Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 95

1317

Twinger von Königshofen berichtet über eine angeblich 1317 erfolgte Vertreibung der Juden aus Frankreich, wonach der König die Güter der Juden bis auf einen Turnosgroschen pro Person beschlagnahmt haben soll: Do men zalte 1317 jor, do det der kuͦnig von frangrich vohen alle iuden in sime kunigrich und nam in alles ir guͦt und gap ieglichem iuden einen alten grossen wieder und hies sü us sime lande scheiden.

Überlieferung:

Strasbourg, Grand Séminaire, Ms. 33, fol. 227r, Orig., dt.

  • Chronik des Jakob Twinger, S. 759.
  • Mentgen, Studien (1995), S. 82.

Kommentar:

Jakob Twinger von Königshofen wurde 1346 geboren; bald nach 1363 ist er als Vikar an der Straßburger Martinskirche bezeugt, kurz darauf als Kaplan des Marienaltars im Straßburger Münster. Neben weiteren Ämtern und Pfründen erhielt er 1395 auch ein Kanonikat im Straßburger Thomasstift. Er starb am 27. Dezember 1420. Twingers vor 1382 begonnene und bis zu seinem Lebensende reichende lateinische Chronik diente als Materialsammlung für seine deutsche Chronik. Die um 1380/90 verfasste Rezension A seines Werks blieb ebenso wie der Ellenhard-Codex und Fritsche Closeners Chronik im Archiv des Straßburger Frauenwerks erhalten (heute: Strasbourg, Grand Séminaire, Ms. 33). Dagegen wurde die zwischen 1382 und 1415 niedergeschriebene, ausführlichere und weiter reichende Rezension C der Chronik 1870 bei einem Brand vernichtet. Die Herausgeber der Chronik konnten noch auf dieses Exemplar zurückgreifen. Zu Jakob Twinger von Königshofen und seinem Werk vgl. Hassemer, Geschichte (2012);

class="smallcaps">Klein/Melville, [Art.] Twinger (1995); Köster, Jakob Twinger (1952); Hofinger, Studien (1974); Schoppmeyer, Chronik (1988); Warken, Geschichtsschreibung (1995); Schulte, Closener (1883), S. 283-299.

Nach den Herausgebern von Twingers Chronik soll dieser die Passage zur Vertreibung von 1317 von Matthias von Neuenburg übernommen haben. Da 1317 keine Vertreibung stattfand, allerdings 1306 und 1322/23, dürfte die Nachricht sich auf die von Matthias von Neuenburg erwähnte Ausweisung von 1306 beziehen. Vgl. dazu Mentgen, Studien (1995), S. 82, Anm. 37. Von Matthias von Neuenburg kann Königshofen die Information nicht übernommen haben, da diese in Bezug auf die Juden weit darüber hinaus reicht. Die Ausstattung der Ausgewiesenen mit jeweils einem Turnosgroschen ist anzuzweifeln; vgl. dazu Mentgen, Studien (wie oben).

(jmü.) / Letzte Bearbeitung: 06.01.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 95, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01s7.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

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