Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

Zurück zur Übersicht

337 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 73.

Elsass 1, Nr. 72

1309 Januar 14

Eine angeblich im Jahr 1444 im Chor der Kirche von Rufach angebrachte und 1906 mit Brettern verdeckte Inschrift bezieht sich auf einen auf den 14. Januar 1309 datierten Judenpogrom: Anno Domini MCCCIX in die Hylarii fuit combustio Judaeorum. (1)

(1) Zitiert nach Ginsburger, Juden in Rufach (1906), S. 10. Die Inschrift wurde Moses Ginsburger zufolge auch in das Rufacher Statutenbuch (Sign. AA 2) eingetragen.

Überlieferung:

  • Mentgen, Studien (1995), S. 349 (nach Ginsburger);
  • Ginsburger, Juden in Rufach (1906), S. 10.
  • Mentgen, Studien (1995), S. 349;
  • Ginsburger, Juden in Rufach (1906), S. 10;
  • Kraus, Kunst 2 (1884), S. 577;
  • Schoepflin, Alsatia illustrata 2 (1761), S. 81, § 126 (i).

Kommentar:

Kraus, Kunst 2 (1884), hat zu der zitierten Inschrift sowie zwei weiteren (Anno Dni MCCCXXXVIII. in conversione Pauli fuit interfectio Judaeorum und die auf das Anbringungsjahr bezogene mit der Angabe An. MCCCCXLIV.) folgenden Kommentar abgegeben: "Schon Mossmann [...] hat diese Inschriften, welche Schoepflin auf den Chormauern der Kirche las, vergeblich gesucht." Die Inschrift aus der Rufacher Kirche stellt den frühesten Beleg für die dortige Judenverfolgung am 14. Januar 1309 dar. Die Chronik des Maternus Berler aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s ergänzt, dass die Juden auf der so genannten 'Judenmatt' umgebracht wurden: Anno domini 1309 jor, an Sanct Hilarius tag synd zu Ruffach verbrant worden die juden uff einer matten, die darnach wart genannt die Juden matt (Fragments de la Chronique de Berler, S. 33). Zur Chronik des Maternus Berler vgl. EL01, Nr. 205. Auch jüngere Chroniken erwähnen die Ereignisse von 1309, wobei es zuweilen zu zeitlichen Ungenauigkeiten kam. Vgl. dazu Ginsburger, Juden in Rufach (1906), S. 9-11; Mentgen, Studien (1995), S. 348-350. In der zweiten Hälfte des 16. Jh.s behauptet Rabbi Josef haCohen in seinem Buch Emek haBacha unter Berufung auf Sebastian Münsters Cosmographia, binnen eines Jahres nach der 1298 erfolgten Zerstörung Rufachs durch König Adolf hätten sich die Bewohner Rufachs im Januar gegen die Juden erhoben und diese außerhalb der Stadt verbrannt; 29 Jahre später seien die übrigen Juden getötet worden (Joseph ha Cohen. Emek habacha, S. 45). Münster (Cosmographia, 5. Aufl., S. 543 f.) schrieb jedoch, dass nach der 1298 erfolgten Zerstörung Colmars durch König Adolf von den Juden ein groß Unruh ausgegangen sei, die schließlich dazu geführt habe, dass ein Teil der Rufacher Juden im Januar 1309 außerhalb der Stadt verbrannt worden sei. Die Übrigen habe man vertrieben. Specklin legt im 16. Jahrhundert in seiner Straßburger Chronik dar, dass die überlebenden Juden nach Colmar und Ensisheim sowie in andere Orten geflohen seien, wo sie umfangreiche Außenstände hatten, die sie einforderten, um schließlich erfolgreich Beistand zu erlangen. Bischof Johann von Straßburg (1307-1328) habe sich der Angelegenheit angenommen und einen Vergleich zustande gebracht, wobei auch viele Täter wegen der Misshandlung der Juden bestraft worden seien (Collectanées de Daniel Specklin, S. 334).

(gem./jmü.) / Letzte Bearbeitung: 03.05.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 72, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-01uc.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht