Quellen zur Geschichte der Juden im Bistum Konstanz (1273-1347)

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Bm. Konstanz 1, Nr. 30

1287 Oktober 23, Esslingen

König Rudolf [I.] von Habsburg beurkundet, dass Erzbischof Heinrich [II.] von Mainz zwischen ihm und seinen Verbündeten sowie dem Grafen Eberhard von Württemberg und dessen Verbündeten geschlichtet habe wegen aller Vorkommnisse seit dem Frieden von Stuttgart (1). Diese Vereinbarung soll auch für alle Bürger des Reiches, Christen oder Juden, gelten (Er soll oͧch gelten des riches burgeren kristen unde juden). Zusätzlich wird ein Schiedsgericht mit je zwei Personen von beiden Seiten eingesetzt. Als Obmann hat man sich auf den Erzbischof von Mainz geeinigt. Dieses Gremium soll die Höhe der Schulden des Grafen erkunden und bei Streitigkeiten zwischen ihm und seinen Gläubigern eine Einigung aushandeln. Sollten die vier Richter zu keinem Kompromiss gelangen, hat der Erzbischof das letzte Recht zur Entscheidung in der Angelegenheit. Graf Eberhard soll des Weiteren für den Schaden eingestehen, den er seit der vorangegangenen Sühne (1) verursacht hat. Diesen Schaden zu beziffern, wird Konrad von Rechberg dem Älteren, Swigger von Gundelfingen und Berthold von Mühlhausen aufgetragen. Zusätzlich soll wegen der Schulden des Grafen, die er jetzt oder später bei Christen und Juden hat oder haben wird (die er den kristen unde den juden schuldik ist unde wirt), und als Entschädigung für den seit der Vereinbarung von 1286 entstandenen Schaden, seine Burg Waldhausen an Swigger von Gundelfingen als Pfand bis zur endgültigen Zahlung der ausstehenden Summen ausgeliefert werden. Falls der Graf die vereinbarten Ratenzahlungen nicht einhält, soll die Burg an den König überantwortet werden. Dies befreie aber den Grafen und seine Bürgen, die er gegenüber Christen und Juden eingesetzt hat (die er kristen oder juden gesetzet hat), nicht von ihren Zahlungsverpflichtungen.

Disu suͦne diu beschach zu Ezzelingen, an dem nehsten donrstage vor sante Symon und sante Judas Tage der zwelf boden, do man zalte von Gotes geburte tusent zwei hundert unde siben unde ahtzich iar. (2)

Als Zeugen fungieren Konrad [II.], Herzog von Teck, Albrecht [II.], Graf von Hohenberg-Rotenburg, Burchard [VI.], Graf von Nagold-Hohenberg, Eberhard [I.], Graf von Katzenelnbogen, Ulrich, Graf von Schelklingen, Konrad [III.], Graf von Vaihingen, Heinrich, Graf von Freiburg, sowie die Edlen Gottfried von Hohenlohe, Gerlach von Breuberg, Heinrich von Brauneck, Ulrich [I]. von Hanau und Konrad d. Ä. von Weinsberg unde ander des riches getruwen.

Nach deren Auflistung bekundet Graf Eberhard von Württemberg, dass er eidlich geschworen hat, die beschlossene Sühne zu halten. König Rudolf, Graf Eberhard und Erzbischof Heinrich [II.] von Mainz kündigen ihre Siegel an.

Dirre brief wart geben unde geschriben an der stat, an dem tage und an dem jare, als da vor geschriben stat.

Rückvermerk:

1) kung Rudolff grave von Hapspurg hat offen krieg gehat mit grave Eberharte und He[i]nr[ich] zu Meinss und daß zur richtunge anno MCCLXXXVII (15. Jh.); 2) Wie zwischen konig Ruͦdolph und seinen helfern einerseits und graf Eberhart zuͦ Württemberg und seinen helfern andererseits, Erzbischof Heinrich zuͦ Menz ze Ezslingen ein swere suͦne gemacht hat umb alle die sach und briefe so zwischen inen uffgeloffen waren, seyd der suͦne so zuͦ leztt zuͦ Stuͦttgart ward uffgezeichnet (15. Jh.); weitere neuzeitliche Rück- und Registraturvermerke

(1) 1286 November 10 (KN01, Nr. 26).

Überlieferung:

Stuttgart, HStA, Best. H 51, U 126, Orig. (Digitalisat), dt., Perg.

(Michael Schlachter) / Letzte Bearbeitung: 29.07.2020

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2020, KN01, Nr. 30, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/KN01/CP1-c1-00ne.html (Datum des Zugriffs)

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