Quellen zur Geschichte der Juden im Elsass (1273-1347)

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Elsass 1, Nr. 84

1313 November 10, Colmar

Bruder Si(eg)fried, Propst des Klosters St. Peter zu Colmar, bekundet eine gütliche Übereinkunft mit dem Juden Jeckelin von Schlettstadt, dem für die von ihm geliehenen 60 Mark Silber plus Zinsen sechs Jahre lang der St. Peter gehörende Zoll zu Colmar verschrieben wird. Außerdem erhalten er oder seine Erben pro Jahr ein Fuder Rotwein. Jeckelin sagt Propst und Konvent daher aller Schulden ledig.

Ich, bruͦder Sifrid, der probest dez gotzhuses sant Petirs in der stat ze Colmer dez ordens von Cluniac[u]s, tuͦn kunt allen den, die disen brief sehent oder horent lesen, daz ich mit Iecelin, dem iuden von Slezstat (1), uber ein bin komen lieblich unde guͦtliche, als hie nach geschriben stat, daz ich ime und sinen erben fur die sehzig mark silbers, die ich ime schuldig was, unde fur den schaden habe versetzet unde geben den zol, den ich han in der stat ze Colmer von mimem herren, dem prior von Petterlingen, sehs iar nach ein ander ze habende, ze niessende unde ze samenende. Unde viengen die sehs iar an zuͦ der liehtmes, die nu nehest was. Und dar zuͦ sol ich im oͧch geben oder sinen erben alle iar in den sehs iaren ein fuͦder rotis wins. Were aber daz im oder sinen erben an dem zolle ieman von minen wegen oder von dez ordens wegen in den sehs iaren deheinen schaden tete ane geverde, so sollent sine die buͤrgen, die hie nach geschriben stant, unverscheidenlich haft sin fur sehzig mark silbers unde fur den schaden, der dannan hin dar uf gienge. Dis sint die buͤrgen, die ich ime dar umbe geben han: her Wernher von Wittenhein, ein ritter, Walther Kussephenning, Hesse Ioͧch vnde Uͦllin von Waffenhein, burger ze Colmer. Und ich, Iecelin der iude von Slezstat, der vorgenante, vergihe oͧch an disem brieve, daz ich den vorgenanten probest Sifrid unde sin gotzhus lidig han verlassen unde lidig sage aller der schulde, die er mir schuldig waz unze an den tag, daz wir mit ein ander uberein kamen, dez wirt nu ze der liehtmes, die nu nehest kunt, ein iar, unde oͧch dez schaden. Wenne oͧch die vorgenanten sehs iar us koment, [so soll] (2) dem vorgenanten probest Sifrid oder sinen nachkomen der vorgenante zol lidig sin ane wider rede. Unde umbe ein urkuͤnde dirre dinge so bitten wir ze beiden siten disen brief besigeln mit der burger ingesigel von Colmer. Unde wir, der schulthesse, der meister, der rat unde die burger von Colmer, wand wirs gebetten sint umbe ein vrkuͤnde dirre dinge, so henken wir unser ingesigel an disen brief. Der wart geben ze Colmer, an sant Martins abende nach gotis gebuͤrt driuzehen hundert iar unde in dem drizehenden iare. Unde ich, bruͦder Sifrid, der vorgenante probist, henke oͧch min ingesigel an disen brief an dem tage unde in dem iare, alse do vor geschriben stat.

(1) Jeckelin von Schlettstadt ist zu diesem Zeitpunkt bereits Bürger von Speyer (civis Spirensis); vgl. ###CP1-c1-00ur###.

(2) Textausfall wegen eines Lochs im Pergament.

Überlieferung:

Colmar, AD Haut-Rhin, 3 G 16/D I 8, Orig., dt., Perg.

  • Regestes du prieuré de Saint-Pierre, Nr. 35, S. 126.
  • Maier, Tätigkeitsfelder (2010), S. 37, Anm. 115;
  • Kammerer, Vosges (2001), S. 218, Anm. 259;
  • Schmitt, Trésor (1996), S. 138;
  • Mentgen, Studien (1995), S. 474 und 496;
  • Mentgen, Geschichte (1990), S. 52;
  • GJ 2, 1, S. 417;
  • Ginsburger, Première communauté (1938), S. 67.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 03.05.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2014, EL01, Nr. 84, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/EL01/CP1-c1-02cc.html (Datum des Zugriffs)

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