Sources regarding the history of the Jews in the Archbishopric of Mainz (1273-1347)

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340 records in this corpus. Displaying record 238.

Ebm. Mainz 1, Nr. 230

1338 März 1

Nathan und seine Frau Freude, ihre Söhne Sabilmann und Palte und ihre Töchter Jutte, Gutte und Schone, Juden zu Kreuznach, bekunden, dem Grafen Johann von Sponheim, Herrn zu Kreuznach, oder dessen Erben 7.000 Pfund Heller zu schulden und dafür selbst zu bürgen. Bis Ostern (12. April) 1338 sollen 2.000 Pfund gezahlt werden, spätestens an St. Remigius (1. Oktober) 1338 weitere 2.000 und 3.000 bis Lichtmess (2. Februar 1339). Teilt Nathan nach Zahlung von 5.000 Pfund dem Grafen mit, dass er die letzten 2.000 Pfund nicht aufbringen kann und überantwortet sich mit Frau und Töchtern der Gewalt des Grafen in einer von dessen Burgen, in der sie eingeschlossen werden, müssen die beiden Söhne Nathans nicht für die Zahlung der fehlenden 2.000 Pfund aufkommen. Sollte Nathan und/oder seine Frau sterben, haften sie indes zusammen mit dem gegebenenfalls überlebenen Elternteil für die ausstehende Schuldsumme. Nathan und seine Familie dürfen Kreuznach nur mit Erlaubnis des Grafen oder seines obersten Amtmannes verlassen zum Zwecke der Geldbeschaffung. Das Ehepaar verpflichtet sich freiwillig, jede Nacht als Gefangene des Grafen in dessen Burg zu schlafen, wenn es ihnen nicht ausdrücklich erlassen wird. Auch wenn sie Tag und Nacht Gefangene des Grafen sind und bewacht werden, bleiben sie zur Schuldtilgung verpflichtet. Sollten sie nicht zahlen, darf sie der Graf mit ihren drei Töchtern gefangensetzen, bis sie ihm Genugtuung geleistet haben. Stehen die 7.000 Pfund nach der nächsten Lichtmess immer noch offen, sollen Nathan und seine Familie solange in der Gewalt des Grafen bleiben, bis dieser sein Geld erhalten hat. Falls einer von ihnen oder alle der Gefangenschaft heimlich entfliehen, soll sie der Bann des Papstes, die Reichsacht und der höchste jüdische Bann treffen, so dass sie das jüdische Recht nicht mehr in Anspruch nehmen dürfen und der Graf sie überall angreifen mag, ohne dass ihnen geholfen werden kann. Die Aussteller geloben, diese Bestimmungen strikt einzuhalten und sich ihrer nicht durch das Erlangen diesbezüglicher Dokumente zu entziehen. Außer Nathan selbst besiegeln diese Erklärung zwei Ritter, zwei gräfliche Schreiber, Konrad Truchsess, die Stadt Kreuznach sowie sechs Juden, die auch für den Juden Meister Liebermann als weiteren jüdischen Garanten siegeln. (1)

Wir, Natan, Freude, min elich wib, Sabilman und Palte, unsir sone, Iuͤtte, Guͤtte und Schone, unsir doͤchter, iuden zuͦ Cruͦtzenachen, duͦnt kuͦnt allen luͦden unde bekennen uns uͦffinlich an diesim brieve, daz wir alle sament unverscheidinlich schuͦldig sin dem edeln, unsirm liebin herren greven Iohanne von Spanheim, herre zuͦ Cruͦtzenachen, odir, ob er stuͦrbe, eim sim erben, eime greven von Spanh[eim], der nach im wirt herre zuͦ Cruͦtzenachen, siebin dusent puͦnd haller guͦdir unde gebir odir weruͦng dem glich zuͦ Cruͦtzenachen, die suͦln wir im geldin und gebin zuͦ den ziden undirscheidin und vorworten, als hie nach beschriebin sint. Alsso [!] wir sin alle unde unsir iglichiz besuͦndir sachwalt, gisil und buͦrgen vor daz vorgnante gelt und suͦln daz bezalin zwei dusint puͦnd enthuͤschin hie und ostirn erst komende, zwei dusent puͦnd enzwischen hie unde unde sant Remigis dag erst komende unde dru dusent puͦnd bit unsir frowen dag kertzemisse erst komend. Ez ist auch alsso geret, wanne dis gelts werdent bezalt fuͦnf dusent puͦnd unsirm herren vorgnant, were iz danne, daz ich, Natan vorgnant, queme vor unsir frowen dag kertzemisse egnant zuͦ mime obgnanten herren, greven Iohanne, und spreche zuͦ im, ich inhan nit me guͦdis, ich mag der lestin zwei dusent puͦnde nit bezaln, und antwerten mich, min elich wib, min egnanten dri doͤchter in mins herren slozze eins, welchiz er wilt, bit guͦdir kuͦndschaf, wanne wir beslozzin sin von unsirs herren wegin, daz im wol gnuͦget, so sint unsir vorgnante zwene suͦne los unde quiit der lestin zwei dusent puͦnde unde hant nit me dar miede zu duͦne. Were abir unsir driger doͤchter eine dot odir me, welche noch lebent, die suͦln wir ane arglist bit uns in gefenknisse antwerten. Ist abir, daz ich, Natan, swigen und zuͦ mime herren vorgnant bin der egnantin zid des nit ensprechen, so bin ich, min wib, min suͦne unde dochter vorgnant alle behaft vor daz egnant gelt alliz, daz noch unvergolden unsirme herren, und suͦln iz bezaln, als do vor ist benant. Were iz auch, daz ich, Natan, und min wib odir unsir einz stuͦrben, e diz gelt alliz bezalt worde, so sint unsir soͤne vorgnant alle bede haft vor allez daz gelt, daz noch unvergolden ist und welchis undir uns zwein lebit, ist behaft bit unsern sonen. Wir alle suͦndir und sament insuln niemer komen von Cruͦtzenachen, die vorgnante schuͦlt si gentzlich bezalit, ez inwere dan, daz unsir herre vorgnant oder sin Oͦbirst .. amptman unsir eime oder me bit guͦdir kuntschaft irleubtin uͦff ein genannt zil zuͦ farinde, unsir schuͦlt zuͦ schaffin. So suͦln wir auch wiͤdir komen zuͦ allir der zid bit guͦdir kuͦntschaf, ane argelist. Auch inmuͤgen wir dirre vorgnantin schuͦlt nit quiit gesin, wir enhaben von erstin guͦde uͦffin quiit brieve unsirs herren vorgnant, ie als vil wir bezaln. Unde umb daz unsir herre des gelts da siecher si, so wilkuͦrn ich und min wib uͦff uns von muͦtwillen, daz wir unsirs herrin gefangin suͦln sin unde alle nachtis uͦffe siner buͦrg suͦln slaffin, er odir sin oͦbirste amptman irleuben uns dan erslich (2), nacht [!] hie niedin zuͦ slaffin. Auch sol er unsir dag unde nacht duͦn huͤden, bit wir die schuͦlt gentzlich bezalin. Unde wie so daz man unsir huͦde und uns gefangin halde, so ensin wir doch nit los der schuͦlt, eydis und geluͦbde, als hiͤ vor und nach sint benant. Wanne auch unde zuͦ welchin ziden wir unserm herrin nit bezalin sin gelt, wie vor ist benant, so mag er uns bit unsirn dru doͤchtern vorgnant duͦn vahen und sliezin, bit wir im vollinduͦn. Wanne auch daz unsir frowen dag kertzemisse, der nehist komen sol, virgangin ist, waz noch danne unsirm herrin vorgnanten der siebin dusent puͦnd unvergolden ist, dar vor suͦln wir, unsir suͦne unde dochter, alle, die vor sint benant, uns in antwerten als lange, bit wir unsirm herrin bezalin alliz daz gelt, daz noch unvergolden ist, in allir der bescheidinheit, als vor beschrieben ist. Were iz auch, daz wir alle odir unsir ein deil fuͦren, riedin odir gingin heimlich odir uͦffinbar von unserm herren egnant uz sinre gewalt, e wir ime diese schuͦlt bezalin, so wilkuͦren of uns des babistis ban, des rychis achte unde suͦln wesin in dem hosten iuͦden banne von allir iuͦdischeit und sol der selb unsir herre odir sine gewalt uns ane griffen, wa wir sin in den stedin odir uzinwendig ane gerichte und insol uns nieman dar vor schirmen und insuͦln uns auch bit niemanne behelffin, iz sin herren, sthede odir andir luͦde, und suͦln allez unsir iuͦdisch recht virlorn han. Wir insuͦln uns auch niemer behelffin wiͤdir diz virbuͦntnisse bit brieven, ingesiͤgiln, friheiden, gerichte oder ane gerichte, noch bit keinen sachen, die yͤman kan irdenkin. Diz wilkuͦren wir von muͦtwillen offe uns. Wir globen auch alle suͦndir und sament bit rechtin truwen, stede zuͦ halden, waz hie vor ist benant, ane argeliste, die yman kan vynden, und virbinden uns des mit allen den virbuͦntnissen und penen, die vor sint benant. Zuͦ eim orkuͦnde henkin ich, Natan, min ingesiͤgil an diesin brief vor mich, min elich wib und mine kynde, die vor sint benant. Des bekennen wir, Freude, Sabilman, Palte, Iuͦtte, Guͦtte unde Schoͦne, daz iz allez war ist, unde globen stede zuͦ halden, waz vor ist benant und wie vor ist benant, und biedin alle sament cristen unde iuͦden, die hie nach sint geschriebin, daz sie zuͦ eim rechtin gezuͤknisse, wand sie diese vorgnante ding hant gehort unde gesien alle, daz sie diesin brief vor uns und bit uns besiegilt hant. Daz sint bit namen her Kyndilman von Dyrmstein, hern [!] Symond von Arnswank, rittere, her Iohan und auch Iohan, schribere unsirs herren, Conrad Trosseize unde die stad zuͦ Cruͦtzenachen, die iuͦden Crissant, Abram, Calman, meystir Liebirman, meistir David, Iacob an dem Berge und Bynherre. Daz irkennen wir alle, cristen und iuͦden vorgnant, daz wir haben gesien und gehort, waz vor ist beschrieben. Unde dorch beden willen der obgnanten Natanis, Freuden, Sabilmans, Palten, Iuͦtten, Guͦtten unde Schoͤnen han zuͦ eim rechtin gezuͤknisse unsir ingesiͤgil gehenkit an diesin brief. Und ich, meistir Liebirman, wand ich nit ingesiͤgils han, bekennen mich undir den andirn ingesiͤgiln, daz war ist, waz vor ist benant. Dirre brief ist geben, da man zalte nach gots gebort drutzehin huͦndirt iar in dem echt und driszigsteim iare, an dem erstein suͦndag in der fasten, als man singit invocavit me.

(1) Vgl. MZ01, Nr. 229 und MZ01, Nr. 244.

(2) Soll heißen 'ernstlich'.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Domkapitel Mainz Urkunden [nach 1339 April 22], Abschr. (unter dem Siegel des Pfarrers in Kreuznach, um 1340), dt., Perg.

  • Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1, Nr. 678 (Anm.), S. 412 f.
  • Heinemann, Kloster (2014), S. 132;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 115 f.;
  • GJ 2, 1, S. 456.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 07.07.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, MZ01, Nr. 230, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ01/CP1-c1-0195.html (Datum des Zugriffs)

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