Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 8

1280 [zwischen Juli 28 und September 29]

Gottfried von Ensmingen berichtet in den von ihm zwischen 1290 und 1299 niedergeschriebenen Wundergeschichten von St. Maria in Straßburg zum Spätsommer 1280 (1): In St. Maria in Straßburg ist eine seit vielen Jahren verkrüppelte Frau aus Maursmünster (Mauromonasterium) geheilt worden. Die Menschen wollten der Frau erst keinen Glauben schenken, bis plötzlich der Prokurator des Konvents von Maursmünster namens Stange hinzutrat und versicherte, dass die Frau schon häufig an seine Tür geklopft und um Almosen gebeten habe. In Maursmünster sah man es als wunderbar und so ungewöhnlich an, dass sogar die Juden des Ortes sagten, sie wollten sich taufen lassen, wenn dies wahr sei. Der Abt und der Konvent von Maursmünster sowie der Herr von Geroldseck und die Einwohner von Maursmünster liefen barfuß mit Reliquien zusammen und zelebrierten eine Messe zu Ehren Mariens.

(1) Die 15 überlieferten Wunder sollen sich allesamt zwischen dem 28. Juli und dem 29. September 1280 zugetragen haben: Hec enim miracula et prodigia divinitus claruerunt anno Domini millesimo ducentissimo octuagesimo [sic!] a dominica proxima post festum beati Iacobi apostoli usque ad subsequens festum beati Michaelis … (Miracula s. Mariae, S. 114).

Überlieferung:

St. Paul im Lavanttal, Stiftsarchiv, 25.4.15. (37/1), fol. 95v-96r, Abschr. (spätes 13. Jh.), lat.

  • Miracula s. Mariae, S. 115 f.
  • Mentgen, Studien (1995), S. 34 f.;
  • Signori, Hagiographie (1990), S. 265;
  • GJ 2, 2, S. 526.

Kommentar:

Zur Verfasserschaft Gottfrieds von Ensmingen vgl. die Einleitung von Hegel, Chroniken (1870), S. 56. Bereits Mentgen, Studien (1995), S. 34 f., hat angenommen, dass es sich bei der Bereitschaft der Juden zur Konversion im Falle der Zuverlässigkeit des Wunders wohl um einen Topos handelt, der die Bedeutung des Wunders untermauern sollte. Allerdings geht er wohl zu Recht davon aus, dass in Maursmünster Juden zu dieser Zeit ansässig waren, da dies ansonsten der Glaubwürdigkeit des Berichts hätte abträglich sein können.

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 8, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01s3.html (Datum des Zugriffs)

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