Sources regarding the history of the Jews in the Archbishopric of Mainz (1348-1390)

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548 records in this corpus. Displaying record 57.

Ebm. Mainz 2, Nr. 51a

1356 Oktober 6, [Marburg]

Der Bürgermeister, die Schöffen, der Rat und die Stadt Marburg (Marpuͦrg) insgesamt bekunden für sich und alle ihre Nachfahren, die zur Pfarrei Marburg gehören, dass Siegfried zum Paradies (Sifreid czuͦ deme Paradise), Bürger zu Frankfurt [a. M.] (Frankinfort), ihnen mit Rat und Hilfe seiner beiden Brüder 11 Pfund Heller jährliches Ewiggeld als treuhänderische Stiftung übertragen hat. Diese Gülten sind jedes Jahr zu St. Martin (uf sente Mertinis dage in deme wyntir) (1) unter anderem 12 Schilling Pfennige von Vogels Haus in der Judengasse (uffe Voygilz huͦse in der iuden gaszin) und ein Pfund Heller von der Synagoge (uffe der iudin schole) zu entrichten. Das Geld ist mit dem Zweck, Gott zu loben und für die Seelen von Siegfrieds Eltern zu bitten, bestimmt für die Stiftung eines alljährlichen Mahls für 72 arme Männer am Gründonnerstag, das morgens vor dem Hochamt auf dem Pfarrkirchhof zu Marburg an einer weiß gedeckten Tafel stattfinden soll. Der Pfarrer oder einer seiner 'Gesellen' oder, bei Verhinderung, ein anderer Priester sollen diesen Bedürftigen gegen ein Entgelt die Füße waschen. Vor der Tafel soll auch das Evangelium verlesen und von den Schülern unter Leitung ihres Meisters das Responsorium 'Homo quidam' gesungen werden. Pfarrer, Schüler und Arme sollen sodann die Gräber von Siegfrieds Eltern aufsuchen und dort für deren Seelenheil bitten. Der amtierende Bürgermeister und der älteste Schöffe aus dem Geschlecht der Imhof sind seitens der Stadt als Prokuratoren der Stiftung vorgesehen. Auch für die feierliche Begehung der jeweiligen Jahrgedächtnisse für Siegfrieds Vater und seine Mutter werden Regelungen getroffen. Der Bürgermeister, die Schöffen und der Rat zu Marburg bürgen für die Einhaltung der festgelegten Bestimmungen.

Ankündigung des großen Siegels der Stadt Marburg und des Siegels von Bruder Otte Elbin, Pfarrer zu Marburg, für sch und seine gesellin unde nochkuͦmelinge.

[…] gegebin […] noch Gadis gebuͦrthin, duͦ man schreib dryͤzehene huͦndirt iar, in deme ses unde fuͦnftzigesteme iare, uf den echtestin dag noch sente Michaelis dage des erczengelis.

(1) November 11.

Überlieferung:

Marburg, StadtA, Urkunden 1356 Oktober 6, Orig. (A 1), dt., Perg.; Marburg, StA, Urk. 13, Nr. 3185 (Orig.) (A 2); ebd., Urk. 13, Nr. 3186 (Orig.) (A 3).

  • Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg 1, Nr. 15, S. 78-80.
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Marburg 1, Nr. 65, S. 18.
  • GJ 3, 2, S. 846.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 29.06.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 51a, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00fk.html (Datum des Zugriffs)

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