Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 207

1344 März 25

Reinhard, Herr zu Westerburg, bekundet, dass er 160 Pfund Heller guter Währung bei den Frankfurter Juden Gumprecht, Lewi und Meir zum Storch entliehen und dafür einen Hengst als Pfand gestellt hat. Bis zur Rückzahlung sollen wöchentlich fünf Pfund an Zinsen sowie für die weiteren Kosten (for ahtzuͦnge von knehte und von perde) anfallen. Der Hengst darf durch die Gläubiger im Falle der ausbleibenden Rückzahlung erst acht Tage nach Pfingsten verkauft werden. Reicht der Erlös aus diesem Verkauf nicht zur Deckung der Kosten aus, fällt auf die verbleibende Schuldsumme bis zur vollständigen Begleichung der Schulden der übliche Zins (gewenlichen gesuͦch) pro Pfund und Woche an. Stirbt der Hengst oder kommt er auf andere Weise zu Schaden, hat dies keinen Einfluss auf die Schuldsumme. Als Bürgen verpflichten sich die Ritter Thile von Beldersheim (Beldirsheim), Johann Schade, Jakob Fleming und sein Bruder Heinrich Fleming sowie die Edelknechte Gottfried von Beldersheim (Beldirsheim) und Anselm von Howizel (Hoviszel) auf Mahnung durch die Gläubiger jeweils mit einem Knecht und einem Pferd Einlager in dem Haus der genannten Juden leisten (zu leysten in der vorgen[ant] judin hus); dies gilt jedoch nicht für den Ritter Heinrich Fleming, der garantiert, ein geeignetes Pfand zu stellen. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden der Juden zu bedienen. Auch weitere Kosten zur Versorgung des verpfändeten Pferdes bis hin zum Hufbeschlag (an der kuͦst uf den hengist […], ez sie zu besl[e]hen […]) sollen durch den Herren von Westerburg getragen werden. Der Aussteller und seine Bürgen siegeln.

Der geben ist nach Cristus geburt druͦzenhondird iar und in dem vier und vierzigensten iare, uf den nehsten duͦnerstag for Phalme tage.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 93, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 82. S. 25 f.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 147, Anm. 238;
  • Kracauer, Geschichte der Juden (1925), S. 116.

Kommentar:

Die Rückzahlung der Schulden verzögerte sich offenbar erheblich, da noch im Dezember 1345 der als Bürge fungierende Ritter Johann Schade sich mit den drei Gläubigern über die Umsetzung seiner Verpflichtungen zu einigen versuchte; vgl. FW01, Nr. 235.

(chj.) / Letzte Bearbeitung: 09.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 207, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-005r.html (Datum des Zugriffs)

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