Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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Brandenburg 1, Nr. 54

1323 Februar 13

Die Grafen Günther, Ulrich, Alf und Busse von Lindow einigen sich mit der Stadt Neuruppin (den eraphtighen luden von rade unde den borghern (1) der Stad tu Reppyn) dass der Stadt zur Ablösung einer Verpfändung des Zolls besondere Rechte hinsichtlich des Zolls, der Juden, des Gerichts u. a. Angelegenheiten, zugestanden werden:

Jeder in der Stadt wohnhafte (wonhaphtich) Jude, der ein Grundstück (erve) besitzt, es sei Eigentum oder gemietet, und Schoss abführt, darf nach seinem Bedarf schlachten. Nur das, was er nicht verwenden möchte (wat em nicht en valt), darf er weiterverkaufen (dat schal hie verkopen und anders nicht).

Ebenso wird den Juden der Erwerb von Korn zur Produktion von Brot und Bier (tu oren brode unde tu oren byre) erlaubt. Das, was an Korn darüber hinaus von Juden erworben werde, sei regulär zu besteuern (daraf scholen sie schoten alse eyn ander borger). Zum Erwerb des Lebensunterhalts Gepachtetes wird zur Nutznießung zugelassen und vom Schoss ausgenommen: Hedde aver en[n]ich Jode pacht, dan scal hie sick maken, so hie nuttest mach unde scal dar nicht af schoten.

Siegelankündigung der Aussteller (2), Ausfertigung durch den Schreiber und Kaplan Bernd.

[…] ghegheven […] na der bord Godes dusent jar diehundert jar in deme drie unde twintigheseten jare des irsten sundaghes in den vasten.

Zeugen: Ritter Heinrich von Bellin, Ritter Henning und Hermann von Gülen, Ritter Heinrich von Neukammer (van Nykamere), Ritter Beteko van Wiltberghe (3), Ritter Arndt von Eichendorff (Ykendorpe), Ritter Hans und Hermann von Redern (Redere), die Knappen Peter von Rheinsberg (Rinsberghe) und Thideke van Lo.

(1) Hist.-dipl. Beitr.: borghen.

(2) Siegel nicht überliefert.

(3) Möglicherweise Wildberg/Vorpommern bei Neubrandenburg.

Überlieferung:

Potsdam, LHA, Kurmark, Rep. 8: Neuruppin, Feldmann I , S. 385 (Fotografie), dt.; In demselben Bestand weitere (Teil-)Abschriften in der Abschriftensammlung "Feldmann" II, S. 187 (Angabe nach Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – Kurmark 2, Nr. 6885, S. 258).

  • CDB 1, 4, Nr. 7, S. 287 f.;
  • Riedel, Diplomatische Beiträge 1 (1833), S. 304–306.
  • Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – Kurmark 2, Nr. 6885, S. 258;
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 5, Nr. 4212, S. 328;
  • Zum Codex diplomaticus, S. 22.
  • Maier, Tätigkeitsfelder (2010), S. 63;
  • Schultze, Neuruppin (1995), S. 33;
  • GJ 2, 2, S. 580;
  • GJ 2, 1, S. 102;
  • Heise, Juden (1932), S. 46.

Kommentar:

Maier, Tätigkeitsfelder (2010), S. 63, merkt an, dass die Wendung: Wat em nicht en valt auf die nicht koscheren Teile des Schlachtviehs hinweise. Bei Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – Kurmark 2, Nr. 6885, S. 258, unpräzise Aussage zu den Ausstellern.

(jrc.) / Letzte Bearbeitung: 10.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 54, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-01y4.html (Datum des Zugriffs)

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