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Elsass 1, Nr. 86

[um 1314/15]

Der Dominikaner Seraphin Dietler wurde im Jahr 1701 Beichtvater der Dominikanerinnen zu Schönensteinbach in Wittenheim bei Mülhausen und verfaßte dort eine am 20. November 1707 abgeschlossene Chronik der Geschichte des Klosters anhand verschiedener Vorlagen und Quellen. Eingeordnet zwischen die Jahre 1314 und 1315 wird dort von einer großen wirtschaftlichen Not der Klosterfrauen in jener Zeit berichtet, die kaum noch etwas zu essen gehabt hätten. (1) Einer ihrer Gläubiger war dem Bericht zufolge ein Jude: "So waren sie einem juden Salmanus (2) mit namen 45 Marckh schuldig, der das Gotshaus deswegen sehr ängstigte, auch mit gewalt wolte bezahlt sein. Entlichen aber hat er sich selbs über die arme Closterfrauwen erbarmet, der ihnen das zihl der bezahlung gesetz bis auff Heilige Weichnachten auff welche Heilige zeit vnfehlbarlich die bezahlung folgen solte: Aber der termin war ihnen gar zu kurtz, weilen sie nichts haten zu bezahlen, auch nicht wusten etwas zu bekummen, zu dem so waren sie auch anderwerts noch vill mehr schuldig, so wohl in früchten als auch in gelt." (3)

(1) Dies ist wahrscheinlich vor dem Hintergrund der 1315 in Europa einsetzenden und mehrere Jahre währenden großen Hungersnot zu sehen; vgl. Jordan, Great Famine (1996).

(2) Möglicherweise handelte es sich um den in jenen Jahren bedeutenden jüdischen Finanzier Salman Buhtrum oder Buchtram aus Colmar; vgl. Nr. EL01, Nr. 96 u. EL01, Nr. 82.

(3) Seraphin Dietler. Chronik, S. 141 f.; zum Autor und seiner Chronik s. S. V-XII.

Überlieferung:

• Mentgen, Studien (1995), S. 496;
• Seraphin Dietler. Chronik, S. 141 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 19.04.2017

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