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Elsass 1, Nr. 20

1288 August 29, Rieti

Papst Nikolaus IV. schreibt an König Rudolf [von Habsburg] und lobt eingangs ausführlich dessen herrscherliche Tugenden. Er lässt ihn jedoch wissen, dass er seitens einiger Juden unterrichtet wurde, dass deren Rabbiner Meir von Rothenburg (magister Mehir de Ruthenburth), der Rudolfs Jurisdiktionsgewalt unterstehe, auf königlichen Befehl hin gefangengenommen worden sei und ohne vernünftigen Grund im Gefängnis [zu Ensisheim im Oberelsass] festgehalten werde, obgleich er nichts gegen die christliche Religion oder die königliche Majestät verbrochen habe und auch sonst keines Verbrechens schuldig oder überführt worden sei. Man habe deshalb ihn, den Papst, demütig ersucht, den König um die Freilassung des Juden zu bitten. Aus Menschlichkeit den Juden gegenüber, deren Fleisch der Herr Jesus Christus habe annehmen wollen, und weil eine Strafe ein Delikt bedinge, bittet und ermahnt der Papst den König, besagten Juden, falls dieser nichts zum Schaden der christlichen Religion unternommen oder die königliche Majestat angegriffen oder sonst etwas [Strafwürdiges] begangen habe, aus Ehrerbietung gegenüber dem apostolischen Stuhl und dem Papst freizulassen, auf dass Rudolf sich Gott [noch] wohlgefälliger erweise, die Gunst des Heiligen Stuhls genieße und sein Name es verdiene, hoch gerühmt zu werden.

Datum Reate, IIII kalendas septembris, anno primo.

Überlieferung:

• Apostolic See 1, Nr. 259, S. 266 f.;
• Actenstücke zur Geschichte des Deutschen Reiches, Nr. 321, S. 341 f. (zu Juni 22).

• Registres de Nicolas IV 1, Nr. 313, S. 58.

• Güntzel, Iudei (2010), S. 123 (zu Juni 22);
• Lohrmann, Päpste (2008), S. 154 f.;
• Synan, Popes (1965), S. 122;
• Agus, Rabbi 1 (1947), S. 149;
• Vogelstein/Rieger, Geschichte 1 (1896), S. 252.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 11.02.2014

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