Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1273–1347)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 1, Nr. 4

1275 Februar

Albertus Magnus transsumiert eine Bulle Papst Innozenz' IV. von 1247 VII 5, die bereits Papst Gregor X. am 1274 VII 7 erneuerte. Hierin spricht Innozenz die Juden in Deutschland (iudeorum Alemannie) von dem Vorwurf frei, zu rituellen Zwecken Blut von Christen zu gebrauchen. Er ruft weiter auf, nicht wegen der genannten Anschuldigungen gewaltsam gegen die Juden vorzugehen. Eine Bekehrung der Juden stehe allein der Barmherzigkeit Gottes zu (conversionem dominus miseratus expectat). Bei Zuwiderhandlung drohen den Beteiligten Kirchenstrafen (per censuram ecclesiasticam).

Datum anno domini M#'oCC#'oLXX#'oIIII#'o mense februarii.

Rückvermerk:

זה הכתב מן אפיפיור עבו׳ שקצים [Diese Schrift ist vom obersten Bischof wegen der Anschuldigungen von Greueltaten]

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Bartholomäusstift Urkunden 77, Insert, lat., Perg.

  • UB Frankfurt 1, Nr. 532, S. 255-257.
  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 13, S. 4 f.
  • Andernacht, Verpfändung Frankfurter Juden (1973), S. 14;
  • GJ 2, 1, S. 239;
  • Kracauer, Geschichte 1, 1925, S. 12;
  • Kracauer, Politische Geschichte, 1911, S. 14.

Kommentar:

Vgl. hierzu FW01, Nr. 2 und FW01, Nr. 21. Die Ausfertigung der Urkunde im Institut für Stadtgeschichte (ISG) Frankfurt ist seit den 1980er Jahren vermisst. Der hebräische Vermerk auf der Rückseite ist in einer deutschen Übersetzung ediert (UB Frankfurt 1, Nr. 532, S. 255-257; UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 13, S. 4 f.). Eine Abschrift des hebräischen Textes findet sich sowohl im Nachlass von Shlomo Ettlinger (Frankfurt, ISG, S1/160-10,1, S. 15), wobei es sich um einen unkorrigierten Entwurf zum späteren GJ 2-Artikel zu Frankfurt am Main handelt, als auch in jenem GJ 2-Artikel zu Frankfurt (GJ 2, 1, S. 247, Anm. 9). Hiernach wurde der Vermerk an dieser Stelle ergänzt. Ob sich die Edition des Vermerks bei Apostolic See 1, Nr. 237, S. 245 f., nach der Archivalie oder nach dem GJ 2-Artikel richtet, bleibt unklar. Die hebräische Notiz zeugt davon, dass die jüdische Gemeinde Frankfurts ein eigenes Gemeindearchiv unterhielt, in der die für die städtischen Juden wichtigen Urkunden aufbewahrt wurden. Wie das Dokument in den Bestand des Bartholomäusstiftes gelangt ist, kann nicht im Einzelnen rekonstruiert werden, hängt aber wohl mit den Ereignissen vom Sommer 1349 zusammen.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 24.05.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2011, FW01, Nr. 4, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW01/CP1-c1-021d.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

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