Sources regarding the history of the Jews in the Archbishopric of Mainz (1348-1390)

Back to list

548 records in this corpus. Displaying record 87.

Ebm. Mainz 2, Nr. 76

[1362?]

Unter der Überschrift Forma iudeorum ist ein Formular für eine Judenaufnahmeurkunde Erzbischof Gerlachs von Mainz überliefert. Gerlach bekundet darin, dass er N. mit Ehefrau, Kindern und Brotgesinde als seine Juden und Bürger aufgenommen hat, die ab Martini zwei Jahre lang in von ihnen frei wählbaren befestigten Orten unter ihm wohnen sollen, wofür sie ihm jährlich mit zehn Gulden dienen. Er will die Juden getreulich schützen, gerichtlich verteidigen, ihnen zu ihren Rechten verhelfen und nicht gestatten, dass jemand sie verängstige oder bedränge. Dem genannten Juden steht es frei, wenn es ihm passt, aus dem Erzstift wegzuziehen, sofern er sich wegen seiner Zinsleistung mit Gerlach geeinigt hat. Sind über seine vereinbarte Aufenthaltsfrist hinaus mehr als acht Tage vergangen, soll er den Zins für das ganze Jahr entrichten und kann dann ziehen, wohin er möchte. Der Erzbischof gebietet all seinen Amtleuten und Untertanen bei seiner Huld, die besagten Juden treu zu schirmen und ihre Rechte als seine Juden und Bürger zu sichern.

Wir, G[erlach] etcetera, bekennen, daz wir N., sin wip, sin kyndere, mede und knechte, die sin brot eszende sint, ane geverde, zu unserm iuden und burger enphangen han also, daz sie zwei iar, die anegen sollent off sente Mertins tag (1) nehist komet, hindir uns, in welichen unsern slozzen sie wollent, wonen mogent, und sal uns alle iar dienen mit X (2) gulden von Florentz. Und herumbe wollen wir die egenanten iuden truelich und vestelich schuren, schirmen und verantwerten und sie hanthaben zu allem irem rechten und nyt staden [!], daz sie yman vervurechte oder drenge (3), ane alle geverde. Auch mag der egenante iude, wanne ym fuͤget, von uns faren, also doch daz er uns sins dienstes verracht hette, als vorgeschriben stet. Und seze er auch uber sin ziel echt tage hinder uns und wolde dan enweg faren, so solde er uns doch den dienst richten, den er daz gantze iar geben solde, und mag dan faren ungehindert von uns oder den unsern, war er wil. Auch heizen wir alle unsere amptlude und undertanen und gebieden yn by unsern hulden, daz sie die vorgenanten iuden vestilich und truelich schirmen und hanthaben zu allem irem rechten und als unsere iuden und burgere, ane geverde, in alle der maze, als vor stet geschriben. Des zu urkund etc. Datum etc. (4)

(1) November 11.

(2) Über der Zeile eingefügt wurde: guden.

(3) Über der Zeile eingefügt wurde: uwer den vorgenanten dienst.

(4) Seiner Platzierung im Ingrossaturbuch nach dürfte der Text aus dem Jahr 1362 stammen.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 5, fol. 510r (Zählung oben) = fol. 101r (Zählung unten), Abschr. (?) (14. Jh.) (B), dt., Papier; Darmstadt, StA, C 1, Nr. 70/10, fol. 17v-18r (Abschr., 18. Jh.) (C); ebd., A 14, Nr. 221 (Fotokopie von B).

  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 125, S. 38 f.;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 84, S. 18;
  • REM 2, 1, Nr. 2768, S. 625.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 76, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-006o.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Back to list