Sources regarding the history of the Jews in the Bishopric of Würzburg

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657 records in this corpus. Displaying record 655.

Bm. Würzburg 1, Nr. 656

1347 September 5

Der Kellner Heinrich von Celle und vier Brüder des Würzburger Dietrichspitals treffen mit Josef von Weil [der Stadt] und Jecklin von Straßburg, Juden zu Würzburg, eine detaillierte Vereinbarung wegen der zwischen dem Spital und dem Haus dieser Juden gelegenen Mauer. Diese Mauer gehört samt einem Aufbau den Juden. Sie stößt an einem Ende an das Haus des Juden Vivelman, Gotliebs Sohn, und am anderen an das Haus des verstorbenen Juden Johelin von Straßburg. Der Vertrag wurde mit Zustimmung des Lehensherrn der Judenhäuser, Heinz Vierkorn, geschlossen und mit den Siegeln des Spitals und des Offizials vor der Roten Tür beglaubigt.

In gotes namen amen. Wir, Heinrich von Celle, kelner, Heinrich Kemerer, Conrad von Ufkirchen, Conrad Bluͤmelin unde Gernod von Rotendorf, bruder des spitals zuͦ sante Dytherich, gelegen in der stat zu Wirzeburg, bekennen offenlich an disem briͤfe allen den, diͤ in sehen oder hoͤren lesen, daz dyͤ muͦre, di do gelegen ist zwischen uns unde zwischen Ioseph von Wile unde Iecklin von Strasburg, den gesessen juden zuͦ Wirzeburg, diͤ do stoͤzet uf ein einde an Viuelmannes huͤs, Gotlibes suͦn (1), an dem andern einde an daz huͤs, daz etzvanne waz Johelins von Strasburg, ist der selben juden unde aller der buͤ, der uf der selben muͤren itzunt ist gelegen. Unde diͤ selbe muͦre ist unde sol sin fuͤnf unde fuͤnzig schuhe lang, von Viuelmannes huͤs biz an Iohelins huͤs, der vorgenanten juden, unde nuͤn unde zweinzig schuͤhe hohe. Unde die selbe muͤre sol auch nicht hoher werde nach kein buͤ oder dach uf der selben muren gelegen sol hoher werden an dem einde, do daz dach uf di muͤren langet, wanne also iz itzunt ist. Unde daz dach des selben buwes uf der muren gelegen sol nicht lenger werden an dem einde, do der selbe buͤ der juden an unser huͤs stoͤzet, wanne zweyne unde zweinzig zigel lang unde achzehener zigel breit oder daz ander teil des selben buwes sol haben zehen zigel an der lenge. Auch sullen di vorgenanten juden Joseph von Wile unde Jeckelin von Strasburg kein liecht nach venster gegen uns machchen (2), weder in muͤren nach in dach, wanne eyn rauchlauch, das sol sin eynes schuhes hoch unde anderhalbes schuhes wiͤt. Unde wir, diͤ bruder von sante Dytherich, sullen legen kragesteine also vil, also wir beduͤrfen, zuͦ eyner halle in di selben muren, diͤ do an get an Viuelmannes huͤs biz an daz huͤs, daz do waz etzwanne Johelins von Strasburg.

Auch sullen die kragesteine weinden under der traufe, unde d'iͤ traufe, di do vellet von deme selben buͤ der juden, der do gelegen ist uf der muren, sol in unsern kirchhof gen unde vallen. Auch sullen wir, diͤ vorgenanten bruder, eyn huͤs legen uf di selben muͤren von Viuelmannes huͤs biz an Joseps unde Jeckelins von Strasburg hinderhuͤs, der vorgenanten juden. Daz sol sin zweinzig schuhe lang unde achzehen schuhe hohe an dem einde, do daz dach des selben huses uf di muͤren langet. Unde di selbe muͤre sol auch nicht hoher werde do daz huͤs uffe leget, wanne achzehen schuhe hohe, nach daz dach des selben huses sol hoher werden ober diͤ muͤren gegen den juden wanne also iz itzuͦnt ist. Daz selbe dach sol sin achzehen zigel lang unde sechs unde drizziger breit unde in der selben breiten unde leinge sol daz dach bliben unde di traufe von dem selben dachche (2) sol in der juden hoͤf ewiclichen vallen. Auch sullen wir kein venster machchen (2) in der selben juden hof wanne eyn rauchlauch, in der selben witen unde leinge also vor von in geschriben stet.

Unde ich, Heintze Virkorn, der kuchemeisterin suͦn, burger zu Wirzeburg, lehenherre uber der vorgenanten juden huͤser, bekenne offenlich an disem brife, daz alle rede unde teding, diͤ do sint geschchen zwischen den brudern von sante Dytheriche unde den vorgenanten juden Joseph von Wile unde Jeckelin von Strasburg, di sint alle geschehen mit minem wissen, mit minen worte unde mit minem guten willen.

Zuͦ eyner waren urkunde unde einer ewigen stetikeit aller der vorgeschriben rede geben wir, die vorgenanten bruder von sante Dytherich, Joseph von Wile unde Jeckelin von Strasburg unde allen iren nachkuͦmen disen brief mit des offitiales insigel vor der Roten tuͤr (3) unde unser spitals insigel vorsigelt. Unde wir, der official vor der Roten tuͤr, bekennen an disem brife, daz wir durch bete willen der vorgenanten bruder von sante Dytherich, Iosephs von Wile, Ieckelins von Strasburg unde Heintzen Virnkorns, lehenherren uber der selben juden huͤser, disen brief mit unserme insigele han vorsigelt, der do geben ist, do man zalte von gots geburte dritzehenhundert jar in deme siben unde vierzigisten jare, an der nehesten mittewochen nach sante Iohannes tag, also er inthaupt wart.

Rückvermerk:

der brief uber dy mure zwischen den brudern und den juden (15. Jh.?)

(1) Bei Vivelmann, Gottliebs Sohn, könnte es sich um einen nach Würzburg umgesiedelten oder dort über einen weiteren Wohnsitz verfügenden Juden aus Straßburg, den Sohn von Gottlieb alias Koge, gehandelt haben; vgl. Mentgen, Studien, S. 470.

(2) Sic!

(3) Das Amt des Offizials 'vor der Roten Tür' ist nach dem Tagungsort des Offizialatsgerichts vor der nördlichen Tür des Würzburger Domes benannt.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Würzburger Urkunden 7935, Orig., dt., Perg.

  • Urkundenregesten zur Geschichte der Stadt Würzburg, Nr. 224, S. 184 f.;
  • Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland, Nr. 173, S. 125;
  • RB 8, S. 109 f.
  • Müller, Judengemeinde (2004), S. 87, Anm. 12.;
  • Mentgen, Studien (1995), S. 470;
  • GJ 2, 2, S. 929-931.

(bkr.) / Letzte Bearbeitung: 06.05.2015

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WB01, Nr. 656, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WB01/CP1-c1-00iu.html (Datum des Zugriffs)

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