samuel von Eschenbach, Fromann von Thurndorf und Isaak, dessen Schwiegersohn Isaak, Isaak, Sohn Süßkinds, Salomo (Salman), der Sohn Semelkinds, Isaak von Weismain (Wismaewen), Abigey (Abye), Ehefrau (wirtin) Isaaks, Löwe (Lewe), Schwiegersohn Abigeys, Michel, Bruder Koppins (Koͤpflin), Elieb, Sohn Michels, Gottschalk von Eschenau (Eschenaw), Bendit Levi, Lesier von Aurach, der große Mose von Dachsbach (dem grozzen Moysse von Dahspach), Netlin, der Bruder Moses, Hedgim [und] Man von Schlüsselfeld (Schluzzelvelt), Irmia, Meir (Mayr) und Eberlins Witwe von Eger, Burlin, Witwe Gersons (Kyrsan) des Schreibers, Michel, Sohn Burlins, Michel, Schwiegersohn Kopplins (Kophlin) von Cadolzburg (Kadolspurch), Isaak, Sohn Jecklins von Eger, Minmann (Minnan), Sohn Samsons, Vivelmann (Vifelmann), Sohn Gottliebs, Simon von Nürnberg, Seligmann von Jochsberg, Salomo (Salman) von Herrieden, Seligmann von Jochsberg (Jochsperch) (2) und dessen Söhne Mose und Natan, Anselm, Schwiegersohn Seligmanns, der schöne Simon, Salomo (Salman) von [Schwäbisch] Hall, Simon, Schwiegersohn des schönen Josef, Hirslein, Sohn Isaaks von Bamberg, Isaak der Alte von Speyer, Isaak der Junge [von Speyer], Simon und Mose, Schwiegersöhne Simelins, Isaak von Wimpfen, Jakob und Samuel, Söhne Simelins, Seligmann von Rothenburg (Rötenburch), Lemmlin der Weise, Anselm, Sohn Josefs von Ansbach (Onolspach), Mose von Heilbronn (Hailprunnen), Jacob von Ulm.

Ankündigung des kaiserlichen Siegels.

Der geben ze Scherdingen an sant Agathe tag nach Cristus geburt druzehen hundert jar und in dem dri und vierzigesten (3), in dem newenvndzwaeinzigeistem iar unsers richs und in dem sehzehenden des kaysertums.

(1) Benenfant (Buffand) wird in GJ 2, 2, S. 860, nicht genannt.

(2) Seligman von Jochsberg wird zweimal genannt.

(3) Die Jahresangabe fehlt in den Editionen.

Überlieferung:

Bamberg, StA, A 20 L 8, Nr. 202, Abschr. (Vidimus von 1343 Februar 10; vgl. BA01, Nr. 13), dt.; zu den weiteren Abschriften vgl. Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern 10, Nr. 403, S. 262.

Kommentar:

Vgl. auch das kaiserliche Schreiben an die Juden vom selben Tag (BA01, Nr. 13). Der Schuldentilgung vorausgegangen war ein kaiserlicher Landfrieden für Franken vom 1. Juli 1340, mit dessen Ausgestaltung durch die Städte die Kirchenfürsten und Teile des weltlichen Adels unzufrieden waren, darunter auch die Burggrafen von Nürnberg. Diesen kam der Kaiser durch die Schuldentilgung entgegen. Konrad II. von Schlüsselberg weigerte sich jedoch, den kaiserlichen Erlass für seine Juden zu akzeptieren, so dass diese am 10. Juni 1343 durch das kaiserliche Landgericht Nürnberg in die Acht getan wurden (BA01, Nr. 14); vgl. Zimmerhackl, Spuren (2021), S. 137 f. Vgl. ferner den Schuldbrief der Burggrafen Johann und Albrecht von Nürnberg über 225 Pfund Heller bei dem Nürberger Juden Michel, dem Sohn Fromanns von Nürnberg, und der Jüdin Rechlin, Witwe Jüdlins von Cadolzburg, vom 29. Mai 1342 (WB01, Nr. 588), der am 2. Februar1343, also kurz vor Ausstellung dieser Schuldentilgung, fällig wurde. Fromann von Nürnberg wird unter den jüdischen Gläubigern genannt, die am 5. Februar 1343 auf ihre Schuldforderungen verzichten müssen. Bei Michel von Nürnberg, Schwiegersohn Kophleins von Cadolzburg, könnte es sich um Fromanns Sohn Michel handeln, der 1342 als Schuldner auftritt. Die Witwe Rechlin war ebenfalls in Cadolzburg ansässig.

(Kathrin Geldermans-Jörg) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, BA01, Nr. 12, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BA01/CP1-c1-005m.html (Datum des Zugriffs)

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