Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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Brandenburg 1, Nr. 102

1343 April 7

Consules civitatis antique Berlin novi et veteris haben den Juden der Stadt gegen jährliche Zinsabgabe erlaubt, Vieh zu schlachten und Fleisch öffentlich zu verkaufen. Da dieses aber in der Ausführung dem Recht der Knochenhauer – also der Gildefleischer – mitunter zuwiderlaufe, sei eine weitere Regelung notwendig: Sie verbieten den Juden in Berlin, den Viehhändlern vor den Toren oder abseits des Marktes entgegenzuziehen, und bestimmen, dass sie auch gegen jährliche Abgabe nur auf dem Markt gehandeltes, gesundes und junges, aber nicht zu junges Schlachtvieh kaufen. Gleichfalls sollen sich auch die (christlichen Gilde-) Fleischer an die Bestimmungen halten. Die Juden sollen das Fleisch in nicht kleineren Teilen als Vierteln (vom ganzen Tier) verkaufen. Auch die Käufer des Fleischs dürfen es nur für den Eigengebrauch erwerben.

Poenformel und Siegelankündigung des Rates.

Datum et actum anno Domini M°CCC°XLIII°, fe[r]ia II p[ost] Palmas.

[] na godes bord dusent vn[de] drihund[er]t Jare vn[de] dri vn[de] virtich Jare des mandages na palmen […]. (1)

(1) Das Berlinische Stadtbuch gibt den Eintrag in lateinischer und daran anschließend in niederdeutscher Sprache wieder.

Überlieferung:

Berlin, LA, A Rep 500 – Rat zu Berlin Nr. 1, Bl. 53v–55r, Abschr., dt. u. lat.

  • Beer, Fleischstatut (1897) (niederdeutsch, annotiert);
  • Berlinisches Stadtbuch, S. 80–83 (mit Übers.);
  • UB zur Berlinischen Chronik, S. 81 f. (mit Übers., datiert 1343);
  • Historisch-Diplomatische Beiträge 2, S. 67–69;
  • Reliquiae Manuscriptorum 1, 1, S. 639 f.
  • Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln, Nr. 42, S. 69 f. (mit irriger Datierung auf 1313);
  • Urkundenbestand des Stadtarchivs Berlin (masch.), Nr. 54, S. 103;
  • Zum Codex diplomaticus, S. 22;
  • Fidicin, Chronik (1868), Sp. 80.
  • Maier, Tätigkeitsfelder (2010), S. 65 f.;
  • GJ 2, 1, S. 71;
  • Heise, Juden (1932), S. 73 f.;
  • Sello, Gerichtsverfassung (1881), S. 104
  • Nicolai, Beschreibung der königlichen Residenzstädte (1786), S. XXVI (Angabe nach Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln, Nr. 42 , S. 69 f.).

Kommentar:

Neben der irrigen, wohl lediglich auf einem Fehler in der Edition Berlinisches Stadtbuch, S. 80, basierenden Datierung in den Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln, S. 69 f., auf 1313, ist auch die Aufschlüsselung des Tages ebendort auf April 7 haltlos, wäre doch für 1313 der auf Palmsonntag folgende Montag (feria secunda) aufzuschlüsseln: April 9. Im Jahr 1343 jedoch fiel der in der Datierung angeführte Tag auf April 7.

Das Regest in den Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln, S. 69 f., bietet weiterhin mit einer rekonstruierten Zeugenliste eine unzulässige Ergänzung. Die dortige Anführung eines vermeintlichen Drucks des betreffenden Stücks bei: Fortsetzung der Marggräflich- nun Chur-Brandenburgischen Urkunden, S. 929, ist unbegründet. Lenz gibt in seiner Fortsetzung der Marggräflich- nun Chur-Brandenburgischen Urkunden vielmehr den Vergleich aus Brandenburg an der Havel zu 1315 wieder: BR01, Nr. 25.

Vgl. auch die Übertragung einer Berliner Regelung auf Strausberg 1346 (BR01, Nr. 129).

Das Berlinische Stadtbuch bietet den Eintrag sowohl in niederdeutscher als auch in lateinischer Sprache.

(jrc.) / Letzte Bearbeitung: 10.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 102, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-01xe.html (Datum des Zugriffs)

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