Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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133 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 79.

Brandenburg 1, Nr. 78

1335 Juni 8, Brandenburg

Markgraf Ludwig (Lodevicus dei gratia Brandeburgensis et Lusatie Marchio Comes palentinus reni Dux Bavarie Sacri Imperii ar[chi]camerarius) gestattet der Stadt Neustadt Brandenburg (nos fideles viri consules ac uniuersitas burgensium civitatis nostre noue Brand[enburg]) zur Unterstützung und Verbesserung der Stadt fünf Juden in der Stadt wohnen zu lassen:

Quod habeant secum in ciuitate libere quinque (1) judeos in subsidium et emendacionem ciuitatis.

Weiterhin werden das Malz-, Brau- und Gewandschnittmonopol in Stadt und zugehörigem Umland bestätigt.

Siegelankündigung (sigilli nostri secreti) des Ausstellers. (2)

Datum Brandeburg anno domini M° CCC° tricesimo quinto feria quinta ante Trinitatem.

Zeugen: Hermann von Henneberg, der markgräfliche Kammermeister Altman von Degenberg, Albert von Wolfstein (de volfsteyn), Johann von Buch (de Buc), Heinrich von Berlin, Griffoni offic[iali] nostro und weitere [Ungenannte].

Rückvermerk:

Privilegium Ludovici super libertatem Judaeorum, braxandi et pannicidarum de a[nn]o 1335 [nachmittelalterl.] - [Registraturvermerke - Rasurstellen]

(1) Verunechtend hinzugefügt – durch eine spätere Hand – die Auflösung zu einer arabischen Zahl: 5.

(2) Siegel anhängend erhalten.

Überlieferung:

Brandenburg a. H., StadtA, 0.1.0.-7, Orig., lat., Perg. .

  • CDB 1, 9, Nr. 48, S. 33 (irrig datiert).
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 5, Nr. 4227, S. 329.
  • GJ 2, 1, S. 106;
  • Bier, Siegel (1933), S. 128;
  • Heise, Juden (1932), S. 55 (mit irrigem Datum nach CDB) und 62 (mit irrigem Datum);
  • Tschirch, Geschichte (1928), S. 91;
  • Ackermann, Geschichte (1906), S. 15 f.

Kommentar:

Heise, Juden (1932), S. 62 (mit irrigem Datum 1335 Juni 2), und S. 55 (mit Datum nach CDB); bei CDB falsches Datum (Juni 9), so auch übernommen bei Ackermann, Geschichte (1906), S. 15, und in den Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 5, Nr. 4227, S. 329; Trinitatis fällt in diesem Jahr auf den 11. Juni, der unmittelbar vorausgehende Donnerstag (feria quinta) ist dann der 8. Juni; vgl. auch Bier, Siegel (1933), S. 128!

Der Nürnberger Burggraf Friedrich (VI.) von Zollern, der spätere Kurfürst Friedrich I., bestätigt dieses Privileg als sup[re]mus provisor et capitaneus der Mark Brandenburg 1412 Juli 12 (###CP1-c1-02c2###); Druck: CDB 1, 9, Nr. 138, S. 88, Archivalie: Brandenburg, StadtA., 0.1.0.-27.

Ob die Kennzeichnung der Umstände der Verleihung von Privilegien in beiden Städten Brandenburg (vgl. BR01, Nr. 56) als "in edlem Wetteifer " der "beiden Schwesterstädte" (Ackermann, Geschichte (1906), S. 15) zu kennzeichnen ist, erscheint angesichts der Entstehungsumstände eines solchen Privilegs fraglich, zumal nicht auszuschließen ist, dass Juden über die Stadtgemeinde auf Bestimmungen dieser Art Einfluss nahmen.

Der Erklärungsansatz in GJ 2, 1, S. 106, dass nämlich durch die beiden Urkunden zu 1323 und 1335 "wohl nicht sämtliche Juden in Brandenburg", sondern nur jene, die der Stadt Steuern zahlen, beschrieben seien, wo doch zum Unterhalt einer Synagoge mit Gottesdiensten mehr männliche Juden vonnöten seien (Minjan), und somit wohl die übrigen Juden dem Markgrafen steuerpflichtig gewesen sein müssten, besticht auf den ersten Blick. Er lässt jedoch außer Acht, dass bereits die hier bis zu acht (zwei oder drei 1323 zugelassene (vgl. BR01, Nr. 56) und fünf im Jahr 1335) zugelassenen Juden wohl männliche Hausvorstände waren, die gemeinsam mit ihren Familien eine signifikante Anzahl von Juden innerhalb der jeweiligen Stadt ausmachten. Überdies ist unklar, ob die Juden der Neustadt und der Altstadt die Synagoge der Neustadt (BR01, Nr. 50) – sofern es sich überhaupt um eine Gemeindeeinrichtung und nicht etwa lediglich um eine Beschreibung der Gemeinde gehandelt haben sollte – gemeinsam nutzten und unterhielten.

Bier, Siegel (1933), S. 128, sah die Archivalie als Fälschung an.

(jrc.) / Letzte Bearbeitung: 10.09.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 78, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-01xs.html (Datum des Zugriffs)

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