Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 273

1347 August 29

Siegfried von Breitenbach, Bürger zu Gelnhausen, hat auf Rechnung der Edelknechte Berthold von Ursel und Kuno von Hornau vom Frankfurter Juden Falk von Münzenberg 60 Pfund Heller geliehen. Nach Jahresfrist müssen dem Juden 90 Pfund Heller zurückgezahlt werden. Zahlt er den Betrag vor Ablauf eines Jahres zurück, so wird lediglich ein Zins von eineinhalb Heller pro Pfund und Woche berechnet. Als Bürgen verpflichten sich Junge von Breitenbach (Vater Siegfrieds), Lotze von Holzhausen (Neffe Siegfrieds), Hertwig Strahlenberg und Heinrich Emer, weltlicher Richter in Frankfurt, im Bedarfsfall Einlager mit jeweils einem Pferd im Haus des Juden zu leisten. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall eines Bürgen Ersatz zu stellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zum Schaden des Juden zu bedienen. Da Siegfried selbst über kein Siegel verfügt, siegeln lediglich die vier Bürgen.

Ich Sifrid von Breidinbach, burger zuͦ Geilnhusen, bekenne uffinbar an disem brife, daz ich entnuͦmen han uf Bertolden von Ursele und uf Cuͦne von Hornauwe edelknehte uf den dag, alz diser brif gegeben ist, um Falken von Mynzenb[er]g, judin zuͦ Frank[enfur]t, und um sin erben seszig phuͦnd hall[er] houbit geldis guder weruͦge, ubir ein ganzis jar zu geldene um nuͦnzig phuͦnd hall[er] ouch guder weruͦge. Also gebe ich den judin diz houbit gelt in diser nehsten jarisfrist und daz driteil zu nach marzal, alz lange alz ez sich vergangen hette (1), da mide sal in begnuͦgen. Und setzen zuͦ burgen dem juden fuͦr houbit gelt und fur schaden unvorscheid[enlich] Jungen von Breidinbach, minen vader, Hertwigen Stralinb[er]g, Luͦtzen von Holzhusen, minen nefen, und Heinrichen Emer, wertliche rihter, burgere zuͦ Frankinford, die ich globin zuͦ losen an eit und an schaden. Also stuͦde diz gelt ein gantz jar unvergoldin, wan dan dar nach die vorgen[an]t mine burgen gemant werden, so sal ir itzlicher leisten mit eyme perde zuͦ Frank[enfur]t in dez vorgen[an]t Judin hus eyn perd nach dem andern, alz dicke alz ez not gesche und gemant werde und alz lange biz houbit gelt und schaden gentzliche wirt vergoldin. Ginge die keiner abe der vorgen[an]t min burgen, daz god wende, e houbit gelt und schade gentzliche vergoldin werde, so globin ich dar nach bine eime monde einen andern alz gudin an sin stat zuͦ setzen, alz dicke alz ez not gesche und gemant werde. Wo ich des nit endede, so sullen die andern leisten alz vore alz lange biz ez gesche. Mine burgen leisten ader nit, so sal doch nach diser nehsten jarsfrist uf nuͦnzig phuͦnd hall[er] gewenlich gesuch gen zuͦ ie der wochin, alz lange alz ez stet geschriben. Ich globin mit gude trwuen mich nuͦmer gein dise judin zu behelfen um gesuch noch um schaden disses geldis mit geistlichme noch mit wertlichme gerihte noch nuͦmer nyman von minen wegen, daz sie mit iche betruben muͦge dan in ir houbit gelt mit dem gesuche gutliche zu gelden. Wont ich Sifrid inges[igel] nit enhan so, verb[in]den ich mich und mines vader inges[igel]. Und wir Juͦge von Breidinbach, Hertwin Stralinb[er]g, Lutze von Holtzhusen und Heinrich Emer die vorgen[an]t globin gude burgen zuͦ sine dez vorgen[an]t Sifrides gein die vorgen[ant] judin in aller der wise, alz vor stet geschriben. Und hant dar ume unsir ingesigele alle an disen brif gehangen zuͦ urkuͦnde diser vorgen[an]t dinge actuͦm et datuͦm anno d[o]mi[ni] MᵒCCCᵒXLVIIᵒ in decollatione beati Johannis baptiste.

Rückvermerk:

חייב זיכריט מבריידנבך צ׳ ליט[ יום רע ]יחן במעשע ק׳ח׳ל׳ [Es schuldet Sichrit von Breitenbach 90 Lit[ra] (Pfund) am Unglückstag Johans in der Messe 108 (1348)]

(1) Dies entspricht einem wöchentlichen Zinssatz von eineinhalb Heller pro Pfund.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 119, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 117, S. 43.
  • Heil, Vorgeschichte (1991), S. 143 f.

Kommentar:

Der Schuldner Siegfried gehört zu einflussreichen Gelnhäuser Patrizerfamilie derer von Breitenbach, der Bürge Lotze von Holzhausen zu einer der mächtigsten Frankfurter Familien. Immer wieder erscheinen Angehörige der Holzhausen in Verbindung mit denen von Breitenbach, so FW01, Nr. 230, FW01, Nr. 242, FW01, Nr. 243 und FW01, Nr. 272.

Im hebräischen Rückvermerk ist der vereinbarte Rückzahlungstermin (1348 VIII 29) angegeben, wobei Decollatio beati Johannis baptiste im Hebräischen mit "Unglückstag Johanns" umschrieben wurde.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 273, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-017l.html (Datum des Zugriffs)

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