Sources regarding the history of the Jews in the Bishopric of Bamberg
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Bm. Bamberg 1, Nr. 3
1313 Juni 15, Altenburg (bei Bamberg)
Bischof Wulfing (Wluinch) von Bamberg (1) bekennt, dass er mit den Bamberger Bürgern einen Richtspruch (rihtunge) getan hat, demzufolge sie ihm über eine Dauer von sechs Jahren jährlich 500 Pfund Heller Steuer geben sollen. Die Bürger verfügten über eine dahingehende Urkunde des Bischofs und des Domkapitels (als sie unser und unsers capitels brieve dar uber haben). (2) 2.500 Pfund Heller, also die zu leistende Summe über fünf Jahre, schuldet der Bischof den Juden (die si uns scholten geben in fuͤmf iaren, hin geschaffen und geahtet haben den iuden an unser gulte). Mit der zu erwartenden Zahlungsleistung der Bürger wäre der Bamberger Bischof also von seinen Schuldverpflichtungen gegenüber den Juden und deren Vormund Burggraf Friedrich [IV.], Burggraf und Landvogt zu Nürnberg, befreit. Die Bürger ihrerseits hätten diese Pflicht auf sich genommen (Und wand si sich von iren triwen fuͤr uns der selben haller verbunden haben ze geben und haben uns dedich dar umbe gemachet kegen den Juden unt kegen dem edelem manne hern Friderich dem purchgrauen und Lantuogt ze Nurenberch, der den Juden geben ist von des Reichs wegen um die selben gulte ze einem vormunde und ze vordrerer). Dem Bischof gegenüber sind die Bürger damit allerdings nicht mehr verpflichtet (sagen wir si fuͤr uns und fuͤr unser nachkomen ledich).
Burgraf Friedrich soll auf Geheiß des Königs und laut Richtspruch Graf Bertholds [VII.] von Henneberg (als im der Chunich bepfolhen hat und als der edel man graue Berchtolt von Hennenberch geteidingt hat) in konkretem Fall für die besagten fünf Jahre die beteiligten Christen und Juden wie Reichsstädte in seinen Schutz nehmen und diese rechtlich vertreten (schirmen und versprechen). (3) Ausgenommen davon bleiben die bischöfliche Münze, Zoll und Gericht. Sollte der Bischof andere Wege finden, die Schulden gegenüber den Juden zu begleichen, so dass diese und der Burggraf als Beauftragter des Königs die Bamberger Bürger und den Bischof ledig sprächen, so soll diese Verabredung (taͤidinch) hinfällig sein. Die Bürger wären demnach wieder dem Bischof gegenüber steuerzahlungspflichtig.
Ankündigung der Siegel des Bischofs und des Domkapitels. Als Zeugen fungieren Dompropst Johannes, der Domdekan Ott und das Kapitel.
Der brief ist geben ze Altenburch do nach Christes geburd ergangen waren dreuzehenhundert iar und dar nach in dem dreuzehenen iar an sand Veites tach.
Rückvermerk:
1313. Bischof Wülfling imponirt jährlich 500 Pf. Heller zur Steuer zu zahlen (fnzl.)
(1) Die Selbstbezeichnung des Bamberger Bischofs als 'Bruder' (Wir bruder Wluinch von Gottes gnaden pischof ze Babemberch) hängt zweifellos mit seiner Herkunft aus dem Dominikanerorden zusammen. Wulfing von Stubenberg war von 1299 bis 1304 Bischof von Lavant, ehe er auf den Bamberger Stuhl erhoben wurde, den er bis 1318 inne hatte.
(2) Die nicht mehr erhaltene Urkunde scheint 1312 ausgestellt worden zu sein. Ob darin auch schon Schulden des Bischofs bei den Juden erwähnt sind, ist ungewiss.
(3) Kloos, Urkunde (1967), S. 361, wertet dies als Bevogtung.
Überlieferung:
Bamberg, StA, BU, Nr. 1558, Orig., dt., Perg.
- Kloos, Urkunde (1967), Anhang, Nr. 2, S. 380 f.
- Kloos, Urkunde (1967), bes. S. 360-362;
- Guttenberg, Bistum 1 (1937); S. 76 f.;
- Eckstein, Geschichte (1898), S. 228;
- Looshorn, Bisthum 3, S. 26 f.
Kommentar:
Aus einer Urkunde Ludwigs des Bayern von 1332 (BA01, Nr. 10) geht hervor, dass König Heinrich VII. über den Spruch eine nicht mehr im Wortlaut erhaltene Urkunde ausgestellt hat (BA01, Nr. 2); vgl. Kloos, Urkunde (1967), S. 362. Wenn die Bezeichnung Heinrichs als König in der Urkunde des Bamberger Bischofs korrekt sein sollte, muss das Schriftstück des Luxemburgers vor dessen Kaiserkrönung am 29. Juni 1312 ausgestellt worden sein. Auf den Vorgang beziehen sich noch zwei weitere Urkunden von 1322 (BA01, Nr. 6) und 1327 (BA01, Nr. 9).
(Kathrin Geldermans-Jörg) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023
Zitierhinweis
Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, BA01, Nr. 3, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BA01/CP1-c1-005w.html (Datum des Zugriffs)
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