Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 249

1346 Mai 25

Gipel von Holzhausen, Schöffe und Vertreter des Schultheißen in Frankfurt, bekundet, dass Ruprecht, Schultheiß von Mühlheim, dessen Bruder Ebel und Schmied Ruprecht von Meilsheim von der Frankfurter Jüdin Gude, die Tochter des Juden Sannel ist, 13 Pfund Heller weniger fünf Schilling geliehen haben. Die Laufzeit beträgt ein ganzes Jahr und außer den fälligen Zinsen haben die Schuldner noch zwei Simmer Korn zu liefern. Als Bürgen verpflichten sich Henkin bei der Mühle, Erwin von Husin und Ruprecht, Schwiegersohn Engels von Meilsheim, im Bedarfsfall Einlager in einer offenen Herberge in Frankfurt zu leisten. Sollte die Jüdin auch nach der Leistung des Einlagers nicht die ganze Schuldsumme nebst Zinsen erhalten, so können die Schuldner gepfändet werden, als sei es vor Gericht erklagt worden. Sollten die Pfänder der Schuldner nicht ausreichen, um die Forderungen Gudes zu decken, so dürfen auch die Bürgen gepfändet werden. Es folgen die Bestimmungen, bei Ausfall der Bürgen Ersatz zu bestellen und sich keiner geistlichen oder weltlichen Gerichts zum Schaden der Jüdin zu bedienen. Es siegelt Gipel von Holzhausen.

Ich Gyple von Hulzhusin ein scheffin zuͦ Frankenford, der da saz an eins schultheisin stat da selber an gerichte, bekenne uffinlichen an disme bryfe allin den dysin lesen adir horen lesen, daz stunt vor mir Rupprecht schultheise von Molinheim, Ebyl sin brodir und und [sic] Ruprecht smit von Meilzheim und bekanten samptaft, daz sy un ere erbin schuldig worden ane vonf schillinge druͦzehin phunt heller guder werunge von pingisten ubir ein gantzis iar noch gift disez brifez Gudin, Sannelz thothern juden zuͦ Frankenford, un eren erbin, dar sie sin sachwalden und burgen sint. Und haben dar zuͦ burgen gesast Henkin bij der molin, der war von Husin, und Ruprachte, Engeln eidin von Meckheim, und zwey simmern korntz sint sii auch schuldig. Also bescheidinlich were iz sache, daz der juden nit werde vergulden nach dem vorgenant zille, wele zit sij och ir guden bode dan dii sachwalden und ere burgen manit, so solle sij sempliche leisten in einer uffin herburge zuͦ Frankenford. Ginge auch der vorgenant burgen keiner abe von totez wegin, so sollin dij sachwalden vorgenant einen andern alz guden setzen an dez vorfarnen stad als dicke sin noch geschit. Und auch dez nit geschit, so sallin sij alle und samptliche infarin und leisten alsz lange biz iz geschit. Dez hant se sich verwilkort vor mir Gyplen vorgenant sachwalden und eren burgen. Were iz sache, daz der juden odir erin erbin nit werde vergulden gentzelich houbit gelt gesuch noch dem vorgenant zille von leistunge, so sal der schuldyge adir alle dan an siner stad dis zit heisin einen rychther, daz er den sachwalden und burgen an pande glicherwiz alz wer iz erclagit vor schuldheisin und vor scheffin zuͦ Frankenford an dem gerichte. Findet man nit pande genug an in, so sal man ere burgen penden glicherwiz alz se auch globen und unser burgen zuͦ losen an eit und ane schaden. Unser burgen leistin ader nit so get doch nach dem vorgenant zil uff ie detz phunt gewenlich gesuch alz lange alz iz sted unvergolden. Sich nit zuͦ behelfen mit geistliche ader mit werntlichen gerichte. Daz dit ding stede und feste sij so han ich Gypel vorgenant von bedewegen sachwaldin und erer burgen vorgenant min ingesigel zu eime zugnisse an disin brif gehangen. Actum anno domini MᵒCCCᵒXLVIᵒ in die s[anc]te Urbani.

Rückvermerk:

שופט ממולשהי׳ יג׳ ליט׳ ה׳ דינ׳ פחו׳ [Richter aus Mülsheim 13 Lit[ra] (Pfund), 5 dinarim (Schilling) weniger]

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 110, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 102, S. 35.

Kommentar:

Der hebräische Rückvermerk gibt lediglich einen der drei genannten Schuldner an. Zudem wird die die Höhe des Darlehens vermerkt. Hierbei tritt wiederum deutlich hervor, dass die hebräische Bezeichnung "dinarim" mit Schilling zu übersetzen ist.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 10.01.2014

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 249, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-018f.html (Datum des Zugriffs)

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