Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 230

1345 September 29, Frankfurt a. M.

Junge von Breitenbach, Bürger zu Gelnhausen, bekundet, dass er im Auftrag Heinrichs von Isenburg, Herr zu Büdingen, am Michaelstag (IX 29) von den Frankfurter Juden Falk von Münzenberg, dessen Sohn Josef und Josef von Worms (umme Falken von Mynzinberg, um Joseben von Wurmeze und um Joseben, des vorgenanten Falken sun, iuden zu Frankinford) 22 Pfund Heller geliehen habe. Nach Ablauf eines Jahres hat er den Juden hierfür 33 Pfund Heller zurückzuzahlen. Zahlt er den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet (daz dritteil zu nach marzal, als lange ez sich vergangen hette). Weiter bekundet Junge, dass er im Auftrag Heinrichs weitere 94 Pfund Heller von den genannten Juden am Katharinentag (XI 25) leihen wird. Diese sollen nach Ablauf eines Jahres mit 141 Pfund Heller zurückgezahlt werden. Bei früherer Rückzahlung gelten die Konditionen des ersten Geldbetrages. Als Bürgen werden die Frankfurter Bürger Hamann (Hanmannen) von Holzhausen, Hartwig Stralenberg (Hertwigen Stralinberg), Konrad Löwenstein (Cuͦnraden Lewenstein), Konrad Wolf von Siegen (Cuͦnraden Wolfin von Sygen), Heilen Stozen und Kulmann Schäfer (Culmannen Schefer) sowie die Gelnhäuser Bürger und Brüder Konrad und Werner Goldsack (Cuͦnraden und Wernhern Goltsecke) genannt. Die Bürgen verpflichten sich, im Falle einer Zahlungsverzögerung auf Mahnung der Juden mit einem Knecht und einem Pferd zum Einlager im Haus eines der Juden oder in einer offenen Herberge inFrankfurt (so sal ir itzlicher leisten mit eyme knethe und mit eyme perde zu Frankinford in der vorgenanten iudin hus eynes, wilcher sie wollen, oder daselbis in eyner uffen herberge, wo sie die iudin inwisen). Nach Ablauf der Jahresfrist werden für beide Kredite die gewöhnlichen wöchentlichen Zinsen berechnet. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden der Juden zu bedienen. Der Schuldner verzichtet auf Privilegien zur Tilgung der Schulden (noch mit gebaden des bapstes noch des keysers noch nummer nyman von mynen wegen). Besiegelt durch den Aussteller und sieben seiner Bürgen.

Actum et datum anno domini Mᵒ.CCCᵒ.XL quinto, in die beati Michahelis archangeli.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 101, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Herren von Hanau 2, Nr. 679, S. 667-669.
  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 90, S. 30;
  • Gelnhäuser Regesten 1, Nr. 413, S. 202.
  • Mentgen, Einlager (2008), S. 63;
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 143 f.;
  • Kellenbenz, Juden (1963), S. 215;
  • Kracauer, Geschichte der Juden (1925), S. 114.

Kommentar:

Junge von Breitenbach gehörte der in dieser Zeit wohl bedeutendsten Familie Gelnhausens an. So war ihm und seinen Brüdern Johann und Hartmann im September 1344 der ihnen bereits zuvor zustehende Zoll und Marktzoll der Reichsstadt Gelnhausen durch Ks. Ludwig den Bayern nochmals bestätigt worden; vgl. UB zur Geschichte der Herren von Hanau 2, Nr. 658, S. 644 f.

(chj.) / Letzte Bearbeitung: 10.04.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 230, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-006u.html (Datum des Zugriffs)

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