Quellen zur Geschichte der Juden in der Mark Brandenburg (1273–1347)

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Brandenburg 1, Nr. 45

1321 August 24, Prenzlau

Die Herzöge v. Pommern, Otto [I.], Wartislaw [IV.] und Barnim [III.] verschreiben der Stadtgemeinde Prenzlau verschiedene Rechte. So geht etwa unter anderem (1) das Mühlenrecht (fryheit vnde Eigenthumb ouer de nien Mölen) an die Stadtgemeinde über. Die Mühlen waren in unmittelbarer Nähe einer als Judendorf bezeichneten Lage innerhalb der Stadt gebaut worden und dort sollten auch weitere entstehen: (2) […] de se hebben gebuwet binnen erer Stadt, bi dem Joden Dorpe vnd de se noch buwen willen herna binnen erer stadt bi dem Joden Dorpe […].

Weiterhin sollen die Juden den Ratmännern unterstehen und Bürgerrecht haben (de Juden, de da binnen (3) wohnen, de scholen sitten vnder der Rathmanne walt vnd tho Borgere rechte).

Siegelankündigung der Aussteller; die Verbürgung soll durch Stadtgemeinden erfolgen (to Borgen gesat vnse Stede): Greifswald (Griepswold), Demmin (Dymin), Anklam (Danglyn), Stargard (4), Stettin, Pyritz, Greifenhagen (5), Gartz (Gordetz), Penkun.

Desse Breue sind geschreuen vnd geuen na Gades Geburth dusenth Jahr drehundert Jahr in deme einen twintechsten Jahre, in der Stad to Premsslow, am Sunte Bartholomei Tage.

(1) So wird – neben anderen Vereinbarungen – die Gerichtsbarkeit (Richte vnd Vare) über die Münzmeister der Stadt geregelt.

(2) Ein Passus zu Mühlen befindet sich bereits in der älteren Urkunde von 1320 August 23 (BR01, Nr. 42), dort jedoch ohne Kennzeichnung der Lage der Mühlen in Nachbarschaft des Judendorfs.

(3) Bezieht sich womöglich auf das zuvor genannte Joden dorpe. Die Wohnlage habe sich – so Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2878, S. 859 – "in der südl. Neustadt" befunden.

(4) Wohl Stargard in Pommern (Stargard Szczeciński, Woiwodschaft Westpommern).

(5) Gryfino, Woiwodschaft Westpommern.

Überlieferung:

Potsdam, LHA, Kurmark, Rep. 8: Prenzlau, (U 28/1), Abschr., dt.; Potsdam, LHA, Rep. 8: Prenzlau, in den Urkundenabschriften zu Signatur Nr. 1003, fol. 37 ff. und Signatur 1004/1, fol. 28 ff. (Angabe nach Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 3, Nr. 3178 f., S. 189).

  • Pommersches UB 6, 1, Nr. 3533, S. 60–62;
  • CDB 1, 21, Nr. 48, S. 124 f.;
  • Seckt, Versuch (1785), Nr. 21, Urkundenanhang S. 175 (Teildruck).
  • Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs - Kurmark 2, Nr. 7343, S. 316;
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 5, Nr. 4285, S. 333;
  • Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer 3, Nr. 3178 und Nr. 3179, S. 189;
  • Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2878, S. 859;
  • Regesten aus den Fischerei-Urkunden der Mark Brandenburg, Nr. 144, S. 28 (Angabe nach Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – Kurmark 2, Nr. 7343, S. 316).
  • Bähr, Geschichte (1993), S. 5 f.;
  • GJ 2, 2, S. 662;
  • Heise, Juden (1932), S. 41 f. und 330 f.;
  • Seckt, Versuch (1785), S. 86.

Kommentar:

Die hier zugrunde liegende Edition in Riedels CDB druckt nach einem Breslauer Copialbuch: "J.F. 31, Blatt 41–44" (wohl Privilegia der Stadt Breslau aus der Steinwehrschen Sammlung I, so Regesten der Markgrafen von Brandenburg).

Regest bei Regesten der Markgrafen von Brandenburg, Nr. 2878, S. 859, ausführlich, auch mit Bezügen zu vorangegangenen und nachfolgenden Verträgen (Privilegien, Vergleiche). Der dortige Hinweis auf das Verzeichnis der von Dregerschen übrigen Sammlung, S. 57, mag nicht unrichtig sein, aus der Auflistung im Verzeichnis der von Dregerschen übrigen Sammlung geht ein klarer Bezug auf die hier beschriebene Urkunde aber nicht hervor. Daher wurde der bei Krabbo gegebene Hinweis hier nicht aufgeführt.

Vgl. auch BR01, Nr. 42 zu 1320 August 23, das bereits den hier prominent gemachten Passus zu iuden […] tuͦ burgere rechte wiedergibt, sowie die vergleichbaren Urkunden für Templin (BR01, Nr. 41) und Pasewalk (###CP1-c1-00bh###) zum selben Tage, sowie die Urkunde Herzog Rudolfs I. von Sachsen-Wittenberg für Guben von 1319 Oktober 13 (BR01, Nr. 38).

Zur hier erwähnten Wohnlage Judendorf etwas ausführlicher Heise, Juden (1932), S. 330 f. und Bähr, Geschichte (1993), S. 6 f. Zur Bezeichnung der jüdischen Siedlungslage als "Judendorf" oder "vicus iudeorum" vgl. ferner die Beispiele aus Salzwedel: BR01, Nr. 82 und ###CP1-c1-01wv###, sowie BR01, Nr. 48.

(jrc.) / Letzte Bearbeitung: 10.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2013, BR01, Nr. 45, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/BR01/CP1-c1-01yb.html (Datum des Zugriffs)

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