From Werra and Leine to Bober: Sources regarding the history of the Jews in Thuringia and Saxony

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281 records in this corpus. Displaying record 245.

Thüringen/Sachsen 1, Nr. 244

1339 April 4, Wittenberg

Rudolf, Herzog zu Sachsen, bekennt folgende Bestimmung für Fleischhauer und Juden in Wittenberg: Die Juden dürfen an vier Tagen der Woche acht kleine Tiere und zwei Rinder oder vier kleine Tiere und ein Rind schlachten. Fällt ein Schlachttag auf einen Festtag, so soll ihnen der Fleischhauermeister bei rechtzeitiger Mitteilung einen anderen Schlachttag zuweisen. Schlachten die Juden mehr als erlaubt, so soll ein Vertreter des Herzogs darüber richten und die Juden müssen eine Buße zahlen. Ihr Vieh sollen die Juden nur auf dem freien Markt kaufen, ohne Behinderung, aber unter Aufsicht der Fleischhauer. Benötigen die Juden mehr Fleisch, so soll ihnen der Fleischhauermeister erlauben, mehr zu schlachten. Vom Gallustag an können Juden in einem Zeitraum von drei Wochen schlachten, so viel sie wollen. Erhöht oder verringert sich die Anzahl der Juden, so wird die erlaubte Fleischmenge angepasst.

Wir Rudolf von gots gnaden, herzoge zu Sachsen, zu Angern, zu Westphalen, grefe zu Bren (1) und oberster marschalk des heyligen romischen rychs, bekennen offenlich an disem brife, daz wir unser vleÿschowere und unser juden in unser stat zu Wythenb[er]g untscheyden habin, als hi nach geschribin stet. Unser juden sullen slan des suntages, des mantages, des dinstages, des dornstages, ie des tags acht kleyne houͤbt oder zwei rint, oder vire kleyne houbt und eyn rint. Were ouch daz der juden heylige tag queme in eym diser vorgeschribin tage eÿn, so sullen si daz kuͤnt tuͤn dem vleyschower meÿstere an dem sunnabunde da vor als dy woche an triͤt, so sal in der vleyschower meyster eyn andern tag vor den heyligen tag gebin. Wer ouch, daz di juden des nicht kunt tetin dem vleyschower meÿstere an dem sunnabunde als di woche an trit, so sullen si den tag vorlorn habin. Slugen di juden me wen in bescheyden ist, des in der vleyschower meyster und der jude, der da zu gesaczt ist, mit dem vleysche ubir gen mochten, daz sullen si vor uns oder vor unsern voget oder vor unsern amlechtman (2) brengen, daz sulle wir oder unser voget oder unsern amlechtman (2) richten, also daz si vns daz vorbuzen und unsern vleÿschowern. Unser juden sullen kouffen ir viᵉ uf dem vrien markte und anders nirne, da in sullen si unser vleyschowre nicht an hindern, di wile daz si ubir dem kouffe sten. Si in sullen ouch unser vleyschower nicht hindern, di wile daz si ubir irme kouffe sten. Koufen sie aber viᵉ vor dem tore oder vor iren husern oder in den strazen, da si bi begriffen wordin, daz viᵉ sullen si verlorn habin, und daz sal unser sin. Were ouch daz unser juden in mer loͤnbrote bedorften ubir daz viᵉ alz in bescheyden ist, da sullen si den vleyschower meyster um bitlen, der sal in irloubin zu slane adir nach daz in noͤt ist. Unser juden sullen ouch slaͤn von sente Gallen tage (3) vor binnen dren wochen wi vil si [v…er]dorfen (4), da in sal si nÿmant an varen und sullen von der zit vorbaz me daz haldin als iz vorgeschribin stet. Worde ouch unser Juden me, so sal man in mer irloubin, worde ir ouch mÿnner, so sal man ir zal mÿnnern an dem vleÿsche. Zu eym urkunde der dinge hab wir unser Ingesigel an disen brif gehangen.

Dar ist gegebin zu Wyttenberg nach gots geburt driczenhundert jar dar nach in dem nuen vnd driczsichsten jare, an dem suntage als man singet Quasi modo geniti.

(1) Brehna

(2) Lesung unsicher.

(3) Oktober 16.

(4) Durch ein Loch fehlen ein oder zwei Buchstaben. Die Lesung der angeschnittenen Buchstaben ist unsicher. Unter dem angeschnittenen v (oder w) ist ein Bogen zu erkennen, der vielleicht zu einem z oder h gehörte.

Überlieferung:

Dresden, HStA, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 2826, Orig., dt.

  • Donath, Misna Judaica (2004), S. 465, Anm. 636 f. (Auszug).
  • Lämmerhirt, Juden (2007), S. 189 f.

(mlä.) / Letzte Bearbeitung: 12.02.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, TW01, Nr. 244, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/TW01/TW-c1-001s.html (Datum des Zugriffs)

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